Es ist ein Ort zum ungläubigen Kopfschütteln. Warum hat man diesen Platz nur übersehen können? Die breite Treppe am Nockherberg schwingt sich hoch zum verwunschenen Kronepark, oben zwitschern Vögel in den Bäumen, unten rauscht die Trambahn. Zwei Männer stehen an diesem fast zu warmen Frühlingstag auf dem ersten breiten Treppenabsatz und blicken sich um. Das ist nun ein Teil ihres verwirklichten Traums. In ein paar Wochen wird Florian Falterer mit Hilfe von Timothy Hanghofer ein Lokal eröffnen, das es so in München noch nicht gibt: das Crönlein am Nockherberg.
Noch stehen die beiden Freunde in Arbeitsklamotten unten in der künftigen Kleingaststätte, die früher eine öffentliche Toilette war. "Die Stadt hat das offiziell als Pissort geführt", sagt Falterer und lacht. Er und sein ehemaliger Nachbar Hanghofer träumten schon vor Jahren davon, diesen ungenutzten und fast vergessenen Ort am südlichen Rand der Au mit Leben zu füllen. Falterer und Hanghofer trafen sich oft im Kronepark mit ihren Kindern zum Spielen und Ausspannen und irgendwann entstand abends am Küchentisch die Idee, das Klohäuschen als kleines Lokal zu betreiben. Die Besucher des Parks könnten sich dann einen Kaffee mit nach oben nehmen oder im Gras frische Salate oder Snacks essen. Vor vier Jahren wollte Falterer es dann wissen und fragte bei der Stadt an, ob er die ehemalige Bedürfnisanstalt vom Kommunalreferat pachten könnte. Er konnte.
Doch dann begannen die Probleme: Falterer holte sich die Originalpläne des Gebäudes, das 1904 in den Nockherberg gebaut wurde. In den Plänen entdeckte er, dass es hinter dem knapp 13 Quadratmeter großen Pissoir mit sechs Stehtoiletten noch einen anderen Raum gab, der durch eine Wand abgetrennt war. Als Falterer und Hanghofer, der Handwerksprofi der beiden, die Mauer öffneten, mussten sie feststellen, dass der hintere Raum mit mehr als 20 Kubikmetern Beton aufgefüllt worden war - weshalb, ist bis heute unklar. Allein vier Wochen lang schufteten sie mit Freunden, um den riesigen Betonklotz zu zertrümmern. Das brachte Falterer fast zum Verzweifeln. "Ich hatte schon Depressionsphasen", sagt er heute.
Doch da war eben auch Timothy Hanghofer, der mit seinem Kollegen Stephan Risch eine Firma für Betonmöbel und exklusive Oberflächen hat. Und Florian Falterers Vater Richard, der als Architekt wichtigen Beistand leistete. Sie machten weiter, auch wenn aus dem geplanten Eröffnungstermin nun voraussichtlich der Juni dieses Jahres wurde.
Möglicherweise sind die langjährigen Umbauarbeiten, in die Falterer einen fast sechsstelligen Betrag investiert hat, aber auch schon früher abgeschlossen. Am Dienstag wurde schon mal unter Freunden die neue Theke eingeweiht, das Herzstück, wie die beiden Freunde sagen. Natürlich ist der L-förmige Tresen, der den halben Raum ausfüllt, aus Beton gegossen und von Hanghofer angefertigt worden.
Es ist ein ganz besonderer Raum mit nun hellen glänzenden Wänden, die an der rechten Seite ein Halbrund bilden. An der Decke werden nun etwa 50 Designerlichter in Grubenlampen-Optik montiert, sollen aber nur schwach leuchten. Höchstens zur Musik könnten sie im Takt aufflackern.