Eine einzelne Waschmaschine steht auf der Bühne. Ein karger Ort, der die bedrückende Leere reflektiert, die viele junge Leute heutzutage fühlen, wenn sie ohne ihr Smartphone in einem Waschsalon oder Warteraum sitzen. Ein Handybildschirm bietet immerhin ein ideales Schutzschild gegen die ungewollte soziale Situation. Solange die Augen am Display kleben, ist das Risiko von Blickkontakten gleich null. Was macht dieses Verhalten mit uns? Das neue Theaterstück „Connection Lost“ des Hofspielhaus Jugendclubs beschäftigt sich mit den Ängsten und der Einsamkeit der Generation Z. Im Zentrum steht die Frage, warum wir uns trotz bester Vernetzung immer weiter voneinander zu entfernen scheinen.
Videoaufnahmen aus einem Waschsalon flimmern über die Leinwand hinter der Bühne. Ein düsteres Dröhnen begleitet die Bilder, es klingt wie aus einem Gruselfilm. Eine junge Frau betritt die Bühne, doch dort ist sie nicht allein. Eine zweite Darstellerin wartet auf einem Klappstuhl darauf, dass ihre Wäsche fertig wird. Nur zu zweit im Waschsalon? „Unangenehm!“, finden beide Figuren. Wenn junge Leute sich beobachtet fühlen, werden selbst banale Alltagssituationen zu Horror-Szenarien.
„Connection Lost“ ist eine Aneinanderreihung chaotischer Szenen, fünf Charaktere stolpern von einer unangenehmen Situation in die nächste. Wiederholt geraten sie in Gedankenstrudel, steigern sich in ihre Emotionen hinein und verstummen erschrocken, wenn sie bemerken, dass ihr Gefühlschaos für andere sichtbar ist. Ein wiederkehrendes Motiv ist der Versuch, Ängste und Einsamkeit vor den anderen zu verbergen – und das, obwohl alle Figuren Ähnliches durchmachen. Unweigerlich stellt sich die Frage, warum wir so viel Wert darauf legen, Gedanken und Gefühle zu verstecken, die bekanntlich fast jeder erlebt.
„Es war uns wichtig, dass die Zuschauer sich selbst wiedererkennen“, erklärt Sascha Fersch die Motivation hinter dem Theaterstück. „Wir wollten reflektieren, dass die eigenen Gefühle häufig ganz normal sind und dass man in der Regel nicht allein damit ist“. Fersch ist studierter Theaterwissenschaftler und leitet seit sechs Jahren den Jugendclub des Hofspielhauses. Hier können sich junge Theater-Interessierte zusammenfinden, um gemeinsam neue Stücke zu entwickeln. Für „Connection Lost“ tauschten sich die Mitglieder gemeinsam darüber aus, was Einsamkeit für sie bedeutet und wie sich das Internet auf ihr Sozialleben auswirkt. „Die Arbeit an dem Stück war therapeutisch“, sagt die Regisseurin Anja Markl. „Es tut gut zu wissen, dass andere Menschen sich genauso fühlen“.
Mit Humor und viel Gefühl ermutigt „Connection Lost“ letztlich dazu, sich nicht zu verstecken, sondern sich seinen Mitmenschen zu öffnen.
Connection Lost, weitere Termine Freitag, 20., und Montag, 23. Juni, 20 Uhr, Hofspielhaus München

