Hip-Hop-Woche der Münchner Stadtbibliothek:Rap, Beats und Breakdance

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Hip-Hop-Kultur ist auch eine Heimat für Breakdance, wo gerne gebattled wird wie hier beim Breakdance-Battle in der Isarphilarmonie bei "Tanz den Gasteig". (Foto: Andreas Gebert / Gasteig)

Hip-Hop ist die wohl angesagteste Jugendkultur – die Stadtbibliothek München widmet ihr ein einwöchiges Programm. Der Münchner Rapper Andrej Murašov liest aus seinem Buch, dazu gibt es einen Dokumentarfilm, Workshops, Vorträge und eine Live-Performance.

Von Sina Möhlenkamp

Wenn man an Hip-Hop in Deutschland denkt, kommen einem vermutlich zuerst Städte wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt am Main in den Sinn. Aber München? Was ist mit der Hip-Hop-Szene in der bayrischen Metropole?

„Die regionale Szene ist vielseitig, aber es ist schwer, deutschlandweit bekannt zu werden, wenn man aus München kommt“, sagt der Münchner Rapper und Autor Andrej Murašov. „Viele gehen dafür dann später aus der Stadt weg.“ Er sieht die Vielfalt der Szene, hat aber auch das Gefühl, dass es schwer ist, von einer „Szene“ sprechen, da die Hip-Hop-Landschaft seit dem Internet unübersichtlich geworden ist. Für München wünscht er sich mehr feste Veranstaltungsorte und Events, bei denen nicht immer die gleichen Gesichter auf der Bühne stehen.

Der Münchner Rapper Andrej Murašov liest aus seinem Debütroman „Alles Gold“ und lässt Live-Rap einfließen. (Foto: Sebastian Lentner)

Seinen Weg zur Musik fand Murašov durch Mixtapes, die ihm sein Vater mitbrachte, als er etwa zwölf Jahre alt war. Unter dem Künstlernamen „Partizan“ verarbeitet er heute persönliche Erlebnisse und Eindrücke aus seinem Alltag, inspiriert von den Menschen um ihn herum: „Ich hatte bisher ein sehr bewegtes Leben und habe genug zu erzählen. Dabei geht es um die großen Themen wie Liebe, Tod, Verlust und das Gefühl von Heimat und Zuhause.“

Seit seinen ersten Schritten in der Musik entdeckte Murašov auch seine Leidenschaft fürs Schreiben. Mit seinem Debütroman „Alles Gold“ verbindet er beides zum ersten Mal. Der Roman erzählt die Geschichten von fünf Menschen unterschiedlicher kultureller und sozialer Hintergründe, die sich durchs Leben kämpfen und ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Zwei der Protagonisten sind Rapper – und passend dazu hat Murašov eigene Songs zum Buch geschrieben. Im Rahmen der Hip-Hop-Woche im Gasteig wird er am Freitag, 1. November, aus seinem Roman lesen und dabei auch Live-Rap einfließen lassen.

Die von der Münchner Stadtbibliothek initiierte Hip-Hop-Woche bietet aber noch mehr. Vom 27. Oktober bis zum 2. November können Interessierte ein breites Spektrum an Veranstaltungen rund um die Hip-Hop-Kultur erleben. Den Auftakt macht am Sonntag, 27. Oktober, der Dokumentarfilm „Rap & Revolution Iran“ des Berliner Regisseurs Omid Mirnour, gefolgt von einem Gespräch mit dem Filmemacher. Außerdem findet das Beats & Recording Lab statt, am 30. und 31. Oktober als Ferienlab, am 1. November dann als Workshop. Hier können Musikinteressierte unter Anleitung des Musikproduzenten Daniel Siebertz eigene Songs schreiben, Beats aufnehmen und sich mit anderen Teilnehmenden austauschen.

Hip-Hop-Kultur umfasst jedoch nicht nur Musik: Sie ist auch eine Heimat für Kunstformen wie Breakdance und Graffiti, die ebenfalls Teil der Münchner Hip-Hop-Woche sind. Beim ersten Münchner Hip-Hop-Fachtag am 2. November lautet das Motto „Hip Hop – Evolution of Education“. Panels und Vorträge widmen sich der Frage, wie die Hip-Hop-Kultur Jugendlichen Raum für Identität und Selbstentfaltung bietet und pädagogische Ansätze unterstützt. Denn Hip-Hop sei „eine Kunstform, die gerade auch immer ein Sprachrohr ist, um Probleme in der Gesellschaft zu thematisieren und einen Gegenentwurf vorzustellen – um Menschen ohne Bühne zu empowern“, sagt Murašov.

Hip-Hop hätte dabei mittlerweile so viele Teile der Gesellschaft erreicht, nicht nur im privaten Bereich, sondern auch institutionell. „Siehe zum Beispiel die 5elements e.V., die zahlreiche Workshops und Programme an Schulen sowie für verschiedene Einrichtungen anbietet“, erklärt der Rapper, der selbst Teil dieses Kollektivs ist. Der Verein ist auch Mitveranstalter der Hip-Hop-Woche, und seine Mitglieder leiten unter anderem am Nachmittag des Fachtages verschiedene Workshops. Hier haben junge Menschen zwischen zwölf und 27 Jahren die Möglichkeit, sich auszuprobieren – sei es in Graffiti, Breakdance, Beatboxing oder Video-Produktion. Den Abschluss des Tages bildet eine Live-Performance: Die 5elements Live Band tritt gemeinsam mit der Word Up! Crew und weiteren Gästen auf und bringt die Hip-Hop-Kultur auf die Bühne.

„Each one teach one – das war schon immer ein Motto der Hip-Hop-Kultur“, sagt Andrej Murašov. Genau deshalb brauche München diese Hip-Hop-Woche – für den direkten Austausch und das gemeinsame Lernen. „Das Event bringt Menschen neu zusammen, schafft Raum für Vernetzung und bietet die Möglichkeit, gemeinsam neue Projekte anzustoßen oder bestehende kennenzulernen.“

Hip-Hop-Woche der Münchner Stadtbibliothek im HP8, 27. Oktober bis 2. November, Eintritt frei, gasteig-hip-hop-woche.de

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