Afghanisches Restaurant Hewad:Ein Stück Heimat auf dem Teller

Lesezeit: 3 min

Das Fleisch überzeugt durchgängig: Hier im Bild Korme Shirin - geschmortes Lammfleisch mit Tomaten-Safran-Kardamon-Sauce und Basmatireis. (Foto: Robert Haas)

Stilvoll, klein, behaglich: Die Atmosphäre im Restaurant Hewad in der Altstadt stimmt. Und auch mit den Köchen kann man rundum zufrieden sein - sie präsentieren die Vielfalt der afghanischen Küche.

Von Karl-Heinz Peffekoven

Lassen wir, bevor Peffekoven in die Feinheiten geht, zunächst die beiden jungen Herren zu Wort kommen, die ihn freundlicherweise und im Dienste der SZ-Leserschaft ins Hewad begleiteten: "Richtig geil", sagt Jo, "supergut", ergänzt Nick. Mehr Spezifika, bittet Peffekoven. Also: "Der Lammspieß ist saftig, würzig, genau richtig" (Jo). "Das Rindfleisch ist extra zart und sehr pikant gewürzt" (Nick). Kritische Worte sind beiden kaum zu entlocken, sie sind von der Vorspeise bis zum zuckersüßen, marzipanartigen Teigbällchen Gulab Jaman rundum zufrieden mit Küche und Köchen des Hewad.

Das afghanische Restaurant ist neu und liegt am Unteren Anger, ganz nah am St.-Jakobs-Platz. Als Peffekoven es entdeckte und noch nicht der Eisregen durch die Straßen fegte, konnte man an schönen Herbsttagen sogar noch draußen in der Sonne sitzen und die schönen Fassaden der früheren Stadtwerke betrachten, dies als Tipp für die nächste Freiluftsaison.

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Ein ganz runder Besuch im Hewad könnte mit etwas recht Unafghanischem beginnen, nämlich einem Cocktail oder Aperitif vorab. Der "Hewad Spritz" veranlasste Peffekovens Begleiterin zu dem Loblied, solche Aperitifs wünsche man sich anstelle der ewigen Standarddrinks in vielen Münchner Bars. Er ist raffiniert gemixt aus Prosecco, Soda und Granatapfel, Letzterer verleiht dem Getränk seine typische, leicht säuerliche Würze, dekorativ schwimmen kleine Fruchtstückchen darin. Sehr viel näher an der traditionellen Landeskultur sind die großartigen Tees: Pfefferminz mit Kardamom oder gesüßter schwarzer Tee ebenfalls mit Kardamom, dazu Ingwer und Rosenwasser, was nach Feststellung der Test-Runde nicht nur märchenhaft klingt, sondern auch genau so schmeckte.

Raffiniert gemixt: In diesen Cocktails finden sich auch Granatapfel-Kerne. (Foto: Robert Haas)

Das Lokal gehört einer in München ansässigen afghanischen Gastro-Familie, die etwa beim Gasteig schon ein bekanntes Restaurant betreibt, das Hewad als jüngster kulinarischer Spross ist recht klein, stilvoll-orientalisch dekoriert und beleuchtet, gerade an Winterabenden ein behaglicher Ort. Allzu behaglich sollte man sich aber nicht einrichten: Derzeit betreibt der sehr freundliche Wirt seinen Laden im Zweischichtenbetrieb, wer früh kommt, muss seinen Tisch irgendwann für die nächsten Gäste räumen. Sehr verzeihlich, findet Peffekoven, angesichts der Corona-Lasten für die Gastronomie und der durch sie begrenzten Öffnungszeiten.

Behaglich: Hier sitzt man mit Blick auf die winterliche Stadt. (Foto: Robert Haas)

Aber zum Essen, dafür sind wir ja schließlich hergekommen. Keinesfalls versäumen sollten Gäste die Vorspeisen, dabei aber behutsam vorgehen - mehr als eine, und die folgende Hauptspeise wird zur Herausforderung, denn die Portionen sind nicht die kleinsten. Peffekovens Favorit, empfohlen vom sehr umsichtigen Service: Borani Kadoo, sanft geschmorter Kürbis in einer süßlich-würzigen Tomaten-Safran Sauce mit cremigem Quark (6,90 Euro), gereicht mit afghanischen Fladenbrot. Der Kürbis zergeht auf der Zunge und harmoniert prächtig mit der spannend scharf angerührten Tomatensauce. Fein pikant ist Borani Katschalu, eine weitere Vorspeise: eine gebratene Teigtasche, gefüllt mit Frühlingszwiebeln und Kartoffeln, serviert mit Kräuterquark (6,50 Euro). Leichter, aber nicht minder lohnenswert ist naturgemäß der afghanische Salat, sehr nah am Original zubereitet mit Tomaten, Zwiebeln, Minze sowie dem Ganzen die richtige Frische verleihenden Koriander (6,50). In Afghanistan selbst zählt Daal zu den häufigsten Gerichten, eine schlichte, aber würzige und gehaltvolle Linsensuppe.

Die Fülle der Hauptspeisen auf der Karte wird überschaubarer dadurch, dass es sich meist um Kombinationen der klassischen Standards handelt: Lammspieß, geschmortes Hähnchenfleisch, gegrilltes Rinderhack. In allen Fällen und Varianten war das Fleisch exquisit ("10 von 10 Punkten", so das Urteil der Jungs), beim Gebratenen schön mürbe, beim Gegrillten auf den Punkt so zubereitet, dass es noch schön saftig war. Tschalau Goscht, sanft geschmortes Lamm, erhielt eine überraschend fruchtige Note durch Rhabarber-Stücke.

Die Vielfalt lässt sich noch vergrößern durch die Wahl der Beilagen. So gibt es gleich fünf Sorten Reis, neben dem klassischen Tschalau (gebackenem Basmatireis) der in Afghanistan weit verbreite Palau, hier mit Zimt, Nelken, Lorbeer, Kreuzkümmel, Kardamom und Sternanis gewürzt. Das typische Huhn mit Palau etwa wird in Afghanistan gern gemeinsam aus einer großen Schüssel gegessen, jedenfalls war das vor Corona so. Die Tester goutierten besonders die Variation Narendj Palau, gebackenen Safran-Basmatireis mit Mandeln und süßlich-pikanter Bitterorangenschale.

Für Münchner Verhältnisse ist das Hewad nicht zu teuer: Vorspeisen und Suppen liegen teils deutlich unter zehn Euro, Hauptspeisen zwischen 15 und 18 Euro, vegetarische im Schnitt bei 13 Euro. Zusammen mit dem freundlichen Service, der seine Gäste gern berät, empfiehlt Peffekoven dieses afghanische Restaurant besten Gewissens: Es bietet authentische und qualitativ hohe Küche - und dankenswerterweise Personal, das die Corona-Vorschriften sehr gewissenhaft einhält. Die gute Nachricht dabei: Das Hewad hat einen Abholservice und baut gerade einen Lieferdienst auf.

Übrigens: Hewad, das heißt Heimat. Ein Thema, das für Menschen aus Afghanistan derzeit kaum schmerzlicher sein könnte. Aber das ist eine andere Geschichte, doch sollte man sie nicht vergessen.

Hewad Restaurant, Unterer Anger 16, 80331 München, Telefon: 089/18902440, info@hewad-restaurant.de, Öffnungszeiten: täglich von 17 bis 23 Uhr, Reservierung empfohlen.

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