Hotels zum Oktoberfest:Zimmer frei

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Ein Hotelzimmer während der Wiesn zu finden ist aussichtslos? Von wegen. Noch immer sind jede Menge Zimmer zu haben - doch die haben ihren Preis.

Kevin Hagen

Zum Oktoberfest wird es wieder voll in München. Jetzt noch ein Zimmer während der Wiesn in guter Lage zu finden, gilt vielen Besuchern als aussichtslos. Doch der Eindruck täuscht: Drei Wochen vor dem Start sind in München jede Menge Zimmer frei.

Allein über das Online-Buchungsportal Hotel Reservation Service (HRS) bieten derzeit rund 20 Hotels aus München und Umgebung Unterkünfte zum Oktoberfest an. "Wir sind zu etwa 90 Prozent ausgebucht", sagt Lena Scheller vom Hotel Rothof in Bogenhausen. Allerdings blieben erfahrungsgemäß immer noch bis wenige Tage vor dem Oktoberfest Zimmer übrig. "Die letzten Buchungen laufen meist sehr kurzfristig", sagt Scheller.

Das sehen auch andere Unternehmen so. Alexandra Schlecht von den Rilano-Hotels rechnet nicht damit, während der Wiesn täglich volle Häuser zu haben. Und das, obwohl eines der Hotels nur 800 Meter von der Theresienwiese entfernt liegt. "Es kommt auf den genauen Zeitpunkt an", sagt Schlecht. Am größten sei der Andrang am Italiener-Wochenende. Aber: "Es storniert auch immer mal wieder jemand."

Die Zeiten, in denen sich Wiesn-Besucher frühzeitig um bezahlbare Zimmer in Münchens Hotels bemüht haben, sind offenbar vorbei. "Tatsache ist, dass sich das Buchungsverhalten der Gäste in den vergangenen Jahren verändert hat. Es geht heute alles viel kurzfristiger", sagt Astrid Ganssen, Sprecherin des Tourismusamtes.

Sowohl unter der Woche als auch an den Wochenenden seien während des Oktoberfests in allen Preiskategorien noch Zimmer zu haben. "Alle Preiskategorien" - das muss man allerdings relativieren: Die günstigsten Einzelzimmer in relativ zentraler Lage sind für etwa 100 Euro zu haben. Nicht ungewöhnlich, wie erfahrene Oktoberfest-Touristen wissen, dennoch eine stolze Summe.

Dass man während der Wiesn auf der Suche nach einer Unterkunft deutlich tiefer in den Geldbeutel greifen muss, ist seit langem üblich. Durchschnittlich 77 Prozent Aufschlag verlangen die Hoteliers in diesem Jahr, wie das Portal HRS kürzlich vorrechnete. Die gesalzenen Preise könnten den Ansturm auf die Hotelzimmer bremsen, vermutet Sprecher Philip Beckerhoff: "Die Hotelpreise steigen beträchtlich, das ist dann einigen vielleicht zu teuer".

Sein Unternehmen greift in die Trickkiste, um auch Kurzentschlossenen Angebote machen zu können. Bei Großveranstaltungen vereinbare man mit den Hoteliers bestimmte Zimmer-Kontingente, die in einem vorher ausgemachten Zeitraum freigeschaltet werden, so Beckerhoff. Den Trend zum kurzfristigen Buchen gibt es schon seit Jahren, erklärt Tourismusforscher Jürgen Kagelmann: Als Folge verschiedener Katastrophen "scheut man sich, Entscheidungen wie Reisebuchungen schnell zu treffen, schiebt sie so lange wie möglich auf."

Frank-Ulrich John, Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHF), verweist die Vorstellung einer restlos ausgebuchten Stadt ohnehin ins Reich der Mythen: "Die Leute weichen aufs Umland aus, weil sie denken, in München wäre alles ausgebucht". Tatsächlich liege die Auslastung zwischen Sonntag und Donnerstag in der Regel bei 70 Prozent. Auch an den Wochenenden wären wahrscheinlich wieder 10 Prozent der Zimmer frei, so John.

Die Chancen stehen also gut, bis kurz vor der Wiesn noch ein Zimmer in München zu ergattern. Astrid Ganssen vom Tourismusamt macht jedenfalls Mut: "Im Moment sieht es gut aus."

© SZ vom 26.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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