Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Hubert von Goisern

Lesezeit: 5 Min.

Multiinstrumentalist: Hubert von Goisern kommt nach acht Jahren wieder auf die Bühne am Königsplatz. (Foto: Stefan Wascher)

Der Musiker freut sich in der Woche vom 12. bis zum 18. Juni besonders auf sein Konzert auf dem Königsplatz. Außerdem taucht er in das Münchner Kulturleben ein mit Ausstellungen, einer Lesung und Theater. Ein Gastbeitrag.

Auf dem aktuellen Album " Zeiten & Zeichen" hat der Begründer des Alpenrocks Ideen und Einflüsse gebündelt, die er über die Jahrzehnte als Musiker, als Reisender und als ein auf die Welt neugieriger Mensch gesammelt hat. Und derer gab es viele, vor und auch nach seiner beliebten Band, den Alpinkatzen: Er schrieb Filmmusik, entwarf Mode-Kollektionen, schauspielerte, veröffentlichte einen Roman und spielte Konzerte. Zurzeit ist Goisern auf Europatournee und kommt nach acht Jahren auch wieder auf den Königsplatz.

Montag: Vorfreude

Leiser ist lauter: Die Band Pam Pam Ida wird "Maximum an Leise" aufführen. Schon ein paar Mal sind sie im Landkreis Ebersberg aufgetreten. (Foto: Susanne Pesl/oh)

Von Salzburg aus, wo ich zu Hause bin, ist es nach München gefühlt nur ums Eck, und ich bin oft und gern hier. Schließlich sitzen auch mein Management samt Tourneeveranstalter in der Stadt. Und diese Woche gibt es noch einiges zu besprechen: Nach acht Jahren darf ich am Freitag wieder auf dem Königsplatz spielen. Als Support auf der Bühne: Pam Pam Ida und das Silberfischerorchester mit ihrer avantgardistischen Melange aus bayerischem Mundart-Pop und lyrischen Texten. Ich freue mich auf das größte Open-Air-Konzert meiner diesjährigen Tour. Der Plan für heute Abend: Ein Besuch im Substanz an der Ruppertstraße, glorreicher Teil der Münchner Subkultur. Seit einiger Zeit wird der Laden von Stefan Schröder geführt, der auch mein Tour-Manager ist. Er und sein Geschäftspartner Fabian Rauecker prägen seit Jahren die Münchner Subkultur-Szene mit verschiedensten Projekten. Eigentlich ist montags geschlossen, heute wird aber aufgesperrt für eine Lesung von Moses Wolff und Jaromir Konecny. Als literarisches Duo sind diese beiden exzentrischen Figuren schon seit den Neunzigerjahren in der Münchner Szene unterwegs. Gern ein bisschen ungehobelt, aber es wird bestimmt ein großer Spaß werden.

Dienstag: Dorfroman auf der Bühne

Juli Zeh hat mit "Über Menschen" ein Buch geschrieben, das Volkstheater-Intendant Christian Stückl im Januar als Uraufführung auf die Bühne gebracht hat. (Foto: Soeren Stache/dpa)

Erste Lagebesprechung heute beim Frühstück im Hotel und Café Mariandl, diesem romantischen, mit antiken Möbeln sehr charmant eingerichteten Jugendstilgebäude. Ich habe schon viele Nächte hier verbracht und mag die entspannte Atmosphäre dort. Und das Büro meines Managers Hage Hein samt seiner Agentur ist auch gleich ums Eck. Auch das neue Volkstheater, dessen Architektur mich genauso begeistert wie das Programm. Juli Zeh hat mit " Über Menschen" ein Buch geschrieben, das ein gewisses Unbehagen auslöst. Der Roman befasst sich mit der ersten Phase des Corona-Lockdowns und lässt schon durchschimmern, wie rigoros die Debatte die Gesellschaft spalten wird. Die immerwährende Sehnsucht nach Sicherheit und die Angst vor Veränderung sind Themen, die uns die nächsten Jahre begleiten werden. Volkstheater-Intendant Christian Stückl hat das Buch für die Bühne adaptiert. Ich bin gespannt auf die Inszenierung heute Abend. Beim Lesen fühlte ich mich gleichzeitig meilenweit weg und sehr nah am Geschehen.

Mittwoch: Frauen der Boheme

Emmy Hemmings im Cabaret Voltaire, zu sehen in der Ausstellung "Frei leben! Die Frauen der Boheme 1890-1920" in der Monacensia. (Foto: Schweizerisches Literaturarchiv)

Ich mag es, in das kulturelle Dickicht von München einzutauchen, auch und vor allem abseits dessen, was ich selbst tue. Weil mich die Gegenwart gerade fest im Griff hat - die Sommertournee ist in vollem Gange! - gönne ich mir heute eine kurze Reise in die Vergangenheit: in die schillernde Landschaft voller interessanter Künstlerfiguren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in München. Die Ausstellung " Frei Leben!" in der Monacensia richtet den Blick auf einige der Frauen, die damals in der Szene unterwegs waren und sehr radikal Sichtbarkeit einforderten. Danach einen Kaffee in der herrlich ruhig und versteckt liegenden Café-Bar "Mona" dort im Innenhof.

