Etwa 20 000 Kinder wachsen in Deutschland in sogenannten Regenbogenfamilien auf, mit zwei Müttern also oder zwei Vätern oder mit beidem, der Möglichkeiten sind viele. "Hauptsächlich betrifft das Thema Frauen", sagt Stephanie Gerlach. Sie leitet die Münchner Beratungsstelle Regenbogenfamilien, die im Mai eröffnet wurde. Nur in fünf Prozent der Familien wüchsen Kinder mit zwei Vätern auf. Aber, so hat Gerlach beobachtet: Es gibt auch immer mehr Männerpaare mit Kinderwunsch. Um Möglichkeiten der Familiengründung und den Alltag von Regenbogenfamilien geht es deshalb an diesem Dienstag ab 19.30 Uhr in einer Veranstaltung der Männerakademie im Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum (Sub).
Früher wurden homosexuelle Lebensentwürfe automatisch mit Kinderlosigkeit gleichgesetzt. Dass das heute anders ist, "hat viel mit Normalisierungsprozessen zu tun", sagt Gerlach, "mit den rechtlichen Fortschritten, die es in den vergangenen 15 Jahren gegeben hat". Auch wenn die "Ehe für alle" auf dem Weg zur Gleichberechtigung längst nicht alle Hürden beseitigt hat. So enthält das neue Gesetz beispielsweise keine Regelung zum Abstammungsrecht. Auch bei einem verheirateten lesbischen Paar führt deshalb der Weg zur Elternschaft noch immer ausschließlich über die Stiefkindadoption - ein langwieriger und mühseliger Prozess.
Bei zwei Männern ist die Elternschaft schon von Natur aus noch schwieriger. Frauen können schwanger werden, Männer nicht. "Sie können sich entweder mit einer Frau oder mit einem Frauenpaar zusammentun", sagt Stephanie Gerlach. Adoption komme in Betracht, aber die Wartelisten seien lang. Eine Alternative könne deshalb auch eine Pflegschaft sein, "das Jugendamt sucht immer wieder Familien, die ein Pflegekind aufnehmen möchten." Bei der Veranstaltung an diesem Dienstag erzählt ein Vater aus dem Familienleben mit seinem Partner und dem gemeinsamen Pflegekind. Und schließlich gebe es noch eine "ganz kleine Zahl" von Männern, die ihren Kinderwunsch mit Hilfe einer Leihmutter im Ausland realisieren.
Das Wichtigste, bei allen, die ein anderes Modell als Vater-Mutter-Kind leben möchten, sei: reden, reden, reden. "Man sollte sich sehr genau überlegen, wie das Familienmodell aussehen soll", rät Gerlach. Wenn das Kind erst einmal da ist, stellten gleichgeschlechtliche Eltern sich die gleichen Fragen wie alle Eltern. Sie haben die gleichen Unsicherheiten, schließlich ist das Kind nicht mit einer Gebrauchsanweisung zur Welt gekommen. Eines aber ist sicher: "Ihre Eltern haben sich so viele Gedanken gemacht, diese Kinder sind dermaßen Kinder der Liebe."