Süddeutsche Zeitung

Stadtverschmutzung:DNA-Analyse für Hundekot

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Ein DNA-Labor zu betreiben - das würde sich lohnen. Denn jetzt gibt es die Idee, das Erbgut aller Münchner Hunde in einer Datenbank zu erfassen. Um besser Jagd auf ihren Dreck machen zu können.

Eine Glosse von Dominik Hutter

Bello, rechtfertige Dich! Denn so, da sind wir uns alle einig, kann es nicht mehr weitergehen. Täglich tonnenweise Kot auf Münchens eigentlich doch so appetitlichen Gehwegen - da dreht es dem kultivierten Stadtspaziergänger den Magen um. Zwar ist bekannt, dass Hunde große Freude an Stoffwechselrelikten haben. Beim Menschen aber sind derlei Neigungen weniger stark ausgeprägt, und um dessen Stadt handelt es sich hier schließlich.

Weshalb jetzt endlich durchgegriffen wird: Künftig sollen Ordnungshüter ausströmen, die eine beweiskräftige Menge des illegal abgeladenen Kots sichern und per DNA-Analyse dem Übeltäter zuordnen. Das fordert zumindest die Stadtratsfraktion Bürgerliche Mitte. Weil der Hund keine Rechtspersönlichkeit hat und daher nicht belangt werden kann, muss Herrchen oder Frauchen dann eine vermutlich saftige Strafe aufbringen. Und wird beim nächsten Mal hoffentlich die Sauerei mit Hilfe einer Plastiktüte wegräumen - auch das kann der Hund ja nicht selbst.

Tiere müssen intimes Erbgut abliefern

Ob mit diesem Plan die städtische Datenschutzsatzung für Vierbeiner und andere Kotquellen tangiert wird, ist noch offen. Denn natürlich funktioniert das Ganze nur, wenn zuvor eine DNA-Datei aller Münchner Hunde zusammengestellt wurde, wenn die armen Tiere also ihr höchst intimes Erbgut abliefern müssen, ganz unter Umgehung des informellen Selbstbestimmungsrechts. Teuer wird der tierische Überwachungsstaat obendrein, aber diese Kosten will die Bürgerliche Mitte über das Bußgeld wieder hereinholen. Vorbilder gibt es bereits: Angeblich sind in einigen Städten der USA die Verschmutzungen nach Einführung der DNA-Kotanalyse um 90 Prozent zurückgegangen. Auch in Neapel sowie im Londoner Stadtteil Barking (auf deutsch: Bellen) and Dagenham gibt es Pläne für die laborgestützte Begutachtung von Hundehaufen.

Es ist vorhersehbar, dass nach Umsetzung des Vorschlags ein von Tierschützern eingeschaltetes Gericht auf den Gleichheitsgrundsatz pochen wird. Warum nur Hunde, wenn es doch auch Katzen, Pferde und Wiesn-Besucher gibt, die ebenfalls gerne mit ihren Exkrementen herumschmutzen? Man sollte ein Labor eröffnen. Das könnte sich lohnen.

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Quelle:
SZ vom 19.05.2015
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