Donnerstag: Hommage an Thomas Mann

2019 erhielt die polnische Autorin Olga Tokarczuk den Literaturnobelpreis. "Empusion" ist ihr erster Roman seitdem. (Foto: Lukasz Giza)

Auf der Fahrt nach Trier, wo ich heute mit meiner Band zu Gast bin, habe ich Zeit zum Lesen. Meine aktuelle literarische Entdeckung: Romain Rollands "Musikalische Reise ins Land der Vergangenheit", herausgegeben vor ziemlich genau 100 Jahren. Eine spannende Analyse und Schilderung vergangener musikalischer Welten, in die ich quasi hineingekippt bin. Denn eigentlich wollte ich zuerst den neuen Roman "Empusion" von Olga Tokarczuk lesen. Eine "natur(un)heilkundliche Schauergeschichte" und eine Hommage der Nobelpreisträgerin an Thomas Mann. In einer Art Tagtraum reise ich in meine eigene musikalische Vergangenheit, in der München eine große Rolle spielt. Lasse mich durch die sommerliche Stadt treiben: Frühstück im legendären Café Giesing, dann über den Königsplatz, auf dem die Bühne für morgen schon aufgebaut ist, weiter aufs Tollwood, dessen Musikarena ich schon so oft bespielen durfte und wo ich viel zu selten nachmittags, wenn es noch ruhiger ist auf dem Gelände, durch die bunte Budenwelt streifen konnte.

Freitag: Gebündelte Erfahrungen

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Auf der Fahrt zurück nach München geht mir vieles durch den Kopf. In den Jahren von 2017 bis 2019 habe ich mir den Traum erfüllt, einen Roman zu schreiben, dessen Titel " Flüchtig" wohl auch so was wie eine Lebenserfahrung von mir umschreibt. Es geht darin - ja! - um Liebe, Sehnsucht und den Umstand, wie flüchtig Glück - und vielleicht das ganze Leben ist. Die Pandemiejahre, die dann folgten, haben das fast schon erschreckend deutlich gemacht. Gleichzeitig mit dem Roman habe ich 2020 das Album " Zeiten & Zeichen" veröffentlicht. Darauf bündeln sich viele meiner Ideen und Einflüsse, die ich über die Jahrzehnte als Musiker, als Reisender und als ein auf die Welt neugieriger Mensch sammeln konnte. Und dann war erstmal Stillstand. Es folgten viele neue und ganz andere Erfahrungen. Dieses Jahr, also auch heute Abend am Königsplatz, spielen wir das Programm "Neue Zeiten alte Zeichen". Es ist viel vom letzten Jahr dabei, dem Umstand geschuldet, dass Open-Airs eine andere Dynamik brauchen, habe ich das Programm aber mit einigen Stücken aus den "Alten Zeiten" ergänzt. Die Aktualität mancher dieser Lieder ist unbestreitbar. Ich freue mich auf den Abend.

Samstag: Pizza oder Pasta

Pizzabäcker in der Küche des italienischen Restaurants Locanda Busento an der Fürstenrieder Straße 277 nahe des Waldfriedhofs. (Foto: Catherina Hess)

Müsste ich heute früh nicht gleich weiter nach Ulm zum nächsten Konzert, würde ich gern zu einem Mittagessen in die Pizzeria Locanda Busento am Waldfriedhof. Wie so oft wurde ich in dieses beeindruckende Gewölbe mal mitgenommen und kann mich nicht immer gleich zwischen Holzofenpizza und hausgemachter Pasta entscheiden. Beides sehr zu empfehlen. Leider auch auf das nächste Mal verschieben muss ich meinen Besuch in der etwas versteckten "Bar Gabanyi" am Beethovenplatz mit den vielleicht leckersten Cocktails und Longdrinks. Dort kann man manchmal ganz in Ruhe einfach "Sein". Der Besitzer sagte einmal, eine gute Bar sei wie eine Höhle. Dem kann ich nur beipflichten.

Sonntag: Arabische Spezialitäten

Das angeblich älteste Libanesische- und Arabische-Spezialitäten-Restaurant: Arabesk an der Kaulbachstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Schon häufiger hat es mich in Schwabing ins Arabesk verschlagen, das angeblich erste und älteste arabische Restaurant in München. An manchen Abenden geht es hier wirklich so lebhaft zu wie auf einem orientalischen Basar. Bei einer Tasse Tee dem Treiben zusehen, die Bilder der vergangenen Woche vorbeiziehen lassen. Gut Essen. Mit Freunden eine Flasche guten Wein teilen. Verwegene Pläne wälzen ... ein idealer Sonntagabend.

Hubert von Goisern ist als Hubert Achleitner 1952 in Bad Goisern im Dachsteingebiet/Österreich geboren. Seine Mischung von Rockmusik mit Elementen traditioneller Volksmusik macht ihn zu einem der wichtigsten Vertreter der Neuen Volksmusik, des Alpenrock. Der Multiinstrumentalist (Trompete, Gitarre, Klarinette, Steirische Harmonika und vieles mehr) gründete 1984 die Band "Alpinkatzen", mit der er elf Jahre lang erfolgreich war. Nach deren Auflösung komponierte er Filmmusik, spielte Solokonzerte, schauspielerte, reiste durch die Welt und spielte mit neuer Band wieder Konzerte. 2020 veröffentlichte er mit "Flüchtig" seinen ersten Roman , derzeit ist er auf Europatournee .

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