Hotels:Eine Drehtür für den Papst, Pelé oder Elisabeth II.

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Unzählige Prominente traten durch die goldene Tür in den Bayerischen Hof. Nun wurde sie ausgetauscht. Geschäftsführerin Innegrit Volkhardt über den Zauber des Betretens.

Von Philipp Crone, München

Innegrit Volkhardt setzt sich in der Falk's Bar auf einen der Sessel, blickt kurz durch das Foyer auf die Drehtür, und setzt ein ernstes Gesicht auf. Sie ist noch immer traurig, dass vor einigen Wochen die Eingangstür ausgewechselt wurde. Vor allem aber macht ihr etwas anderes zu schaffen. Erstens weiß sie nicht genau, wie oft sich die Tür seit dem Einbau nach dem Krieg gedreht hat. Und vor allem hat sie keinen Überblick, welche berühmten Personen alle dort durchgelaufen sind.

Volkhardt schlägt das Buch zum 175-Jahre-Jubiläum auf und schüttelt schnell den Kopf. Muhammad Ali, Klaus Kinski, Romy Schneider, Dalai Lama, Thomas Mann, Leonard Bernstein, Gracia Patricia, Daniel Craig, Bruce Springsteen, Woody Allen, Konrad Adenauer, Meryl Streep, Bill Clinton, Queen Elisabeth, Papst Benedikt. Sie scheint durch das Buch durchzublicken, in die Vergangenheit.

SZ: Frau Volkhardt, Sie wirken noch immer ein wenig mitgenommen von der Veränderung. Die neue Drehtür ist aber doch auch schön.

Innegrit Volkhardt: Ja, schon. Aber ist das nicht traurig? Der goldene Rahmen, das war damals, als die Tür eingebaut wurde, gerade die große Mode, heute ist man ja viel dezenter.

Warum wurde denn überhaupt nach dem Krieg eine Drehtür eingebaut? Reicht nicht eine normale?

Aber eine Drehtür ist doch viel majestätischer. Wenn einem der Doorman die Tür leicht andreht, das hat doch etwas von Grandhotel.

Manche Gäste hatten es allerdings nicht so leicht mit der Tür. Helmut Dietl ließ Mario Adorf in "Kir Royal" leicht angeheitert ein paar Runden drehen und beim Filmball sind die Damen immer ganz froh, wenn sie mit ihrem Ballkleid heil durch die Tür gekommen sind.

Wer es eilig hat, geht ja nicht durch die Drehtür, sondern nimmt eine der beiden normalen Türen rechts und links. So wie das die politischen Delegationen immer machen. Aus Sicherheitsgründen. Aber darum geht es ja gerade.

Worum?

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Dass man mit Ruhe und gemächlichen Schrittes das Haus betritt. Wenn einem die Tür angedreht wird, ist das der erste Service des Hauses.

Der Doorman könnte auch eine ganz normale Tür aufhalten.

Aber man geht doch viel bewusster durch eine Drehtür, mit Erhabenheit. Eine kleine Inszenierung ist das schon.

Haben die Gäste die Veränderungen gemerkt?

Ehrlich gesagt, sind Sie der Erste, der uns darauf anspricht.

Die Gäste sind ja auch in Gedanken, wenn sie da durchlaufen. Viele Drehtüren gehen automatisch, bei Ihnen nicht.

Das wäre ja wie in einem Kaufhaus! Nein, unsere ist halbautomatisch, man muss sie an den schönen Holzgriffen anschieben und sie läuft dann von alleine weiter.

Gab es da schon Unfälle?

Zum Glück nicht. Aber wir haben natürlich immer wieder Kinder, die mit der Drehtür Karussell spielen und sie so schnell wie möglich drehen. Und die Hundebesitzer bleiben regelmäßig stecken. Herrchen in einer Kabine, der Hund an der Leine kommt nicht schnell genug hinterher und ist dann noch draußen.

Und dann?

Kann man die neue Tür auch rückwärts drehen. Außerdem gibt es bei den Concierges auch einen Notknopf, der die Tür anhält.

Überlegen Sie doch mal, wie oft wurde die denn gedreht bislang?

Puh. Also bei 110 000 Gästen pro Jahr, jeder läuft vielleicht pro Tag viermal durch die Tür, dazu die Tagesbesucher. Pro Gast eineinhalb Umdrehungen . . . Ich denke, da kommt man auf eineinhalb Millionen Umdrehungen pro Jahr.

Hatte die Drehtür also 100 Millionen Umdrehungen hinter sich?

Nein, wir mussten sie schon einmal austauschen, 1989.

Und wo ist nun die alte Drehtür hin?

Das weiß ich gar nicht.

Wäre das nicht etwas fürs Stadtmuseum?

Na ja, so alt war sie ja auch nicht.

Die neue ist nun dunkel, aus welchem Material?

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© SZ vom 06.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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