Süddeutsche Zeitung

Hörenswert:Country vom Kraftlackl

Roland Hefter langt auf seinem neuen Album ordentlich hin

Von Oliver Hochkeppel

Forever Young - irgendwie muss man bei Roland Hefter daran denken. Der Harley-Davidson-fahrende Lackl mit den langen Haaren kommt einem immer wie einer vor, der gerade erst aus dem Halbstarkenalter herausgewachsen ist. Erst wenn man dann überlegt, wie lange er einen schon in den verschiedensten Rollen, aber immer als Münchner Original begleitet, wird einem klar, dass Hefter inzwischen auch schon über 50 ist. Aus Waldperlach stammt er, im 16. Stadtbezirk Ramersdorf-Perlach lebt er bis heute, er ist die Kraft- und Inspirationsquelle für das, was er macht. Und das ist, wie noch zu berichten sein wird, einiges. An erster Stelle aber kommt wohl die Rolle als Liedermacher und Musiker. In die er jetzt mit dem neuen Album "So lang's no geht" wieder verstärkt schlüpft.

Mit zehn Jahren lernte Roland Hefter Trompete, im Alter von 17 Jahren entdeckte er die Gitarre für sich. Er lernte Schildermacher und Grafiker, doch die Musik war stärker. Schon 1995 gründete er seine Band Isarrider: Kräftiger Alpenrock mit Ausflügen in die bayerische Volksmusik und kabarettistischen Einlagen - was heute Dutzende von "Buam"-Bands betreiben, war damals noch relativ neu. Und schnell bei allen regionalen Festivitäten sehr gefragt, vom Volksfest über das Bratwurst-Zelt auf der Wiesn bis zum Feuerwehrjubiläum. Heute hat die Truppe (aktuell in der Besetzung mit Wolfi Hierl, Erich Kogler, Babs Margeth und Stephan Reiser) unbestreitbar einen gewissen Kultstatus erlangt.

Wobei es bestimmt kein Schaden war, dass Hefter auch solo und in anderen Zusammenhängen von sich reden machte. Er hat es zum Beispiel ernsthaft mit Kabarett versucht. 2006 stand er beim Kabarett Kaktus auf der Bühne. Wer dabei war, erinnert sich noch heute an eine grandiose Nummer über einen Weißbierglas-stemmenden Proll-Touristen in Thailand. Es ging dann immerhin in die Schauspielerei: Von 2009 an spielte Hefter in den Serien "Der Kaiser von Schexing", "München 7" und "München Grill" mit. Als der waschechte Münchner, der er ist. Dem Kabarett blieb er als Musiker verbunden: Bei

Monika Gruber stand er als Vorband auf der Bühne. Durchaus musikkabarettistisch ist auch sein Beitrag an der Seite von Michi Dietmayr und Keller Steff im beliebten Trio Drei Männer nur mit Gitarre.

Ob in Rollen oder in seinen Songs, das bayerische Alltagsleben ist sein Thema. "Ich mache keine politischen Sachen", hat er über seine Musik einmal gesagt. Das würde er heute wohl nicht mehr tun. Nicht, nachdem 2018 das mit allerlei Münchner Prominenz besetzte Video seines Anti-AfD-Songs "Mia Ned", wo er einfach deren Parteiprogramm referierte und zerlegte, viral ging - mehr als drei Millionen Zugriffe gibt es bis heute. Und nicht, weil er inzwischen selbst Politiker ist. Oberbürgermeister Reiter überredete ihn 2019 mit einigen anderen "Externen", sich ohne Parteibuch und Ochsentour für die SPD bei der Kommunalwahl aufstellen zu lassen. Seitdem sitzt Hefter im Stadtrat und versucht sich an der Kärrnerarbeit für die kleinen Leute, die Musiker und Kulturschaffenden.

Das schwingt zwischen den Zeilen auch in den zwölf neuen Songs vom "So lang's no geht" mit. Ob im rockig-flotten Titelsong, in dem Hefter sich weigert, "gscheider zu werden". Ob bei Seitenhieben gegen die Fernseh-Ödnis, die "Privatversicherten mit vui Pulver" ("In deiner Weid") oder Mobbing im weitesten Sinn ("So is da Mensch"). Oder in den als "Bonustracks" angefügten neuen Versionen alter Hits wie seiner "Bayernhymne". Wer es musikalisch wie textlich nicht kompliziert, sondern eher derb und "country-style" mag, der ist hier richtig

Roland Hefter: "So lang's no geht", Donnerwetter/Cargo

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SZ vom 02.06.2021
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