Hilfswerk der Süddeutschen Zeitung:Ergriffen

Mehr als 21 000 SZ-Leser bescherten dem Adventskalender ein überragendes Ergebnis der Hilfsbereitschaft: Wie dringend die Spenden benötigt werden, zeigen berührende Dankesbriefe

Von Sven Loerzer

Da lacht selbst die Sonne vor Glück. Der Zeichner hat ihr mit dem Buntstift ein gelbes Gesicht gegeben, mit roter Nase, roten Lippen und grünen Augen. Rote Strahlen schaffen Wärme, lassen Tulpen auf einer Wiese erblühen. Auf den ersten Blick erschließt sich die Freude, die der Zeichner empfindet und auch in Worten ausdrückt: "Ganz herzlich möchte ich mich bedanken für meine neue Brille, die sehr notwendig ist." Sein Dank gilt den SZ-Lesern, dank deren Spenden für den "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" er wieder richtig sehen und zeichnen kann.

Richtig sehen konnte der 65-Jährige schon lange nicht mehr, die alte, beschädigte Brille war nicht mehr ausreichend. Eine neue Brille aber konnte sich der Mann nicht leisten, da er am Existenzminimum lebt, ganz knapp über der Grenze, von der an er Anspruch auf Grundsicherung hätte. Ihm würde das wenig nützen: Wer staatliche Unterstützung zum Lebensunterhalt bekommt, ist zumeist nicht in der Lage, so viel Geld zusammenzusparen, dass sich davon eine neue Brille finanzieren lässt. Diesen und vielen anderen Menschen in München und der Region kann der SZ-Adventskalender seit nunmehr 70 Jahren helfen, schwierige Lebenslagen zu überwinden, dank des großartigen Engagements. Mehr als 21 000 SZ-Leser bescherten dem Adventskalender ein überragendes Ergebnis der Hilfsbereitschaft: Insgesamt gingen bei der 70. Hilfsaktion mehr als 5,7 Millionen Euro für Menschen in Notlagen ein, fast 150 000 Euro mehr als im Vorjahr. Der gesamte Betrag, 5 722 077,06 Euro, geht ohne Abzug an Bedürftige, denn alle Kosten der Aktion trägt der Süddeutsche Verlag.

"Durch die großartige Spendenbereitschaft unserer SZ-Leser und Gönner können wir wieder viele in Not geratene Menschen in München und den umliegenden Landkreisen beschenken", dankt Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier. Spenden in Höhe von 50 Cent bis hin zu 50 000 Euro gingen ein. Anlässe zum Spenden finden SZ-Leser zuhauf, sei es ein Geburtstag oder ein Jubiläum. Auch ein Lottogewinn ging an das Hilfswerk, wie Adventskalender-Mitarbeiterin Martina Linke auf einer Überweisung über 13,60 Euro lesen konnte: "Jede Spende hilft."

Zum Erfolg hat ganz wesentlich auch wieder das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons beigetragen. Das Benefizkonzert mit dem koreanischen Pianisten Seong-Jin Cho ließ nicht nur die Zuhörer jubeln, sondern unterstützt das Adventskalender-Projekt "Musik für alle Kinder" mit einem Betrag in Höhe von 53 558,50 Euro. Dadurch erhalten Kinder aus Familien mit geringem Einkommen die Chance, das Spielen eines Instruments zu erlernen. So konnte zum Beispiel auch die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation mit ihrem Projekt "Musik für Schüler" in der Mittelschule an der Guardinistraße die Kinder mit drei interaktiven Konzerten für Musik begeistern und zum Musizieren motivieren. "Ich war total überrascht, als ihr so toll gespielt habt", schrieb eine Fünftklässlerin den Musikern. "Der Bariton war der beste Sänger, den ich je getroffen habe. Und es war toll. Ich wünschte, es gäbe mehr Konzerte." Sie habe ganz viele Instrumente kennengelernt: "Mir hat das Klavier am besten gefallen, weil es total schön war. Ich habe meine erste Schnupperstunde beim Klavier gehabt." Das Mädchen betonte: "Ich mag klassische Musik, weil sie beruhigt."

Nicht nur Leser aus München, ganz Bayern und dem Bundesgebiet beteiligten sich an der 70. Spendenaktion, auch Abonnenten im Ausland - Österreich, Schweiz, Belgien, Frankreich und sogar USA - machten in großer Verbundenheit mit. "Das Vertrauen in unsere Arbeit beeindruckt mich immer wieder", betont die Adventskalender-Geschäftsführerin. Für das SZ-Hilfswerk sei das ein Ansporn, "die Spendengelder schnell und unbürokratisch an die Menschen zu verteilen, die es am nötigsten haben".

Im Mittelpunkt standen diesmal Kinder und Jugendliche aus armen Familien, denen es an Unterstützung auf dem Bildungsweg mangelt. Es ging ebenso um alte Menschen in Not, wie darum, Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Hilfe für Menschen, die Krankheit arm gemacht hat, und die Herzenswünsche von armen Menschen waren weitere Themen. "Viele Menschen schämen sich um Hilfe zu bitten", erklärt Anita Niedermeier. "Umso schöner ist es dann, wenn wir mit den Spenden Lebensmittelpakete verschicken oder den einen oder anderen Wunsch erfüllen können. Die Betroffenen empfinden das als kostbare Geschenke." Den besonderen Wert habe die Kinderbuchautorin Selma Lagerlöff eindrucksvoll beschrieben: "Schenken heißt, dem anderen das geben, was man selbst behalten möchte."

