Hochhaus-Ensemble:Vier Türme als neues Stadttor

Zwar ist der Bau der Bavaria Towers am Vogelweideplatz weit fortgeschritten, der Grundstein aber wird erst jetzt gelegt

Von Alfred Dürr

Ein bisschen scheint die Welt des Bauens an diesem Donnerstag aus den Fugen zu geraten. Münchens modernstes Hochhaus-Ensemble ist im Rohbau schon fast fertig, da lädt der Investor zur feierlichen Grundsteinlegung für das architektonische Quartett der "Bavaria Towers" am Vogelweideplatz ein. Es gehe um einen "nachgezogenen, symbolischen Akt", erläutert Markus Turrek von der Bayernprojekt GmbH. Man wolle den Grundstein sichtbar und an zentraler Stelle auf dem künftigen Quartiersplatz zwischen den Türmen anbringen. Und dafür seien die Fundamente jetzt gelegt.

Vor fast zwei Jahren war das Gelände zwischen der Auffahrt zur Passauer Autobahn, der Riedenburger Straße und der Truderinger Straße Münchens größte Abrissbaustelle. Ein Sammelsurium aus Gewerbebauten der Sechziger- und Siebzigerjahre verschwand - um Platz zu machen für eine markante, moderne Architektur. Gleich vier Hochhäuser mit Höhen zwischen 46 und 83 Metern sollen das Stadtbild an einer Stelle prägen, die bislang eher weniger städtebauliche Aussagekraft hatte.

München Serie Stadtteile / BERG AM LAIM - Architektur

Am künftigen Hotel (rechts im Bild) wird bereits an der Fassadenverkleidung gearbeitet.

(Foto: Johannes Simon)

Am weitesten fortgeschritten ist der Turm, in dem künftig ein Hotel untergebracht wird. 14 von 15 Geschossen sind im Rohbau fertig. Im achten Geschoss läuft bereits die Fassadenmontage. Im sogenannten Blue Tower stehen bereits zwölf von 18 Geschossen, im "Sky Tower" sind dies acht von 20 Geschossen und im "Star Tower" meldet der Investor sechs von neun Geschossen als im Rohbau fertig. Alle Rohbau-Arbeiten sollen im Herbst abgeschlossen sein. Die Gesamt-Fertigstellung der Bavaria Towers ist für Ende nächsten Jahres vorgesehen.

Die Planungen für das Hochhaus-Ensemble gehen bis auf das Jahr 2009 zurück. Damals gewann das Büro Nieto Sobejano Arquitectos aus Madrid den Architektenwettbewerb. Hinter dem 400-Millionen-Euro-Projekt stehen die europaweit tätige Von der Heyden Group, der Münchner Immobilienentwickler Bayernprojekt und die Zurich Versicherung AG.

An der Schnittstelle zwischen den Gründerzeit-Wohnquartieren um die Prinzregentenstraße und einem heterogenen Gewerbe-Niemandsland entlang der Autobahn, wie das Stadtbaurätin Elisabeth Merk einmal ausdrückte, formen sich neue Akzente in der Stadtsilhouette. Die Türme bleiben deutlich unter der 100-Meter-Grenze, die vom Hochhaus-Bürgerentscheid festgelegt wurde. Die Stadt legte zudem Wert darauf, dass die Sichtachse aus der Stadt über die Prinzregentenstraße und den Friedensengel nicht durch alles überragende Türme beeinträchtigt wird.

Hochhaus-Ensemble: Das Ensemble entsteht an der Passauer Autobahn. Simulation: Bayernprojekt

Das Ensemble entsteht an der Passauer Autobahn. Simulation: Bayernprojekt

München verändert sich besonders deutlich an der Peripherie - das zeigt das Beispiel der Bavaria Towers durchaus eindrucksvoll. Vor 100 Jahren war das Gebiet um den heutigen Vogelweideplatz noch durch Felder und Wiesen geprägt. Nun entsteht an dieser Stelle ein zukunftsweisendes "Stadttor", das zusammen mit dem Hochhaus des Süddeutschen Verlags prägend wirkt für das gesamte Gewerbeareal hinter dem Vogelweideplatz in Richtung Messestadt Riem. Langfristig könnte sich hier sogar eine Art Hochhaus-Viertel für München entwickeln. Das Turmensemble entfaltet bereits seine Wirkung auf die Umgebung. Am Ende der Prinzregentenstraße entsteht ein großer Neubaukomplex mit Eigentumswohnungen. Geworben wird mit der "repräsentativen, urbanen Lage, nahe der neuen Bavaria Towers". Noch vor wenigen Jahren hätte man sich kaum vorstellen können, welche Urbanität der verkehrsumtoste Vogelweideplatz mit seinen neuen Türmen und Freiflächen einmal zeigen kann.

Das Landschaftsarchitektur-Büro Keller Damm Roser plant zwischen den Hochhäusern eine sanft geschwungene Hügellandschaft. Auf dem zentralen Platz, dessen Bedeutung durch den dauerhaft sichtbaren Grundstein unterstrichen werden soll, sind Lokale und Wasserflächen vorgesehen. Die Flächen in den Hochhäusern sollen vielseitig nutzbar sein - vom Einzelbüro bis zu Großraumlösungen. Repräsentative Lobbys, Terrassengeschosse und Dachgärten mit Blick auf die Stadt oder die Berge sollen ein zusätzliches Argument für Vertragsabschlüsse mit den künftigen Mietern sein. Nicht zuletzt gilt auch die Verkehrsanbindung als Pluspunkt der Bavaria Towers. Die A 94 bringt kurze Wege zur Messe und zur Ringautobahn A 99. Das Areal verfügt seit Dezember sogar über einen eigenen Trambahnanschluss.

Nach der Grundsteinlegung erfolgt also schon in wenigen Monaten das Richtfest für die vier Türme. Das gab es so noch nie in der Münchner Immobilienszene. Ob es mit der Vermietung der vielen neuen Büroetagen genauso schnell geht? Bei der Grundstein-Feier wird man dazu sicher nur optimistische Aussagen hören.

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