Hermannsdorfer steigt bei Basic aus:"Jetzt reicht's!"

Protest vom Bio-Betrieb: Wegen des Lidl-Engagements bei Basic steigen die Herrmannsdorfer Landwerkstätten bei der Bio-Supermarktkette aus.

Bernd Kastner

"Jetzt reicht's!" Mit diesen Worten begründet Karl Schweisfurth eine Entscheidung, die für weiteren Wirbel in der Bio-Szene sorgen dürfte.

Seine Firma, die Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Hersteller biologisch erzeugter Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Käse, Brot und Bier, stellen die Lieferung an die Bio-Supermarktkette Basic zum 1. September ein.

Es ist die Reaktion auf den Einstieg der Schwarz-Gruppe bei Basic. Der Neckarsulmer Konzern, zu dem Lidl gehört, strebt nach anfänglicher Minderheitenbeteiligung die Mehrheit bei der Münchner Aktiengesellschaft an.

Um einen "Imageschaden" zu vermeiden, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, auch wenn er Umsatzeinbußen mit sich bringe, sagt Schweisfurth.

Die Geschäftspolitik von Basic und Herrmannsdorfer passe nicht mehr zusammen: Während Basic auf Menge und niedrige Preise setze, achte der in Glonn beheimatete Bio-Produzent nach eigenen Angaben auf handwerkliche Qualität, regionale Strukturen, Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft und faire Preise.

Der Boykott ist auch eine Familienangelegenheit. Karl Ludwig Schweisfurth gehörte einst die Herta-Wurstfabrik. Er stieg in den 80er Jahren "aus dem agroindustriellen System aus", wie er selbst sagt, verkaufte sein Unternehmen und gründete 1986 die Landwerkstätten.

Größe und rasches Wachstum vor Qualität

Diese führt nun sein Sohn Karl. Dessen Bruder Georg wiederum gründete 1997 zusammen mit drei Freunden Basic, ihm gehören noch rund 23 Prozent der Aktien. Auch er kritisiert die Ehe mit dem Discounter, der wegen seiner Preispolitik und seines Umgangs mit Mitarbeitern heftig kritisiert wird.

Schweisfurth Senior nimmt denn auch kein Blatt vor den Mund, wenn er die Basic-Geschäftspolitik kommentiert: "Ich bin tief beunruhigt und entsetzt", schreibt er in einem offenen Brief. "So denkt meine ganze Familie." Die Entwicklung bei Basic sei anders gelaufen, als von seinem Sohn Georg gewünscht: "Größe und rasches Wachstum wurde die große Nummer eins", so Vater Schweisfurth. "Das macht traurig!"

Basic will, wie berichtet, im kommenden Jahr jede zweite Woche einen neuen Supermarkt eröffnen, derzeit gibt es bundesweit 25 Märkte. Basic-Gründer und -Finanzvorstand Johann Priemeier, der den Lidl-Deal eingefädelt hat, zeigt sich wenig beeindruckt vom Boykott aus Glonn.

Herrmannsdorfer sei schon immer "ein sehr wankelmütiger Lieferant" gewesen. Priorität hätten deren eigene Läden, derzeit zehn in München. Entsprechend sei die Schweisfurth-Firma nie eine tragende Stütze des Basic-Sortiments gewesen. Die Herrmannsdorfer-Produkte, so Priemeier, "können wir locker ersetzen".

Mit dem Herrmannsdorfer-Ausstieg wächst der Protest gegen die Verbindung aus Bio und Discount: Basic-Gründer Richard Müller hat seinen Ausstieg angekündigt, Attac hat eine Kampagne gestartet, und auch beim Bio-Verband Demeter fragt man besorgt: "Was passiert jetzt?"

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