So können Sie spenden

Wer helfen will, wird um ein Geldgeschenk gebeten, Sachspenden können leider nicht entgegengenommen werden. Bareinzahlungen sind von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 18 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9.30 bis 16 Uhr im SZ-Servicezentrum, Fürstenfelder Straße 7, möglich. Sicher online spenden können Leser im Internet unter www.sz-adventskalender.de. Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich.

"Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V."

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00

BIC: SSKMDEMMXXX

Spenden sind steuerlich abzugsfähig; bis zu einem Betrag in Höhe von 200 Euro reicht der vereinfachte Nachweis. Bei Spenden in Höhe von mehr als 200 Euro senden wir Ihnen die Spendenbestätigung zu, sofern auf der Überweisung der Absender vollständig angegeben ist. Jede Spende wird ohne Abzug dem guten Zweck zugeführt. Alle Sach- und Verwaltungskosten, die entstehen, trägt der Süddeutsche Verlag.

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Was das bewirkt, geht aus vielen Briefen hervor. Eine alleinerziehende Mutter von drei kleinen Kindern, die nur noch in Teilzeit arbeiten kann, kommt deshalb nur mit aufstockenden Leistungen des Jobcenters über die Runden. Unvorhergesehene Ausgaben sprengen das knappe Budget. "Es macht mir nichts aus, mich einzuschränken", erzählt die Mutter. "Es tut mir aber weh, dass ich meinen Kindern nichts mehr bieten kann." Der Adventskalender half ihr, Winterkleidung und kleine Weihnachtsgeschenke für die Kinder zu beschaffen, wofür sie sich herzlich bedankte: "Ihre Initiative ist ein Segen und ich merke, wie ein Stück Anspannung von mir abfällt. Geld ist nicht alles im Leben, aber in manchen Situationen ist es doch leider notwendig. Ich hoffe und glaube, es irgendwann einmal wieder umgekehrt jemandem zugute kommen lassen zu können." Für einen alleinerziehenden Vater von vier Kindern, der nach längerer Krankheit wieder in Teilzeit arbeitet, war ein Wäschetrockner eine große Hilfe: Wenn es den Adventskalender nicht gäbe, "wäre ich sehr schlecht dran".

Eine Frau, die wegen ihrer Körperbehinderung nicht mehr selbst schreiben kann, ließ "den Spendern des Adventskalenders ganz herzlich für die großzügige Spende" danken: "Ohne diese schnelle und unbürokratische Hilfe hätte ich viele Monate von meiner Grundsicherung ansparen müssen, um die defekte Waschmaschine ersetzen zu können."

Wer Sozialhilfe oder Hartz-IV-Leistungen bezieht, sollte nach der Vorstellung des Gesetzgebers das Geld für Haushaltsgeräte von der staatlichen Unterstützungsleistung ansparen, doch diese Vorgabe überfordert die Menschen. Darauf hat erst vor kurzem erneut die Münchner Sozialreferentin Dorothee Schiwy hingewiesen: "Die Leute schaffen es einfach nicht, Geld zur Seite zu legen, weil sie ohnehin kaum etwas auf der Hand haben." Die einmaligen Leistungen, die Sozialämter vor 2005 für notwendige Anschaffungen bezahlen konnten, müssten wieder eingeführt werden, fordert Schiwy. Sie kritisiert, dass mit der Einführung von Hartz IV "sehr viel abgewälzt" worden sei auf private Wohltäter.

Ihnen freilich ist der Dank gewiss, wie etwa den SZ-Lesern, die einer alleinerziehenden Mutter die Anschaffung eines neuen Herds ermöglichten. "Nun sind die Zeiten mit nur zwei Herdplatten und ohne Backofen endlich vorbei", schrieb die Frau. Je länger man auf Dinge gänzlich verzichten muss, die sonst auch nicht oft auf den Tisch kommen, desto größer wird der Heißhunger darauf, wie die Mutter eingesteht: "Ich und meine Kinder freuen uns sehr, dass es nun wieder Pizza, Pommes und an Weihnachten Plätzchen geben wird."

Besonders bei älteren und alleinstehenden Menschen kommen die schweren Lebensmittelpakete sehr gut an. Rund 3000 davon stellen langjährige Mitarbeiter des Adventskalenders den Bedürftigen zu. "Ich möchte mich aus tiefstem Herzen bedanken für dies unglaublich tolle Lebensmittelpaket. Die Spender verdienen allergrößte Hochachtung und Dank", schrieb eine Frau. "Ich bin unendlich gerührt, dass mir diese Hilfe in meiner schweren Zeit widerfahren ist. Es ist kaum in Worte zufassen." Große Freude löste ein Lebensmittelpaket auch in einer betreuten Wohngemeinschaft für psychisch kranke Menschen aus. "Das hat mich sehr gefreut, denn früher habe ich auch ab und zu dem SZ-Adventskalender Geld gespendet und so kommt es zurück zu uns, wenn ich es derzeit nicht so dicke habe." Sollte er wieder mehr Geld haben, so versicherte der Mann, werde er wieder spenden.

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