Hochschulen in München:Es ist falsch, Eignungsprüfungen an Unis nicht zu erlauben

Eignungstest für ein Medizinstudium in Wien

Eignungstests haben an der TU München und der LMU dazu geführt, dass die Quote der Studienabbrecher sank.

(Foto: Georg Hochmuth/dpa)

Bisher bestimmt ausschließlich der Numerus clausus, ob Studienbewerber angenommen werden. Das ist nicht nur volkswirtschaftlich unsinnig, sondern unfair.

Kommentar von Jakob Wetzel

Es geht ums Grundsätzliche. Wer darf ein Fach studieren, wenn es nicht genügend Platz für alle gibt? Wer entscheidet darüber, und wie? Die beiden großen Münchner Universitäten würden gerne verstärkt auf Eignungsprüfungen setzen. Das Wissenschaftsministerium aber setzt dem enge Grenzen: Eignungstests darf es nur im Ausnahmefall geben. Andernfalls sei womöglich das im Grundgesetz garantierte Recht auf freie Berufswahl verletzt.

Doch diese Einschränkung ist falsch. Mit den Eignungsprüfungen geht es den Universitäten ja nicht darum, junge Menschen vom Studium fernzuhalten. Die Tests helfen nur dabei, eine Auswahl zu treffen, an der ohnehin kein Weg vorbeiführt. Wenn es nicht genügend Studienplätze gibt, muss ausgesiebt werden - egal ob durch einen Test oder durch den Numerus clausus, also letztlich anhand des Notenschnitts im Abitur. Die Frage ist daher nicht, ob das Recht auf freie Berufswahl grundsätzlich eingeschränkt werden darf. Die Frage ist, ob das im Regelfall ausschließlich durch den Numerus clausus geschehen soll. Die Universitäten wollen, dass es dazu auch Alternativen oder Ergänzungen geben darf.

Dabei gibt ihr Erfolg den Universitäten letztlich Recht. Mit ihren Eignungsprüfungen haben sie die Quote der Studienabbrecher erheblich reduziert und damit bewiesen, dass ihre Tests eine erheblich zielführendere Auswahl ermöglichen. Nur die durchschnittliche Abiturnote in den Blick und damit höhere Abbrecherquoten in Kauf zu nehmen, ist dagegen nicht nur volkswirtschaftlich unsinnig, sondern auch den Studierenden gegenüber unfair.

Ein Studium abbrechen zu müssen, ist zwar kein Weltuntergang. Aber jeder Abbrecher hat Zeit und Energie in einen Studiengang investiert, den er dann nicht beenden kann. Je früher jemand Klarheit darüber hat, was ihn erwartet und wie seine Erfolgsaussichten stehen, desto besser ist es für ihn - und für die Uni.

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