Otto Waalkes und Vicco von Bülow verbindet weit mehr als nur eine gemeinsame Szene in einem Kinofilm. Anlässlich des Todestages seines großen Kollegen erinnert sich Otto - in Wort und Bild.
SZ: Wenn Sie sich an Vicco von Bülow erinnern, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn?
Otto Waalkes: Es gibt eine Szene von Loriot, die spielt in einem "Institut für Benehmen". Er selbst spielt Herrn Blümel, der hier die Benimmprüfung ablegen muss. Dafür muss er mit zwei Mitarbeiterinnen des Instituts Konversation machen. Dazu werden Speisen serviert, der passende Alkohol ist offenbar echt und tut seine Wirkung: Blümel entgleist mehr und mehr - die ganze Szene wird immer komischer. Sie ist sorgfältig aufgebaut und dauert mehr als zehn Minuten. Immer wenn ich sie wiedersehe, wünsche ich mir, ich könnte mir einmal so viel Zeit nehmen. Aber das liegt nicht in meiner Natur, und deswegen bewundere ich dieses Timing besonders an Loriot.
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Sie haben ihm einmal in "Otto - Der Außerfriesische" eine legendäre Szene beschert: Sie kommen mit einem schicken Cabriolet und wehendem Haupthaar in ein Städtchen gefahren. Dort stürmen augenblicklich hunderte Leute auf Sie zu, die hysterisch kreischen und beseelt mit Blöcken und Autogrammkarten wedeln - und geradewegs an Ihnen vorbeirennen. Die Fan-Horde steuert eine Bushaltestelle an, an dieser steht und wartet: Loriot! - War das Vicco von Bülows Bedingung, um mitzuspielen in dem Film?
Es war seine Idee, glaube ich. Ich hatte ihm alle möglichen Vorschläge geschickt. Immer neue Einfälle erwogen, immer neue Szenen für Loriot und mich geschrieben, unbezahlbar aufwendige Szenen, Kutschen kamen darin vor, daran erinnere ich mich noch, schöne Pferde und schnelle Frauen. Unermesslich lange, unerhört witzige Dialoge zwischen Loriot und Otto fanden statt - im Drehbuch. Im Film gibt es nur diese eine kurze Szene zu sehen, mehr hatten wir auch nicht gedreht.
Und sie kommt ohne Worte aus.
Loriot und Otto wechseln kein Wort, das einzige, das Vicco sagt, lautet: "Mutti!" Oder war es ein angstvolles "Mutter!"? Mit sicherem Instinkt hatte Loriot erkannt, dass solch ein Spitzentreffen der beiden beliebtesten deutschen Komiker nur mit einer Enttäuschung enden konnte, und die würde umso größer, je länger sich das Treffen hinzöge. Diesmal war es also genau umgekehrt: Ich wollte es lang - er wollte es kurz machen. Vermutlich hatte er recht, wie immer. Große Erwartungen enden meist mit großen Enttäuschungen - oder mit kleinen.
Sie sind beide zur selben Zeit die Stars des deutschen Humors gewesen. Und noch dazu beide lustige Zeichner. Was tut man da? Ränke schmieden gegen den Nebenbuhler oder Freundschaft schließen?
Danke, dass Sie mich als Zeichner in einem Atemzug mit Loriot nennen. Ich habe es tatsächlich gewagt, ihm zu seinem 60. Geburtstag einen von mir handbemalten Teller zu schenken: Mein Ottifant überreicht seinem Knollennasenmännchen einen Blumenstrauß. Die Zeichnung wurde beifällig aufgenommen, doch die Widmung dazu war ein großer Fehler - ich hatte Vicco mit einem c geschrieben. Seitdem nannte er mich "Oto". Aber vielleicht war das die Basis unserer Freundschaft.
Worüber tauscht man sich dann aus als "Oto" und "Vico"? Oder sind es doch eher Herr Waalkes und Herr von Bülow gewesen, die da miteinander gesprochen haben?
Unter Kollegen nennt man sich beim Vornamen und spricht gern über Fehler, die man im komischen Fach machen kann - die Fehler anderer Komiker vorzugsweise. Oder man empfiehlt sich gegenseitig Filme oder Bücher, die man gerade entdeckt hat. Nicht nur komische Sachen, einer von Loriots Lieblingsfilmen war zum Beispiel "Das Schweigen der Lämmer".
Gab es traurige gemeinsame Momente?
Schlechte Kritiken haben Loriot traurig gemacht. Da konnte ich ihn meist trösten, weil ich noch schlechtere Kritiken bekommen habe.
Haben Sie je zusammen in einer Badewanne gesessen? Oder ließe sich das nicht mal für den potenziell irrwitzigsten Sketch der deutschen TV-Geschichte denken?
Zwei Männer, die nackt in einer Badewanne sitzen oder gar stehen, sind kein so erfreulicher Anblick - so etwas wirkt gezeichnet viel komischer.
Was hat ein Ottifant mit Herrn Müller-Lüdenscheidt zu tun (jenem Herrn, der sich im Hotelzimmer geirrt haben mag)?
Das sehen Sie hier . . .