Herzwerk:Einmal Bio-Frühstück mit Strähnchen, bitte!

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Im "Herzwerk" herrscht familiäre Arbeitsteilung: Mutter Marion Ipolyi ist für die Frisuren zuständig, Tochter Mira Champion betreibt das Café nebenan. (Foto: Stephan Rumpf)

In Haidhausen hat ein Frisör-Café aufgemacht, oder auch einen Café-Frisör. Und manchmal gerät der Besucher auch in eine Jam-Session.

Von Laura Kaufmann

Es gibt Cafés wie das Marais, in denen kann der Gast Möbel kaufen. Es gibt das Two in One, das von der Klenzestraße nach Schwabing gezogen ist und seinen Blumen kaufenden Kunden auch Cappuccino serviert. Und es gibt das Wash & Coffee, das seinen Waschsalonbesuchern das Warten auf saubere Unterhosen mit einem gastronomischen Angebot verkürzt.

Ein Café allerdings, in dem sich die Gäste auch die Haare schneiden lassen können, hat es in München so noch nicht gegeben. Und das Herzwerk ist auch nicht deswegen entstanden, weil Marion Ipolyi eine Marktlücke sah, sondern der Zufall hat hier eine große Rolle gespielt.

Herzwerk
:Hier Frisur, dort Frühstück

Beim Frisör-Café Herzwerk in Haidhausen bekommen Gäste beides: Kaffee und einen neuen Haarschnitt.

Einen Friseursalon betreibt die 49-Jährige schon seit mehr als 16 Jahren in der Kirchenstraße, seit einigen Jahren mit einem Friseurteam namens Versus, das auch die eine oder andere Kulturveranstaltung in dem schmalen Geschäft organisiert. Der Zufall wollte, dass die Boazn Teufelsküche neben dem Friseursalon nach vielen Jahren ihre Pforten schloss. Und dass zur gleichen Zeit Ipolyis Tochter, Mira Champion, aus Australien zurückkehrte.

Die Wand zum Friseursalon wurde kurzerhand durchgebrochen, aus der Boazn wurde in Wochen voll harter Arbeit ein Café. Denn ein Café war der Traum von Mira Champion, die viel in der Gastronomie gearbeitet hatte. Eigentlich hatte die 27-Jährige vor, mit ihrem Mann zurück nach Australien zu gehen, aber die Gelegenheit war zu gut. Also blieb er mit ihr in München. Ein Schreiner baute Tische und Sitzgelegenheiten aus Weinkisten und Paletten, die Eckbank aus der Teufelsküche durften bleiben. Ein Klavier steht an der Wand, darüber hängen Gitarre und Bass. Die Wände sind noch leer, sie stehen für Ausstellungen zur Verfügung.

Mira Champions Hündin Holly, leicht angegraut um die Schnauze, liegt nun oft vor dem Herzwerk und wartet auf Freiwillige, die ihren Kopf kraulen. Marion Ipolyi kümmert sich um die Frisuren der Gäste, die für einen frischen Look ins Herzwerk spaziert sind, und Mira Champion ist seit dem 9. Juni für die Hungrigen und Durstigen da, ob für solche, die auf ihren Termin warten oder die so vorbeikommen.

Bis hin zum Ketchup ist alles selbst gemacht im Café. Das Angebot ist zum Großteil vegetarisch, was aber eine Quiche mit Lachs nicht ausschließt. Auf der Kaffeekarte fehlt neben den gängigen Klassikern natürlich ein Flat White nicht, eine Art Cappuccino mit weniger luftigem Schaum, der aus Australien kommt. Hauptsächlich gibt es im Herzwerk Frühstück, und zwar den ganzen Tag lang: Zwei Bio-Eier in allen Variationen etwa (4,80 Euro), Chia-Pudding mit Mango-Mus (4,20) oder ein Toasty mit veganer Haselnuss-Schokocreme (2). Dazu ein täglich wechselndes Mittagsgericht, Hummus (5,20) oder Popcorn in verschiedenen Geschmacksrichtungen (1,50), Sandwiches und Kuchen.

Da aber nicht nur der Start in den Tag, sondern auch dessen Ausklang zelebriert werden möchte, gibt es auch Bier, Wein und Aperitifs wie einen Ingwer-Spritz (6,90). Mit Glück findet dabei gerade eine Jam-Session im Herzwerk statt oder eine Lesung. Jeder soll den Laden mit seinen eigenen Ideen gestalten, wünscht sich das Mutter-Tochter-Team. Hund Holly wünscht sich derweil, jemand möge seinen Kopf kraulen.

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