Alles Schutt
Die Bilder der Zerstörung in Kriegsgebieten wie der Ukraine, Gaza oder Syrien wecken Erinnerungen an die Schuttfelder in deutschen Städten nach 1945. Das Aufräumen, oft mit bloßen Händen, wurde größtenteils von Frauen verrichtet. Diese sogenannten Trümmerfrauen wurden zur deutschen Legende, die Abbildung auf der Rückseite des 50-Pfennig-Stücks galt als Zeichen der Anerkennung für sie.
Die habilitierte Historikerin Miriam Gebhardt hat den Trümmerfrauen nach intensiver Recherche ein Buch gewidmet. Der Titel: „Die kurze Stunde der Frauen. Zwischen Aufbruch und Ernüchterung in der Nachkriegszeit“ (Herder). Die Autorin, Jahrgang 1962, spürt darin dem Lebensgefühl der Protagonistinnen des Wiederaufbaus nach. Dazu wertete sie Tagebücher aus, die sie im Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen gefunden hat. Hinter den meisten lag eine schwierige, oft stark traumatisierende Vergangenheit, die es zu bewältigen galt, ebenso wie die Gegenwart, die sie täglich herausforderte. „Die Frauen der Nachkriegszeit sind uns noch sehr nah, weil sie unsere Mütter und Großmütter waren und uns einiges mitgegeben haben“, erklärt die Professorin und Autorin, die in der Nähe von München lebt. Sie hat unter anderem Bücher über Rudolf Steiner und die Geschichte der deutschen Frauenbewegung geschrieben. Besondere Aufmerksamkeit gelang ihr mit dem Buch „Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs“.
Am Dienstag, 4. Juni, ist Gebhardt mit Mirjam Zadoff, der Direktorin des Münchner NS-Dokumentationszentrums, zu Gast im Salon Luitpold, Brienner Straße 11. Beginn 19 Uhr.
Alles offen

Kommt die Dirigentin Joana Mallwitz nach München? Diese Frage beschäftigt momentan die deutschsprachigen Feuilletons. Seit August ist sie Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin, von 2018 bis 2023 war sie Generalmusikdirektorin am Staatstheater Nürnberg. Will die 37-Jährige zurück in den Süden? Mallwitz könnte etwa 2026 Nachfolgerin von Wladimir Jurowski an der Bayerischen Staatsoper werden. Früher schon kommt Mallwitz tatsächlich nach München: am 15. und 16. Juni in die Isarphilharmonie. Zu erleben ist sie am Pult, und als Ehefrau und Mutter derzeit auch in dem sehenswerten Dokfilm „Momentum“.
Alles Käse

Ein Mann aus Deutschland ist unter den Siegern des diesjährigen Käserennens in der englischen Grafschaft Gloucestershire. Mehrere Menschen stürzen sich dabei einen Hügel hinunter, um einem rollenden Käselaib nachzujagen. „Ich bin absolut begeistert“, sagte Tom Kopke, 22, aus München der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge am Montag, nachdem er eines der Rennen gewonnen hatte. Leider könne er sich an nicht viel erinnern, es sei einfach losgegangen. Ihm sei gesagt worden, die beste Strategie sei, sich den Berg runterzurollen, aber er sei einfach gerutscht, sagte Kopke auf Englisch. Und dann müsse man schnell auf die Füße kommen, um zum Ende rennen zu können.
Der Wettbewerb hat eine lange Tradition. Eine Annahme ist, dass das Rennen auf ein heidnisches Frühlingsfest zurückgehen könnte. Die offizielle Veranstaltung sei vor einigen Jahren eingestellt worden, nachdem mehr als 15 000 Besucherinnen und Besucher gekommen seien, meldete PA. Seitdem werde das Rennen inoffiziell veranstaltet. Laut der Webseite England.de gibt es das Rennen an dieser Stelle seit mehr als 200 Jahren. Demnach wiegt der Käselaib satte dreieinhalb Kilogramm und soll bis zu 112 Stundenkilometer schnell werden können auf dem Abhang des Cooper’s Hill. Der BBC zufolge haben sich Menschen bei dem Wettbewerb auch immer wieder Verletzungen zugezogen.
Auf die Frage, warum man dafür aus Deutschland anreise, zeigte Kopke kurz auf die Menschen und den Hügel hinter sich. „Ich liebe diese Veranstaltung. Die ist einfach verrückt.“ Den Käse hat er seiner Großmutter versprochen.
Alles Musik

Aus den Bergen stammt Dominik Glöbl nicht, er ist im niederbayerischen Straubing aufgewachsen. Aber mit (Volks-)Musik kennt er sich aus, von Kindesbeinen an. Der bisherige Co-Moderator der BR-Sendung „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ übernimmt laut einer Pressemitteilung des Bayerischen Rundfunks dessen Format „Musik in den Bergen“, die ersten zwei Folgen sollen im Herbst 2024 ausgestrahlt werden.
Glöbl ist Trompeter der Münchner Band Dreiviertelblut, gehört zur Stammbesetzung des Musik-Ensembles bei der Starkbierprobe auf dem Münchner Nockherberg und komponiert auch selbst, etwa die „Schöne Helena Polka“, ein seiner Tochter gewidmetes Stück. 2023 moderierte er die Übertragung des Platzkonzerts vom Oktoberfest. Am 7. Juli wird er außerdem gemeinsam mit Luise Kinseher das Abschlusskonzert zum „Symphonischen Hoagascht“, dem Blasmusik-Projekt des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und seinem Chefdirigenten Sir Simon Rattle, präsentieren.
Alles gut

Noah Böhm, Jahrgang 1995, Student an der Hochschule für Fernsehen und Film München, ist beim 34. Deutschen Kamerapreis für seinen Kurzfilm „Sensibelchen“ ausgezeichnet worden. Er erzählt die Geschichte zweier Brüder, die durch ihr Umfeld zu Taten mit tragischen Konsequenzen getrieben werden. Der elfjährige Benni (Zacharias Cernavca) leidet unter seinem Bruder Pascal (Jakob Brendel), dem er sich unterordnen muss. In einer Silvesternacht sieht Benni plötzlich Gelegenheit zur Rache. Die Jury lobte die unaufgeregte Handkamera Böhms, die auf intime Art die Enge eines kleinbürgerlichen Milieus visualisiere.