Herzkasperlzelt:Alles, bloß keine Wiesn-Hits

Im Bierzelt gibt's nur "Atemlos" und das "Fliegerlied"? Von wegen. Das Programm im Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn bietet mehr. Zehn Empfehlungen.

Von Michael Zirnstein und Karl Forster

Tölzer Knabenchor & Helmut Schleich

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(Foto: N/A)

Israel, China, Japan, Südkorea, USA... nahezu überall auf der Welt ist der vor 60 Jahren aus einer Pfadfindergruppe hervorgegangene Tölzer Knabenchor schon aufgetreten. Auf die Oide Wiesn aber hatte es ihn noch nicht verschlagen. Das ändert sich nun beim 182. Oktoberfest. Da singt die Kinderschar unter der Leitung von Christian Fliegner zum "O'zapft is!" im Herzkasperlzelt. Die Sticheleien zum Anstich kommen vom Kabarettisten Helmut Schleich. Samstag, 19. September, 11.15 bis 13 Uhr

Blechschaden

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(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Normalerweise machen sie mit den Münchner Philharmonikern in den großen Klassik-Konzertsälen ernst. Als Blechschaden aber sind diese Orchestermusiker eine Gauditruppe. Das liegt vor allem an ihrem Gründer, Leiter und Frontmann, dem schottischen Spaßvogel Bob Ross. Klassik, Rock, Pop - Blechschaden machen seit 30 Jahren aus allem Unterhaltungsmusik. Technisch virtuos und doch bierzelttauglich und damit folgerichtig nun erstmals auch im Herzkasperlzelt. Sonntag, 20. September, 15 bis 16.15 Uhr

Café Unterzucker

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(Foto: N/A)

Das Herzkasperlzelt braucht natürlich auch einen echten Kasperlkopf. Und der kommt in Gestalt von Richard Oehmann (r.) daher, der als Puppenspieler und Autor von "Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater" quasi Weltruhm erlangt hat. Kinderprogramm, das auch Eltern zum Schreien komisch finden (oder umgekehrt), macht er auch mit seiner Band Café Unterzucker, in der er für den Gesang zuständig ist. Zusammen mit Thomas Weber (M.) an Gitarre und Banjo, Evi Keglmaier an der Tuba und weiteren Münchner Szenemusikern stellt Oehmann das zweite Album voller Freiheitsschlager und Eisdielenrock vor: "Bitte, Mami, hol mich ab". Aber erst nach dem Nachmittagskonzert. Mittwoch, 23. September, 15.30 bis 16.30 Uhr

Hundsbuam Projekt

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(Foto: Stephan Rumpf)

Heimatsound ist heute hie und da und überall. Anfang der Neunzigerjahre aber war das, was die Schwabinger Band Hundsbuam Miserablige machte und was man bald Tradimix nannte, noch etwas Neues und eine Seltenheit: Volksmusik, modern mit E-Gitarre gespielt. Oder eben Rock mit regionalen Wurzeln. Die Hundsbuam kamen beim Münchner Label Alpine Lawine unter, das auch Hubert von Goisern unter Vertrag hatte. Radio, Fernsehen und Festivalveranstalter stürzten sich auf sie. Gut 20 Jahre später touren Michi Schmölzl und seine neu formierte Gruppe als Hundsbuam Projekt. Donnerstag, 24. September, 15.30 bis 17 Uhr (Im Bild: das Herzkasperlzelt von außen)

Titus Waldenfels, Julia Loibl & Konstanze Kraus

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(Foto: oh)

Was Tarantino, Ska und bayerische Volkssänger vereint? Eine Antwort darauf liefern Titus Waldenfels (Gitarre, Violine, Banjo, Steel Guitar, Foot Bass), die Schauspielerin und Sängerin Julia Loibl (Hasemanns Töchter) und die Harfenistin Konstanze Kraus. Uramerikanische Musik von Swing bis echtem Country stellen sie neben Lieder der alten bayerischen Volkssänger. Donnerstag, 24. September, 14 bis 15 Uhr

Attwenger

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(Foto: Guenther Groeger; Gerald von Foris/oh)

