Hunde-Image soll besser werden:Münchner Dackel in der Krise

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Er gehört zu München "wie die Wiesn und das Weißbier", doch der Münchner Dackel ist fast vom Aussterben bedroht. Der Bayerische Dackelklub will den Vierbeinern ein neues Image verpassen.

J. Bielicki

Er gehört zu München "wie die Wiesn und das Weißbier", und wenn eine promovierte Kulturwissenschaftlerin das sagt, dann muss es wohl stimmen. Die Weißwurst hat Carolin Raffelsbauer noch zu erwähnen vergessen, um zu beschreiben, welch kulturellen Rang die Bewohner der Landeshauptstadt ihrem Quasi-Wappentier zumessen, welches Engländer - dessen Gestalt durchaus trefflich kennzeichnend - als "sausage dog" benennen.

Dackelstar und Dackelsternchen: Bodo, bekannt aus "Hausmeister Krause", und seine Kollegin Zoulo im Arm von Trainerin Saskia Schwender. (Foto: Foto: Stephan Rumpf)

Ein neues Image muss her

Es ist nur leider so, dass es nicht mehr so gut steht um Münchens Traditionshund: den Dackel. Fast alarmierend mag es erscheinen, wenn jetzt sogar der Bayerische Dackelklub von 1893 (BDK) als Hüter von Südbayerns Dackeltum in den Presseclub lädt, um ein "neues Image für Waldi" zu bewerben - samt kulturwissenschaftlicher Begleitung und mit Staraufgebot: Bodo, bekannt als kurzbeiniger Begleiter des TV-Serienhausmeisters Krause und Tatort-Dackel, hüpft auf Befehl seiner Fernsehhundetrainerin Eve Schwender fast folgsam über ein paar Hindernisse. Etwa 20 Artgenossen wuseln, bellen und jaulen live. Ein Grußwort von S.K.H. (heißt: Seiner Königlichen Hoheit, so viel Titel darf im stammbaumgeprägten Hundezuchtgewerbe sein) und Dackelbesitzer Prinz Wolfgang von Bayern gibt es schriftlich dazu.

Dabei lautet die Botschaft: So schlecht ist es um den Dackel gar nicht bestellt. Immerhin 2000 sollen in der Stadt noch hundesteuerpflichtig sein - wobei dazu wohl auch jeder Kurzbeiner zählt, dessen Vorfahren vor Generationen mal ein Dackel am Stiegengeländer entgegengekommen war.

"Ein handlicher, wilder Hund"

Bundesweit registrierten die Zuchtwarte des organisierten Dackelwesens 2009 genau 6648 Rassedackelwelpen, etwas mehr als in den beiden Jahren zuvor. 1999 waren in Deutschland noch rund 10.000 Dackelwelpen auf die Welt gekommen. Dass der Dackelbestand stagniert und langfristig gesunken ist, führt BDK-Landeszuchtwart Karsten Schoeler auf das um etliche exotische und modische Hunderassen erweiterte Angebot zurück.

Einen Modehund, sagt BDK-Vorstand Klaus Eisler, wolle der Verband aus dem Dackel nicht machen. Wie dem Hund geht es im übrigen auch dem Herrchen: Den organisierten Dackelfreunden mangelt es an aktiven Mitgliedern. Etwa 1000 sind sie noch in Südbayern, die beiden Münchner Sektionen allerdings löste der BDK auf, weil sich nicht genügend Dackelhalter bereit fanden, Vereinsfunktionen zu übernehmen. Münchens Dackel stehen nun direkt unter der Obhut des Landesverbandes.

Während Münchens Dackelmaler August Roeseler um 1900 noch zwischen Bierdackl, Salondackl und Gebrauchsdackl unterschied, preist Zuchtwart Schoeler den Dackel von heute "als handlichen, wilden Hund", sowohl als Schoß- wie als Jagdhund zu haben. "Er ist der ideale Stadthund", lobt Schwender. Wie gut sie parieren, zeigen Münchens Dackel am Samstag, 20.März. Von 10 Uhr an wandern sie vom Aumeister durch den Englischen Garten.

© SZ vom 06.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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