Hotels in München:Investitionen dank Steuergeschenk

Statt 19 Prozent Mehrwertsteuer sind für Hoteliers nur noch sieben fällig. Viele wollen das Geld investieren und nur zum Teil an Gäste weitergeben.

Philipp Crone

Mancher Besucher der Landeshauptstadt wird in diesen Tagen wohl positiv überrascht sein. Bis zu 15 Prozent ist in einigen Hotels der Preis für eine Übernachtung gesunken.

Hotels in München: In vielen Münchner Hotels sollen die Preise nicht sinken - dafür aber in die Immobilie investiert werden.

In vielen Münchner Hotels sollen die Preise nicht sinken - dafür aber in die Immobilie investiert werden.

(Foto: Foto: dpa)

So verlangt zum Beispiel Wolfgang Bader von den Gästen seines Hotels am Sendlinger Tor an bestimmten Tagen statt 49 nur 44 Euro. Grund für die mancherorts gefallenen Preise ist die seit dem ersten Januar geltende niedrigere Mehrwertsteuer für Übernachtungen in Hotels und Gaststätten. Statt bislang 19 Prozent müssen die Betriebe jetzt nur noch sieben Prozent abführen.

Die Branche spart sich dadurch in Deutschland nach allgemeinen Schätzungen pro Jahr eine Milliarde Euro. Nun entscheiden die Hoteliers, wie sie das eingesparte Geld einsetzen wollen. Aber nur ein Teil der Hotelbesitzer in München hat vor, die Preise zu senken.

Im Hotel Bayerischer Hof soll vor allem investiert werden. "Die ursprünglich geplanten Investitionen für 2010 hatten wir zunächst wegen der voraussichtlich anhaltenden Auswirkungen der Wirtschaftskrise reduziert", sagt Geschäftsführerin Innegrit Volkhardt. "Die Investitionen in Höhe von 1,5 Millionen Euro werden nun doch umgesetzt, dank des ermäßigten Steuersatzes." Über Preissenkungen denke man nur im Einzelfall nach. Die werde es dann wohl nur für Stammkunden mit Firmenverträgen geben.

"Permanent investieren"

Die Best-Western-Hotels, von denen es in München neun gibt, wollen nach der Steuersenkung ihre Preispolitik dem Markt anpassen, sagt Geschäftsführer Marcus Smola. Die Ersparnis gebe man damit an die Gäste weiter, auch indirekt durch Investitionen und Weiterbildung. Hotelbesitzer Wolfgang Bader ist bei den in diesem Zusammenhang gerne genannten Investitionen allerdings ein wenig skeptisch. "In ein Hotel muss man doch permanent investieren. Man kann dem Gast ja keinen defekten Fernseher oder eine kaputte Minibar vorsetzen."

Im Conrad-Hotel am Hauptbahnhof wird auch investiert - und das Personal geschult. Zudem sind die Preise zum Jahreswechsel um fünf Prozent gesunken, sagt Geschäftsführer Conrad Mayer. Er ist zudem Münchner Vorsitzender im Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Aus seiner Sicht war die im Vorfeld von vielen Seiten kritisierte Steuersenkung sowieso überfällig. "In Europa haben mittlerweile 22 von 27 Ländern eine reduzierte Mehrwertsteuer."

Hoffen auf mehr ausländische Gäste

Wer sich bislang zum Beispiel als Urlaubsziel zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz entscheiden musste, zahlte in Deutschland die höchste Mehrwertsteuer. "Und in München, das sich bei den Hotelzimmerpreisen im Vergleich mit den europäischen Metropolen im unteren Drittel bewegt, kommen nun einmal die Hälfte aller Hotelgäste aus dem Ausland."

Nach einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands vom vergangenen Jahr wollten knapp 50 Prozent der 5700 befragten deutschen Unternehmer die Einsparungen in Investitionen stecken, nur ein Fünftel der Hoteliers hatte vor, die Preise zu senken. "Heutzutage entscheiden die Reisenden aber vor allem nach dem Preis, wohin sie fahren", sagt Conrad Mayer. Er geht trotzdem davon aus, dass kaum ein Hotelbesitzer in der bayerischen Landeshauptstadt die gesamte Steuerersparnis an den Kunden weitergeben wird.

Für das Touristenziel München sehen die meisten Hoteliers nun einen Vorteil. "Das wird die Nachfrage hier auf jeden Fall beleben, vor allem aus dem Ausland", sagt Mayer.

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