Hertzkammer:Quote im Club

Ein Stream-Gespräch über den Frauenanteil in der Musikbranche

Von Vivian Harris

Vor etwa einem Monat gab das Musikfestival "Rock am Ring" sein Line-up für den Festivalsommer 2022 bekannt. Viele Kommentare unter dem Instagram-Post lauteten etwa so: "Warum kein System of a Down?" und "Wir haben trotzdem Lust, egal wer kommt." Ziemlich positiv also. Erst mal. Bis dann immer mehr Usern auffiel, dass unter den bisher angekündigten Künstlern nicht nur die amerikanische Metal-Band fehlt, sondern auch viele Künstlerinnen: Von 107 angekündigten Acts gab es nur zwei mit weiblicher Besetzung. Die Stellungnahme dazu folgte, einige Tage später, in einem weiteren Post. Man stellte klar, dass man niemanden aufgrund des Geschlechts, der Herkunft oder Sexualität diskriminieren würde. Dass man sich bei der Auswahl ausschließlich an der Musik orientieren würde, "die keine dieser Eigenschaften besitzt." Und dass das Problem ja eh schon vor dem Booking stattfinde.

Zum Teil stimmt das. Dass Frauen in der Musikbranche unterrepräsentiert sind, ist ein strukturelles Problem. Eines, das viel tiefer liegt, bei Gleichberechtigung ganz allgemein anfängt und nicht ausschließlich durch Buchungsentscheidungen gelöst werden kann. Eine bedeutende Rolle spielen diese aber schon. So haben einige Festivals schon länger eine Frauenquote und ein 50/50-Line-up-Prinzip eingeführt. Das Reeperbahnfestival zum Beispiel. Die Veranstaltung auf dem Hamburger Kiez ist Hauptpartner der Initiative Keychange, einer internationalen Bewegung, die die gerechte Geschlechterverteilung vor und hinter der Bühne fordert.

Beim Marry-Klein-Kulturdonnerstag spricht DJ Theresa Bittermann unter anderen mit Merle Bremer, Projektleiterin von Keychange, über diese Entwicklungen. Gemeinsam mit weiteren Gästen - von Vorstandsmitgliedern bis Kulturschaffenden - geht es um die Frage, wie sinnvoll eine Frauenquote in der Elektronikszene ist. Denn anders als manche Kommentare unter dem "Rock am Ring"-Post suggerieren, liegt die ungleiche Verteilung auch hier nicht am mangelnden weiblichen Interesse, sondern an den mangelnden Chancen für weibliche Acts.

Marry Klein Kulturdonnerstag, Gespräch & Musik, Livestream, Do., 17. Juni, 20 Uhr, harrykleinclub.de

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