Starker Regen bringt die Münchner Kanalisation ins Schleudern. Dann fließt Dreckwasser ungeklärt in die Isar. Vor allem der Regenüberlauf an der Montgelasstraße ist seiner Aufgabe nicht gewachsen, wenn es schüttet. Um das Problem zu lösen, wollen die Stadtwerke von Frühjahr 2020 an den sogenannten Montgelas-Düker bauen, einen Kanal unter dem Fluss. Das dauert drei Jahre und hat zur Folge, dass die Thomas-Mann-Allee entlang der Isar nördlich der Max-Joseph-Brücke auf 150 Meter gesperrt und damit auch der Isarradweg unterbrochen wird.
Fußgänger und Radfahrer müssen also vom Flussufer zur Montgelasstraße hinauf und die Fahrbahn überqueren, ehe sie auf der anderen Seite an die Isar zurückkehren können. Gefahrlos möglich ist das aber nur an der Ampel, die den Verkehr an der Einmündung der Mauerkircherstraße regelt. Sie wiederum ist nur über einen Umweg zu erreichen, weil auch die direkte Verbindung durch die Grünanlage gesperrt wird.
Die Bogenhauser Lokalpolitiker und die Polizei befürchten nun, dass diese Verkehrsführung gerade den Radlern zu umständlich sein wird, dass sie die sichere Route ignorieren und stattdessen die viel befahrene Montgelasstraße direkt überqueren werden. Um das zu verhindern, schlugen sie vergangenen Sommer einen Fahrradsteg als Ausweichstrecke vor, der nach Abschluss der Bauarbeiten auch ruhig zur Dauerlösung werden dürfe, schließlich geraten Radfahrer und Fußgänger an der engen Unterführung unter der Brücke immer wieder in brenzlige Situationen.
Aus dem Steg wird wohl nichts werden, wie ein runder Tisch und eine Ortsbegehung mittlerweile ergeben haben. Der Steg wäre den Bauarbeiten im Weg, schreibt die Münchner Stadtentwässerung an den Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen. "Zudem muss der Wasserabfluss der Isar sichergestellt sein", heißt es weiter. Bei Hochwasser könne es Probleme geben. Stattdessen will die Stadtverwaltung an der Montgelasstraße für die Radler eine zusätzliche Ampel installieren, was wiederum dem Bezirksausschuss nicht gefällt. Vor allem die CSU befürchtet, dass der Verkehr über die Isar dann noch mehr eingeschränkt wird als jetzt schon durch die Vorrechtsschaltung von Bus und Tram. Xaver Finkenzeller sprach in der jüngsten Sitzung von einer "absurden Lösung", die zum "Verkehrskollaps" führe. Der BA fordert vorsorglich, dass eine solche Ampel exakt auf die bestehende Konfiguration abgestimmt werden muss, hat aber noch Beratungsbedarf und plant einen weiteren Ortstermin mit Polizei, Münchner Verkehrsgesellschaft, Kreisverwaltungsreferat und Signaltechnik. Denn so einfach werde es vom Verkehrsablauf nicht, prophezeite Martin Tscheu (SPD).
Langfristig aber könnten auch die Radler vom neuen Isarkanal einen Vorteil haben: Ist der Montgelas-Düker einmal fertig, soll die Engstelle unter der Max-Joseph-Brücke beseitigt werden. Stadtbauingenieure und Verwaltung schlugen vor, im Zuge der Bauarbeiten den zweiten Brückenbogen zu öffnen, der jetzt blind endet. Dadurch würde der gegenläufige Radverkehr entzerrt. Voraussetzung ist allerdings, dass der Denkmalschutz zustimmt. "Das wäre eine tolle Entlastung", sagte Tscheu. Weil das Radweg-Projekt schon jetzt in der Finanzierung des Kanalbaus berücksichtigt werden muss, stellte der BA einstimmig den Antrag, die Unterführung zu erweitern.