Herzogpark:Verhaltene Modernität

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Das Wohn- und Geschäftshaus in der Flemingstraße 11: verglichen mit den prunkvollen Villen im Herzogpark ein zurückgenommener, moderner Baustil. (Foto: Robert Haas)

Ein eher schlichtes Wohn- und Geschäftshaus im Herzogpark bekommt Denkmal-Status

Von Ulrike Steinbacher, Herzogpark

Es gibt eine ganze Reihe stattlicher Baudenkmäler im Bogenhauser Herzogpark. Im Jahr 1900 hatte die Terrain-Aktiengesellschaft Herzogpark München-Gern den Wittelsbachern den damals völlig verwilderten Park für vier Millionen Mark abgekauft, um dort ein Villenquartier nebst stattlichen Mietshäusern zu errichten. In den Zwanziger- und Dreißigerjahren entwickelte sich die Gegend zum Münchner Nobelviertel. Der Zweite Weltkrieg aber ließ von dieser Architektur-Pracht nur noch Bruchstücke übrig, vor allem entlang der Mauerkircher- und der Pienzenauerstraße.

Die Flemingstraße dagegen, ein Stück nördlich des Isarrings gelegen, war bisher nicht auf der Denkmalliste zu finden. Das ändert sich gerade: Das Wohn- und Geschäftshaus Flemingstraße 11 bekommt jetzt Denkmal-Status. Der zweigeschossige Walmdachbau aus dem Jahr 1932 mit kleinem Erkervorbau wurde vom Baubüro Leonhard Moll gestaltet - "in sachlichen Formen", wie es im Kommentar der Behörde in der Denkmalliste heißt.

Damit unterscheidet sich das Wohnhaus des Kaufmanns Michael Mayr deutlich von den großen, prächtigen Villen in der Nachbarschaft. Das Baubüro Moll habe "mit der schlichten und sachlichen Gestaltung zumindest ansatzweise an Tendenzen des Neuen Bauens" angeknüpft, einen Baustil der Zwanzigerjahre, für den es in ganz Bayern nur wenige Beispiele gebe, schreibt das Landesdenkmalamt in seinen Erläuterungen.

Im Gebäude lägen zwei Wohnungen, den Grundriss im Erdgeschoss bestimme ein großer Ladenraum. Viele ursprüngliche Ausbauelemente seien erhalten, etwa das hölzerne Treppengeländer, die dreifeldrigen Türen und die Sprossenfenster. Nachträglich sei nur die Ladentür durch zwei Fenster ersetzt worden. Das Haus zeige den Standard bürgerlichen Wohnens Anfang der Dreißigerjahre, urteilen die Denkmal-Experten. Als Etagenwohnhaus mit Ladengeschäft habe es vor allem der Nahversorgung im nördlichen Herzogpark gedient: "In seiner Umgebung mit teils sehr großen und oft aufwendig dekorierten Villen nimmt sich der betont schlichte Bau stark zurück, wodurch seine verhaltene Modernität noch deutlicher zum Tragen kommt."

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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