Hohlmeiers Geheim-Dossiers:"Sie sagt die Unwahrheit"

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Jetzt steht Aussage gegen Aussage: Der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle bleibt dabei, dass Monika Hohlmeier Parteikollegen mit Belastungsmaterial gedroht hat. Ihr Amt als Münchner CSU-Chefin hat Hohlmeier bereits mit sofortiger Wirkung aufgegeben.

Von Berthold Neff

Der CSU-Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle bezichtigt die scheidende Münchner CSU-Chefin Monika Hohlmeier, die nun auch als Kultusministerin auf der Kippe steht, der Lüge. "Wenn sie sagt, sie hat niemanden erpresst und auch kein Dossier angelegt, sagt sie die Unwahrheit", hat sich Spaenle am Freitag zu Wort gemeldet.

Wehrt sich: Ludwig Spaenle (CSU) (Foto: N/A)

Er reagiert damit auf mehrere Interview-Aussagen von Monika Hohlmeier, in denen sie immer wieder versicherte, sie habe niemanden erpresst und führe auch keine Dossiers über Kollegen. Sie bestreitet, bei der Vorstandssitzung am Freitag vergangener Woche einen Plastik-Schnellhefter mit den Worten hervorgeholt zu haben: "So, gegen jeden von euch gibt es was." Eine solche Darstellung sei "falsch", behauptet die Ministerin.

Spaenle lässt ihr Dementi nicht mehr gelten, sondern pocht darauf, dass sie bei der Krisensitzung genau das gesagt habe. Sie habe zunächst "kryptische Bemerkungen" gegen einige Kollegen geäußert, auch gegen ihn. Als er sie gefragt habe, "was gibt's denn", habe sie aus dem Schnellhefter einen Zettel entnommen und gesagt: "Ludwig, deine Frau hat eine Wahl gefälscht."

Spaenle sagt, er glaube nicht, dass Monika Hohlmeier "als tägliche Lektüre Szenen aus dem Leben meiner Frau dabei hat". Vielmehr habe sie dieses Material mit "angeblich negativen Dingen" gesammelt, "um es als Drohung einzusetzen". Auch andere hätten dies so verstanden. "Danach saßen wir alle da wie vor den Kopf geschlagen." Spaenle: "Das ist das Letzte." Der gegen seine Frau erhobene Vorwurf sei "eine der übelsten Verdächtigungen, die ich kenne".

Dem Vernehmen nach war Spaenle, ebenso wie andere Teilnehmer der Sitzung, von den Spitzen von Partei und Fraktion gebeten worden, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Zimmermann, der als Kreisvorsitzender ebenfalls an der Sitzung teilnahm, sagte danach: "Ich erinnere mich minutiös an alles, aber ich habe alles ausgeblendet." Auch Spaenle hielt sich zunächst daran und bestätigte lediglich: "Es ging um meine Frau." Nun aber, da Hohlmeier alles abstreitet, "kann ich mich nicht als Lügner hinstellen lassen", sagt er.

Am Mittwoch lieferte sich Monika Hohlmeier am Rande einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion eine Auseinandersetzung mit Spaenle. Offenbar wollte sie erreichen, dass er seine Äußerung über die Drohungen zurücknimmt. Das tat Spaenle daraufhin, aber eher halbherzig und revidierte es danach. Spaenles Frau Miriam, die in seinem Kreisverband Vorsitzende der CSU-Frauen-Union ist, verwahrt sich gegen den Vorwurf, sie habe bei Wahlen betrogen.

Miriam Spaenle beteuert, sie sei im vorigen Jahr in einer Kampfabstimmung mit einer Stimme Vorsprung zur Kreisvorsitzenden der Frauen-Union gewählt worden: "Dabei ist alles äußerst korrekt abgelaufen." Als Wahlleiterin habe die frühere CSU-Landtagsabgeordnete Elisabeth Biebl dafür gesorgt, dass die Abstimmung "absolut korrekt über die Bühne ging". Miriam Spaenle: "Ich verwahre mich gegen irgendwelche Verleumdungen." Sie nehme allerdings an, "dass Frau Hohlmeier das nicht noch einmal wiederholt".

Ludwig Spaenle, der 1994 in den Landtag gewählt wurde und seit 2003 Vorsitzender des Ausschusses für Hochschule, Forschung und Kultur ist, sitzt seit 1993 im Münchner CSU-Bezirksvorstand. Im vorigen Jahr wurde er, wie auch der nun von allen Parteiämtern zurückgetretene Joachim Haedke, zum Schriftführer gewählt. In der CSU-Krise wegen der Wahlfälschungen im Südosten wurde Spaenle schon früh in den "Krisenstab" entsandt.

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