Hugendubel-Haus:Am Marienplatz öffnet ein Hotel, das es so in München noch nicht gibt

Hugendubel-Haus: Das neue Hotel Beyond liegt direkt am Marienplatz.

Das neue Hotel Beyond liegt direkt am Marienplatz.

(Foto: Catherina Hess)

19 gehobene Suiten in der Mitte der Stadt, möglichst für geschlossene Gesellschaften. Der Koch bereitet alles zu, was man will. Und von der Badewanne aus fällt der Blick aufs Rathaus.

Von Alfred Dürr

Nun ist das Hugendubel-Haus am Marienplatz komplett fertiggestellt. Eröffnung war schon Anfang August, lediglich in den beiden obersten Etagen mit dem neuen Hotel Beyond by Geisel gingen die Handwerker weiter ein und aus. Doch jetzt ziehen die ersten Gäste in ein Objekt, das den Anspruch hat, Münchens exklusivste Residenz zu werden. Ein Beherbergungsbetrieb öffnet seine Türen, den es so noch nicht gegeben hat.

Eineinhalb Jahre wurde gegenüber dem Rathaus, an prominentester Stelle in der Stadt, umgebaut. Mit neuer Fassade und veränderter Raumstruktur soll das Hugendubel-Haus mit seinen teilweise bekannten Mietern einen besonderen Akzent am Marienplatz setzen. Nicht nur in der Buchhandlung, die früher den Hauptteil des Komplexes belegt hatte, sondern auch beim Traditionsmieter Presseclub, im Gasthaus von Karl-Heinz Wildmoser sowie im Flagship-Store der Telekom wurde gefeiert. Der Start des Hotels aber findet ohne Beteiligung der Öffentlichkeit statt.

Denn das Beyond by Geisel richtet sich speziell an betuchte Gäste, bevorzugt an geschlossene Gesellschaften, die das gesamte Hotel für private Feiern oder außergewöhnliche Firmen-Meetings buchen. Dann wird das rund 1000 Quadratmeter umfassende Hotel zur größten Suite Münchens, sagen die Marketingexperten.

Die 19 Schlafzimmer und Suiten sind alle unterschiedlich geschnitten und jeweils mit hochwertigen Materialien und Details, wie etwa im Parkett eingelassenen Teppichstreifen unter den Bettkanten, ausgestattet. Die Zimmer gruppieren sich um ein großes "Wohnzimmer", das sich über zwei Etagen erstreckt. Der Raum wirkt mit den hohen Bücherregalen wie eine Bibliothek. Hier finden die Gäste zahlreiche Bildbände über Architektur, Musik, Malerei, Kunst und Kultur im weitesten Sinn. Auch Bücher mit zeitgenössischer Belletristik kann man zur Hand nehmen. Den Abschluss des Raumes bildet ein weites, rundes Dachfenster.

Von diesem Zentrum aus erreicht man außerdem die offene Küche und die Lounge, in der zum Beispiel erlesene Weinproben stattfinden. Wer hier wohnt, kann sich einfach aus dem Kühlschrank, der dezent in die Wand eingelassen ist, bedienen. Für die Küche gibt es keine bestimmten Öffnungszeiten und keine festgelegten Gerichte. Der Koch bereitet auf Wunsch die Lieblingsspeisen der Gäste zu - alles ist im Preis inbegriffen. Selbstverständlich auch die Perspektive aus der Badewanne auf das Rathaus.

Hausherr Carl Geisel äußert sich beim Rundgang nicht über Geld und Investitionskosten. Der Preis für ein Doppelzimmer soll bei 440 Euro die Nacht starten, für Suiten bei 890 Euro. Geisel spricht lieber über das Konzept, an dem man lange gearbeitet hat. Die Gäste sollen den Eindruck haben, bei einem guten Freund zu Besuch zu sein. "Ein Gefühl, nach Hause zu kommen, stellt sich schnell ein", sagt Architektin Fuensanta Nieto vom renommierten Büro Nieto Sobejano aus Madrid. Sie ist für die Gestaltung der Räume verantwortlich. Johannes Hanf, der Geschäftsführer des Büro-Ablegers von Nieto Sobejano in Berlin, ergänzt: Die Grundidee erinnert an ein Landhaus, in dem man sich trifft, jeder sein Zimmer hat und man zusammen etwas unternimmt. Man kann allerdings auch gut alleine für sich sein.

Boom beim Hotelbau

Die Stadt erlebt einen Boom beim Neubau von Hotels, sogenannten Boarding-Häusern oder auch bei anderen Formen des längerfristigen Wohnens auf Zeit. Viele Projekte sind in den vergangenen Jahren entstanden, weitere sind gerade fertig geworden oder noch in Planung. Sich von dieser Masse abzuheben, ist nicht einfach. Geisel sieht gute Voraussetzungen, dass er es mit seiner Luxus-Residenz schafft.

Die deutlich von Tradition geprägte Münchner Hoteliersfamilie der Brüder Stephan, Michael und Carl Geisel setzt auf innovative Konzepte, mit denen sie gerade an der Erneuerung oder Modernisierung ihres Besitzes arbeitet. Die Brüder führen in vierter Generation das Familienunternehmen, das 1900 gegründet wurde. Das Hotel Königshof am Stachus, das Hotel Excelsior mit Weinrestaurant sowie das Hotel Anna zählen zum Portfolio. Auch ein Weingut, die Weinhandlung und das Restaurant Werneckhof gehören zur Gruppe. In Schwabing entsteht ein neues Haus.

Ende des kommenden Jahres startet der Neubau des Hotels Königshof mit dem außergewöhnlichen Entwurf des Büros Nieto Sobejano, zu dessen Hauptwerken viel beachtete Museumskomplexe gehören. Unter anderem gestaltet das Büro in München das Hochhaus-Ensemble am Vogelweideplatz.

Die Geisels haben mit dem Fassadenentwurf für den neuen Königshof einen mutigen Schritt gewagt. Ein tiefer Einschnitt erlaubt ungewöhnliche Ein- und Ausblicke. Das bringt ihnen heftige Kritik von Architektur-Traditionalisten ein. Mit dem Beyond gehen sie ebenfalls einen neuen Weg in der Hotel-Branche. Der Aufenthalt hat seinen Preis. Dafür können sich die Gäste in einem unkomplizierten und fast schon intimen Rahmen wohlfühlen, sagt Geisel. Gar nicht zu reden vom exklusiven Blick auf den Marienplatz und das Glockenspiel im Rathaus.

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