Hörspiel über Punk:"Es brodelt in München"

In einem Hörspiel erzählt Sebastian Kuboth die Geschichte eines Münchner Punks. Ein Gespräch darüber, warum die Münchner Szene unterschätzt wird.

Lisa Sonnabend

Vergangene Woche ist das Hörspiel "Kein Halt in Freimann" von Sebastian Kuboth erschienen. Darin erzählt der 25-Jährige die fiktive Geschichte des Ex-Punks Fränk, der mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Dem Hörspiel ist eine zweite CD mit dem Soundtrack beigelegt, auf dem Lieder von Münchner Punkbands zu hören sind, die zum Teil extra für das Hörspiel komponiert wurden.

Kein Halt in Freimann Hörspiel Punk

"Als Punk ist man in München nicht gerne gesehen": Sebastian Kuboth hat ein Punk-Hörspiel gemacht.

(Foto: Foto: oh)

sueddeutsche.de: Herr Kuboth, Sie haben ein Punk-Hörspiel gemacht. Zum Einschlafen sollte man es wahrscheinlich nicht anhören....

Sebastian Kuboth: Nein, dafür ist es eher nicht geeignet. In dem Hörspiel geht es schon zur Sache, es fallen derbe Ausdrücke und es werden immer wieder Punksongs angespielt. Aber Hörspiele als Einschlafhilfe finde ich auch grundsätzlich nicht gut, weil man immer mehrere Anläufe benötigt, um das Hörspiel zu Ende zu hören.

sueddeutsche.de: Um was geht es bei "Kein Halt in Freimann"?

Kuboth: Die Geschichte dreht sich um Fränk. Er ist ein typisches Beispiel für die Generation, die die Anfänge des Punks gerade noch so miterlebt hat. Anfang der Achtziger war Fränk 15 Jahre alt - und wurde wie viele zum Punk. Anschließend hat er verschiedene Szenen mitgemacht. Es ist ja oft so, dass ein Punk später zum Skinhead wird und sich irgendwann in der Metalszene wiederfindet. Man rutscht oft von einer Szene in die nächste, weil der Freundeskreis plötzlich diese Musik hört, und so geschieht es Fränk auch.

sueddeutsche.de: Fränk ist am Ende gar kein Punk mehr?

Kuboth: Fränk distanziert sich vom Punk. Er hört aber noch oft die Musik, trifft gelegentlich alte Bekannte von früher, und seine Freundin hat einen Laden, in dem Punkklamotten verkauft werden. Das Hörspiel handelt nur von einem Tag, an dem Fränk mit Kumpels zu einem Konzert nach Freimann fährt. In Monologen arbeitet Fränk sein ganzes Leben auf - und wird immer wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Und am Ende kommt es zu einer Katastrophe...

sueddeutsche.de: Was hat der Titel "Kein Halt in Freimann" zu bedeuten?

Kuboth: Vor zwei Jahren sah ich in der U-Bahn ein Plakat mit der Aufschrift "Kein Halt in Freimann". Das passt perfekt zur Geschichte, dachte ich. Übertragen bedeutet es ja: Kein Halt im Leben haben.

Im Hörspiel ist nicht die U-Bahn gemeint, sondern dass es für Fränk kein Halten mehr gibt in Freimann, es dort also zum Eklat kommt. Für Münchner Punks hat Freimann keine besondere Bedeutung, die Geschichte habe ich einfach dort angesiedelt.

sueddeutsche.de: Warum haben Sie das Stück nicht in Berlin oder Düsseldorf spielen lassen, sondern im überschaubaren München?

Kuboth: Die Punkszene in München wird unterschätzt. Alle sagen immer, München sei langweilig. Dabei ist hier Einiges los - auch in der Punkszene. Diese ist durchaus besonders, weil sie es noch schwieriger hat sich durchzusetzen als in anderen Städten. München ist so sauber, die Polizei ist immer präsent. Als Punk ist man hier nicht gerne gesehen.

sueddeutsche.de: Aber einen Ruf als Punk-Hochburg hat München nicht gerade...

Kuboth: In München gibt es eine lebendige Punkmusikszene. Das Problem ist nur, dass diese nicht aus der Stadt hinauskommt. Die Bands bekommen Konzertangebote in München - aber außerhalb der Stadt Fehlanzeige. Dies liegt sicherlich daran, dass niemand ein Auge auf München wirft, weil man hier nicht mit Punks rechnet.

sueddeutsche.de: Wo kann man in München die besten Punkkonzerte erleben?

Kuboth: Das 59:1 in der Sonnenstraße ist toll. Es ist ein angenehm kleiner Club, die Bühne ist nah am Publikum. Da geht schon mal der Punk ab, wenn die richtigen Bands da sind. Bei den großen Hallen gibt es zum Beispiel das Backstage, wo gute Punkkonzerte stattfinden.

sueddeutsche.de: Wer sind die guten Münchner Punkbands?

Kuboth: Bands mit Potential gibt es genügend. Mein absoluter Favorit ist derzeit Destination:Failure!. Sie machen Ska-Punk, der musikalisch sehr hochwertig und professionell aufgenommen ist, aber weitweg ist vom überproduzierten Mainstream. Auch The Gumbabies sind empfehlenswert, am Ende ist Musik aber immer Geschmackssache.

sueddeutsche.de: Wie hat sich die Punkszene in München in den vergangenen Jahren entwickelt?

Kuboth: Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger ging in München nicht mehr viel. Inzwischen ist es wieder besser geworden. Das liegt sicherlich auch am Internet. Punker können leichter Kontakte herstellen, sich vernetzen oder ihre Band präsentieren. Man könnte fast sagen: Es brodelt in München.

Das Hörspiel kann man für 16,90 Euro auf der Homepage zu "Kein Halt in Freimann" bestellen.

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