Haidhausen:Bar soll trotz Kneipenstopp eröffnen

Haidhausen: Stein des Anstoßes: die Genehmigung für die neue Bar im Hotel Preysing in Haidhausen.

Stein des Anstoßes: die Genehmigung für die neue Bar im Hotel Preysing in Haidhausen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Hotel Preysing entsteht eine neue Bar, die dort eigentlich nicht sein dürfte. Denn vor 22 Jahren erließ der Stadtrat einen Kneipenstopp für Haidhausen, der immer noch gilt.

Von Johannes Korsche

Ein alteingesessenes Haidhauser Hotel wird derzeit für seine Wiedereröffnung aufgehübscht, unter anderem mit einer neuen Bar. Diese Pläne, hinter denen auch der Münchner Gastronom Michael Käfer steckt, gefallen längst nicht jedem. Denn eigentlich dürfen es in weiten Teilen Haidhausens nicht mehr Lokale werden: Seit mehr als 20 Jahren gilt der sogenannte Kneipenstopp im Viertel, der die Anzahl von Gaststätten gebietsweise festschreibt. Trotzdem darf die zusätzliche Bar eröffnen, obwohl damit mehr Gaststätten in dem Haidhauser Quartier zum Essen und Trinken einladen als erlaubt.

Die Bar, an der sich der aktuelle Streit entzündet, kommt in die ehemaligen Frühstücks- und Konferenzräume im Erdgeschoss des Hotels Preysing. Anfang Dezember soll es soweit sein. Während also gerade Bauarbeiter die letzten Handgriffe erledigen, wundern sich die Haidhauser Lokalpolitiker und fragen bei der Stadt mit Blick auf den Kneipenstopp nach, "für was die Zielvorgaben dann überhaupt formuliert wurden", wie sie in ihrer Stellungnahme zur Gastro-Genehmigung wissen wollen.

Um das alles besser zu verstehen, hilft ein Blick in die Geschichte. So regte sich vor mehr als 20 Jahren zunehmend Widerstand bei den Haidhausern gegen den Partylärm der vielen Bars und Kneipen. In der Folge verabschiedete der Stadtrat am 14. Juni 1996 den Bebauungsplan 1707, besser bekannt unter dem Stichwort "Kneipenstopp". Die Stadt schrieb darin gebietsweise fest, wie viel Schank- und Speisewirtschaften es in Haidhausen geben darf. Laut dem Plan sind für das Areal zwischen Preysing-, Stein- und der Inneren Wiener Straße, in dem das Hotel Preysing liegt, maximal acht Gaststätten "ausnahmsweise zulässig". Und zwar nur dann, wenn "eine Störung der Wohnbebauung nicht zu erwarten ist", wie es im Satzungstext heißt.

Vinyl-Verleih an der Rezeption

Die Gesamtfläche der Gaststätten darf sich in dem Dreieck darüber hinaus höchstens auf 1 990 Quadratmeter summieren. So weit die Theorie. Doch weil zwei Monate, bevor der Kneipenstopp in Kraft trat, noch schnell ein Lokal eröffnete, gab es dort von Anfang an zu viel Gastronomie: neun statt acht Lokale, die sich auf gut 2700 statt knapp 2000 Quadratmeter verteilten.

Nun folgte also die Genehmigung für eine neue Bar im Hotel Preysing. Das Hotel hat Käfer für etwa 20 Millionen Euro gekauft - gemeinsam mit dem international tätigen Entwickler von Großimmobilien, Alexander Kaufmann, der für die Sanierung und den Betrieb des Hotels zuständig ist. In den vergangenen Monaten hätten sie noch einmal etwa fünf Millionen Euro in das in die Jahre gekommene Haus gesteckt, sagt Kaufmann. Herauskommen solle ein "Musik- und Designhotel". So werde beispielsweise in jedem Zimmer ein Schallplattenspieler stehen. Die Vinyl-Platten könnten sich die Hotelgäste an der Rezeption ausleihen. Die Gestaltung im Inneren orientiere sich dementsprechend an den 1970er-Jahren, sagt Kaufmann.

Auch in der Bar im Erdgeschoss, dem Anlass für Irritationen bei den Lokalpolitikern, sollen donnerstags bis samstags am Abend Schallplatten zu hören sein. Die Bar ist an Michael Faltenbacher verpachtet, den man vor allem mit dem früheren Betrieb der Milchbar und dem Harry Klein verbindet. Eine Käfer-Gastronomie sei es ganz bewusst nicht geworden, sagt Kaufmann. In die Bar sollen sowohl Hotelgäste, die dort auch frühstücken, als auch Münchner kommen, so stellt es sich Kaufmann vor. Größerer Lärm für die Nachbarn werde von dem Lokal aber nicht ausgehen.

Eine Einzelfallentscheidung

In einem Branchenmagazin lesen sich die Pläne etwas ambitionierter. Demnach soll sich die Bar "abends zum Hotspot mit kleinen Speisen, Snacks und Streetfood" entwickeln. Mit Blick auf den Widerstand der Lokalpolitiker verweist Kaufmann auf den steten Wandel des Gastro-Angebots im Viertel. Außerdem ist er der Überzeugung: "Das, was wir dort machen, wird dem Viertel guttun."

Mit dem neuen Lokal im Hotel Preysing ist die Kneipenzahl im Haidhauser Dreieck zwischen Preysing-, Stein- und Inneren Wiener Straße wieder bei neun angekommen. Damit ist sie einerseits um einen gastronomischen Betrieb zu hoch, andererseits genauso hoch wie bei der Einführung des Kneipenstopps. Dementsprechend erhöhe sich die Kneipendichte nicht, argumentiert die Stadtverwaltung.

Zwar sei sie bei der Genehmigung grundsätzlich an den bestehenden Bebauungsplan gebunden, erläutert Ingo Trömer vom Planungsreferat. Doch eine Befreiung von diesen Auflagen sei möglich, wenn damit "die Grundzüge der Planung nicht berührt werden" und "die Abweichung städtebaulich vertretbar ist". Also kurz: wenn sich nichts groß ändert. Dies sei in dem Haidhauser Dreieck der Fall, argumentiert die Stadt. Allerdings handle es sich um eine Einzelfallentscheidung, die zukünftige Entscheidungen nicht beeinflusse, betont Trömer.

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