Prozess:Hochstapler gibt sich als Polizist aus und erpresst Bordellbesitzer

  • Ein 65-jähriger Münchner Medienkaufmann, gab sich als Polizeidirektor aus, um einen Bordellbesitzer zu erpressen.
  • Dieser fiel auf den Bluff jedoch nicht herein und rief selbst bei der Polizei an.
  • Das Amtsgericht verurteilte den Medienkaufmann nun zu einem Jahr und acht Monaten Haft auf Bewährung wegen Missbrauchs von Titeln und Amtsanmaßung.

Von Andreas Salch

Das konnte nicht gut gehen. Ein 65-jähriger Münchner Medienkaufmann, der sich als Rechtsanwalt, Polizeidirektor und Richter ausgab und mit einem Bordellwirt anlegte, ist jetzt zu einer empfindlichen Strafe verurteilt worden. Ein Jahr und acht Monate Haft auf Bewährung verhängte das Amtsgericht wegen Missbrauchs von Titeln und Amtsanmaßung. Zudem verurteilte es den 65-Jährigen wegen versuchter Erpressung, falscher Verdächtigung, Verleumdung und Betrugs.

Im Sommer 2017 hatte der Angeklagte unter falschem Namen bei mehreren Kommissariaten angerufen. Dabei gab sich der Medienkaufmann als Rechtsanwalt aus und behauptete, in einem Laufhaus würden vier Prostituierte mit Drogen handeln und bis zu zwei Kilo Kokain lagern. Einer seiner Mandanten sei in dem Bordell geschlagen und bestohlen worden. Es gehe um einen Betrag von 1200 Euro. Bei den Telefonaten mit der Polizei hatte der 65-Jährige auch den Namen eines Polizeidienststellenleiters erfahren. Unter diesem meldete er sich später bei dem Betreiber des Laufhauses und versuchte, diesen unter Druck zu setzen.

Wenn das Geld nicht wieder auftauche und übergeben werde, so der vermeintliche Polizist, fänden Razzien in dem Laufhaus statt. Doch der Bordellwirt fiel auf den Bluff nicht herein. Er rief selbst bei der Polizei an, und so kam der Schwindel auf. Vor Gericht gab sich der Medienkaufmann kleinlaut und räumte ein, er sei Stammgast in dem besagten Laufhaus und mit einer der Damen liiert. Als er eine Nacht nicht mit jener Frau, sondern mit einer ihrer Kolleginnen verbracht habe, sei diese sauer auf ihn gewesen. Aus lauter Verärgerung habe sie ihm 1000 Euro, die sie ihm einige Zeit zuvor geliehen habe, "einfach aus der Hose genommen".

Außer als Rechtsanwalt und Polizist soll sich der Medienkaufmann auch noch als Richter einer Strafabteilung am Amtsgericht ausgegeben und einem irakischen Taxifahrer angeboten haben, in einer Passangelegenheit zu behilflich zu sein. Natürlich nicht umsonst, sondern gegen Geld. Der Taxifahrer soll 5000 Euro gezahlt haben. Doch das wies der Medienkaufmann zurück. Bei dem Vorwurf, beteuerte der 65-Jährige, handle es sich vielmehr um einen "Racheaktion" des Taxlers. Das Urteil des Amtsgerichts ist noch nicht rechtskräftig. Sowohl Staatsanwalt als auch Verteidigung haben Berufung eingelegt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: