Hochschule München:Mit dem Robocop gegen Amokschützen

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Der Studenten-Roboter kann etwas, was keiner seiner Verwandten kann: Türen öffnen. (Foto: Florian Peljak)
  • Peter Leibl, Professor an der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften der Hochschule München, entwickelt seit seit 2009 einen Robocop.
  • Der Roboter wird alljährlich von seinen Studenten weiterentwickelt.
  • Das "Unmanned Ground Vehicle" könnte der Polizei bei brenzligen Situationen helfen.

Von Stephan Handel

Tür aufmachen? Kein Problem: Klinke anfassen, runterdrücken, aufziehen. Das lernt jedes Kind in seinen ersten Lebensjahren, und nicht einmal Hunde haben ein Problem damit, ausreichend Körpergröße vorausgesetzt. Diesen einfachen Vorgang aber einem Roboter beizubringen - das kann richtig schwierig sein.

Das erfuhren jetzt rund 80 Studenten der Hochschule München. In einem Semesterprojekt standen sie genau vor dieser Aufgabe: Das so genannte UVG - "Unmanned Ground Vehicle" - sollte am Ende des Projekts Treppen steigen können. Und Türen öffnen.

Für die angehenden Mechatroniker und Ingenieure anderer Fachrichtungen war das mehr als eine Fingerübung. Ihr "Crawler 2.0" hat durchaus Bezüge zur Praxis, in diesem Fall zur Praxis und zum Alltag des Landeskriminalamts. Das LKA in Person des Kriminalhauptkommissars Achim Pachollek, Sachgebiet 514, Strategisches Innovationszentrum, erklärt, dass ein solches Ding wie der Crawler ihnen gerade noch fehlt: Wenn sich zum Beispiel ein Amokschütze in einem Haus verschanzt hat, dann könnte der Roboter hineinfahren, von Tür zu Tür rattern, aufmachen und nachschauen, ob jemand zu Hause ist. Das würde über ein W-Lan erfolgen, ein Polizist würde den Roboter steuern, eine Kamera würde übertragen, was zu sehen ist.

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Der Crawler: Ein Höhepunkt des Studiums

Das Crawler-Projekt verfolgt Peter Leibl, Professor an der Fakultät für angewandte Naturwissenschaften, seit 2009. In jedem Semester bekommt eine neue Studentengruppe eine neue Aufgabe - sozusagen der Höhe- und Schlusspunkt eines zumeist fünfjährigen Studiums, in dem die angehenden Master zeigen können, was sie gelernt haben - und dass sie in der Lage sind, nicht nur vom Professor gestellte Aufgaben zu lösen, sondern selbst an Problemen und ihren technischen Lösungen zu arbeiten.

Bis die Polizei mit einem Crawler zur Hausdurchsuchung aufbrechen kann, wird aber noch einige Zeit vergehen - die Hochschule erarbeitet mit ihren Studenten nur die technischen Voraussetzungen, danach müsste eine Firma das Gerät herstellen. Ein solches Unternehmen zu finden, dürfte nicht ganz einfach sein: Kommissar Pachollek schätzt die weltweite Nachfrage auf vielleicht 100 Stück.

Funktionieren jedenfalls würde der Roboter - dass es bei der Präsentation in der Hochschule am Donnerstag Nachmittag trotzdem ein Problem gab, lag weder am Crawler, noch an den Studenten oder ihrem Prof: Die Tür, die er öffnen sollte, war versperrt, und der Schlüssel ließ und ließ sich nicht auftreiben.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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