Hörfunk:M 94,5 verliert seine Frequenz

Studentenradio M94.5. in München, 2016

Im Studio von M 94,5 wuchsen die Medienprofis von morgen heran. Im Bild die Studentinnen Joanna Alencar Baban (r.) und Lara Steinebach.

(Foto: lukasbarth.com)
  • Die Frequenz des Ausbildungsradios M94,5 wird zum September an den kommerziellen Sender Rockantenne vergeben.
  • Nach dem Beschluss des Hörfunkausschusses gilt die endgültige Entscheidung durch die Landesmedienzentrale nur noch als Formsache.
  • Rockantenne muss sich aber verpflichten, Geld und Personal in die Ausbildung junger Radiomacher zu investieren.

Von Stefan Fischer

Das Münchner Ausbildungsradio M 94,5 wird seine UKW-Frequenz an den Sender Rockantenne verlieren. Offiziell wird das der dafür zuständige Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) erst kommenden Donnerstag beschließen. Doch das Gremium wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Beschlussvorlage seines Hörfunkausschusses folgen. Dieser hat, wie aus informierten Kreisen zu hören ist, am Donnerstag im Anschluss an eine Anhörung der betroffenen Parteien mit zehn Stimmen bei nur einer Gegenstimme und vier Enthaltungen entschieden, dem Medienrat diese Neuvergabe der Münchner Frequenz zu empfehlen.

Einen kleinen Trost wird es für M 94,5 geben: Die Frequenz geht erst zum 1. September an Rockantenne. Ursprünglich war der 15. April vorgesehen. Das hätte M 94,5 kaum Zeit gegeben, sich und die Hörer darauf einzustellen, absehbar nur noch über den Internetstream sowie eine digitale Frequenz empfangbar zu sein. Sehr klar sei bei der Anhörung allerdings geworden, sagte ein Teilnehmer, dass ein zentrales Argument von M 94,5 für den Erhalt der UKW-Frequenz nicht verfangen habe: Dass nämlich der Sender ein wichtiger Bestandteil des Münchner Kulturlebens sei. Denn Ziel dieses Senders sei einzig die Ausbildung und nicht, die städtische Radioszene zu bereichern. Der Auftritt der M 94,5-Vertreterin Elke Stolzenburg bei der Anhörung am Donnerstag wird als wenig kämpferisch beschrieben.

Rockantenne, die zweite Welle des landesweiten, kommerziellen Privatradios Antenne Bayern, musste im Gegenzug für die Frequenzzuteilung einige Zusagen machen. So wird der Aus- und Fortbildungskanal (AFK), der unter anderem M 94,5 betreibt, bei Rockantenne eigene bayernweite Programmfenster bekommen. Wie groß diese sein werden, steht noch nicht fest. Rockantenne muss der BLM in dieser Sache noch einen Programmplan zur Genehmigung vorlegen. Auch sollen AFK-Mitarbeiter in einer Art Kooperation an zwei Sendungen von Rockantenne beteiligt werden. Überdies wird der kommerzielle Sender auch Geld und Personal in die Ausbildung junger Radiomacher investieren.

Zum einen erwirbt Rockantenne fünf zusätzliche Anteile am AFK, beteiligt sich also pro Jahr mit weiteren 62 500 Euro an dessen Etat. Für den AFK ist das ein Nullsummenspiel, weil sich dementsprechend die Zahl der Anteile reduziert, die die BLM selbst am AFK hält. Die BLM hat in ihrem Haushalt jedoch künftig 100 000 Euro im Jahr für die Ausbildung von Radiomachern eingestellt, die vor allem aus frei werdenden Mitteln finanziert werden: Da sind zum einen eben jene AFK-Zuschüsse, die künftig Rockantenne übernimmt, und zum anderen die von der BLM getragenen Ausstrahlungskosten für die UKW-Frequenz, die für M 94,5 in Zukunft entfallen. Rockantenne beziffert sie auf 25 000 Euro im Jahr, andere Quellen sprechen von lediglich 14 000 Euro.

Rockantenne muss zudem eine kleinere lokale Frequenz in Erding abgeben. Ob zum Jahresende, wenn die Zuteilung ohnehin ausläuft, oder bereits früher, ist noch unklar. Unterm Strich ist es Rockantenne also eine Menge Wert, diese sogenannte UKW-Stützfrequenz zu bekommen. Der Sender ist nur über Stream und den Digitalstandard DAB+ zu hören, lediglich in Augsburg hat Rockantenne bereits eine einträgliche, weil gut vermarktbare UKW-Frequenz. Überzeugen lassen hat sich der BLM-Hörfunkausschuss offenbar auch von dem Argument, dass der private Hörfunk der sogenannten Flottenstrategie des Bayerischen Rundfunks etwas entgegensetzen muss. Der Bayerische Rundfunk betreibt neben seinen fünf UKW-Wellen inzwischen eine Reihe erfolgreicher Digitalsender, etwa BR Heimat und Puls. An die fürchten die kommerziellen Radios, Hörer zu verlieren.

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