Man kann sich nicht vorstellen, was zwei Mann nur mit Schlagzeug, Steirischer Ziach und der Stimme für eine Soundgewalt erschaffen können - bis man Markus Binder und Hans Peter-Falkner auf einer Bühne erlebt hat. Als Attwenger versetzen sie das Publikum in einen Taumel aus Trance und Ekstase. Die beiden Oberösterreicher werden im Austria-Pop-Hype neben Bilderbuch und Wanda genannt. Humor haben sie auch: Dialekt-Fetzen wie "Kaklakariada", "Baam" oder "Kaana dahaam" werden mit Punk, Hip-Hop, Soul oder analogem Drum'n'Bass zu groovenden Mantras. Freitag, 25. September, 20 bis 21.30 Uhr

Unterbiberger Hofmusik

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(Foto: Marco Einfeldt)

Im Grunde ist es Hausmusik, was die Familie Himpsl da macht. Vater Franz, Mutter Irene, ihre drei Söhne (alle bis auf den elfjährigen Franz junior studierte Musiker) und ein paar Freunde. Doch die Stücke der Unterbiberger Hofmusik verlassen bald den Hof und das vertraute bayerische Terrain und verbinden sich lustvoll mit den Klängen der Welt. Im neuen Programm "Bavaturka" geht die musikalischen Reise in die Türkei und nach Armenien und mündet in ein großes Fest. Mittwoch, 30. September, 17 bis 19.30 Uhr

Kofelgschroa mit Magnetic Ear

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(Foto: Jonas Kraus)

Das Kofelgschroa allein ist schon eine Wucht, entstand die Idee für ihren minimalistischen Groove doch, als man den Klang des Hammer-Automaten in Michael von Mückes Schmiede mit typischen Volksmusik-Instrumenten nachempfinden wollte. Zu Dialekt-Mantras stürzen sich die Oberammergauer in immer neue charmante dadaistische Klangexperimente (14 bis 15.30 Uhr). Noch spannender wird es sein, wenn sich das Kofelgschroa im Herzkasperlzelt dann am Abend zu einem einmaligen Konzert mit Magnetic Ear aus New Orleans trifft. Die Brass-Band (nicht im Bild) ist ebenfalls in der Klangtradition ihrer Heimat verwurzelt, im Blues und Jazz, lässt sich aber auch zu Klängen aus Lateinamerika, Afrika und vom Balkan treiben. Donnerstag, 1. Oktober, 20 bis 21.30 Uhr

G.Rag & Die Landlergschwister & Impala Ray

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(Foto: Florian Peljak)

G.Rag und die Landlergschwister sind so etwas wie die Hauskapelle des Herzkasperlzeltes, auch wenn sie heuer "nur" vier Mal in ihre "Kaputte Welt der Volksmusik" auf der Oidn Wiesn einladen (24.9. 17.30-21.30 Uhr, 1.10. 16-19.30 Uhr, 2.10 17.30-21.30 Uhr, 4.10. 17.30-21.30 Uhr). Mit ihrer schräg und mächtig gespielten Volkmusik aus Bayern und den USA (sie sind berühmt für ihre Hank-Williams-Cover) sowie weiteren Überrumplungen (legendär ist ihre Herzkasperl-Version von Kraftwerks "Das Model") will diese Gruppe ein "gallisches Dorf im Wiesnwahnsinn" sein. In das hat man sich zum gemeinsamen Musizieren für ein Konzert die aufstrebenden Bayern-Folk-Musiker Impala Ray eingeladen. Freitag, 2. Oktober, 17 bis 21.30 Uhr

Williams Wetsox

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(Foto: Robert Haas)

Am letzten Wiesnsamstag sollte man es sich gemütlich im Herzkasperlzelt einrichten. Denn gleich nach dem furios fiedelnden, famos fabulierenden Quartett Zwirbeldirn (14 bis 15 Uhr) kommen hier Williams Wetsox an die Reihe. Zu Blues erzählen diese Altgedienten Geschichten aus dem Huglfinger Hinterland, in Gstanzln raunzen sie die Politiker an, und sie erinnern an den Kraudn-Sepp, einen Pionier der rebellischen Volksmusik. Nach den Landlergschwistern lassen es dann noch Oansno krachen: Reggae, Dreigsang und Techno spielen sie in "klassischer Besetzung" mit Helikon, Trompete, Akkordeon und Bierwagerl (20-21.30 Uhr). Samstag, 3. Oktober, 14-21.30 Uhr Der Eintritt in das Herzkasperlzelt ist immer frei. Gerade bei großen Konzerten könnten die Türen aber wegen Überfüllung geschlossen werden. Um ins Herzkasperlzelt zu gelangen, muss man für 3 Euro ein Einlassbändchen zur Oidn Wiesn erwerben. Bisweilen gibt es Warteschlangen an den Kassenhäuschen.

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