Hilfsprojekt:Willkommen und Abschied

Hilfsprojekt: Das Lok Arrival in der Bayernkaserne ist eine Art Jugendzentrum für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen. Mittlerweile sind das aber nicht mehr so viele wie noch vor zwei Jahren, als auch dieses Bild entstand.

Das Lok Arrival in der Bayernkaserne ist eine Art Jugendzentrum für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen. Mittlerweile sind das aber nicht mehr so viele wie noch vor zwei Jahren, als auch dieses Bild entstand.

(Foto: Catherina Hess)

Um jungen Flüchtlingen zu helfen, gibt es seit 2015 das Projekt "Willkommen in München". Zum Jahresende wird es nun eingestellt: Es gebe keinen Bedarf mehr, argumentiert die Stadt - zum Verdruss des Kreisjugendrings

Von Anna Hoben

"Willkommen in München", so taufte man die Aktion, zu einer Zeit, als noch nicht überall von der Willkommenskultur die Rede war. Seit März 2015 helfen Pädagogen und Ehrenamtliche in dem Projekt des Kreisjugendrings (KJR) München-Stadt jungen Flüchtlingen beim Ankommen in der neuen Heimat. Zuletzt erreichten sie mit ihren 40 bis 50 Angeboten im Monat etwa 400 junge Männer. Doch jetzt kommt Abschiedsstimmung auf: Das Projekt wird zum Ende des Jahres eingestellt, weil die Stadt den Bedarf nicht mehr sieht und die Finanzierung einstellt. Die Freizeitstätte Lok Arrival hingegen kann wohl erst einmal weitermachen, wenn auch mit einem gekürzten Budget. Lok Arrival wird ebenfalls vom KJR getragen, befindet sich in einer Halle auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne in Freimann und ist quasi ein Jugendzentrum für die dort lebenden Kinder und Jugendlichen.

Geflüchteten Kindern und Jugendlichen zu mehr Teilhabe in der Stadt verhelfen: Mit diesem Ziel und einem fünfköpfigen Team startete "Willkommen in München" vor zweieinhalb Jahren. Als im Sommer 2015 die große Flüchtlingsbewegung München erreichte und auch viele unbegleitete Minderjährige in der Stadt ankamen, fokussierte man sich auf eben diese Gruppe, und die Zahl der Mitarbeiter wurde auf zehn Stellen aufgestockt.

Nach einer Gesetzesänderung im November 2015 wurden viele dieser Flüchtlinge in andere Kommunen geschickt. "Der Bedarf hat sich dadurch schnell stark reduziert", sagt Fabian Pfundmeier, der beim KJR die Projekte für junge Flüchtlinge leitet. Man habe sich mit dem Angebot daraufhin zunächst auf junge Volljährige und dann noch spezieller auf junge Männer konzentriert. Der Bedarf war groß, wie Pfundmeier sagt: "Es gibt sonst kaum Angebote, die sich an sie richten." Die Mitarbeiter holten also die jungen Flüchtlinge aus den Unterkünften und nahmen sie mit: in die Stadt, zum Picknick, zu Bildungs- und Sportangeboten.

Die Stadt finanzierte das Projekt im Jahr 2015 mit 504 000 Euro, 2016 mit 682 000 Euro und 2017 mit 323 000 Euro. Seit März wird das Angebot wieder mit fünf statt zehn Vollzeitstellen betrieben, Ende des Jahres soll ganz Schluss sein. Der Bedarf sei nicht mehr gegeben, heißt es aus dem Sozialreferat - weil die Zahl der ankommenden Flüchtlinge stark zurückgegangen sei und weil die Einrichtungen mittlerweile gut vernetzt seien. "Willkommen in München" habe hauptsächlich vernetzenden Charakter gehabt, sagt Edith Petry, Sprecherin im Sozialreferat. "Dass das deshalb so nicht mehr nötig ist, hat der Kreisjugendring eingesehen." Vom KJR sind indes etwas andere Töne zu hören. "Aus unserer Perspektive ist der Bedarf weiterhin hoch", sagt Fabian Pfundmeier. "Es gibt immer noch viele junge Volljährige, und die Probleme nehmen mit zunehmender Aufenthaltsdauer eher zu als ab." Der KJR suche deshalb nun nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten, man werde sich beispielsweise an die "Aktion Mensch" wenden. "Wir hoffen, dass wir das Projekt fortführen können, aber allzu optimistisch sind wir nicht."

Auch das Projekt Lok Arrival hätte ursprünglich Ende 2017 auslaufen sollen, kann nun aber wohl "in halbierter Form" weitermachen, wie Pfundmeier sagt, also mit zwei statt vier Stellen. Auf dem Areal der Bayernkaserne leben immer noch etwa 1000 Menschen, darunter 200 Kinder und Jugendliche, die das Angebot nutzen. Es werde schwierig, das Haus mit zwei Stellen zu betreiben, heißt es vom KJR. Man sei aber froh, dass es "überhaupt offen bleibt". Im Jahr 2015 förderte die Stadt die Einrichtung mit etwa 283 000 Euro, 2016 mit 366 000 Euro und 2017 mit 274 000 Euro. Im kommenden Jahr sollen es 150 000 Euro sein. Endgültig wird der Stadtrat darüber Ende November entscheiden.

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