Herbstwetter:Goldrausch in München

Herbstwetter: Küchenchef Patrick Janoud genießt die Sonne - auch beim Arbeiten.

Küchenchef Patrick Janoud genießt die Sonne - auch beim Arbeiten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Temperaturen wie im Mai, Warteschlangen an den Eisdielen: Es ist ein verrückter Oktober und die Münchner wissen das zu nutzen - rausgehen und genießen. Ein Streifzug durch eine gut gelaunte Stadt.

Von Marina Brafa und Anne Goebel

Temperaturen wie im Mai, Warteschlangen an den Eisdielen: Es ist ein verrückter Oktober, und die Münchner wissen das zu nutzen. Auch wenn die herbstliche Trübnis, die irgendwann ja kommen muss, dann umso schwerer fällt - im Moment heißt die Devise: rausgehen und genießen. Ein Streifzug durch eine gut gelaunte Stadt.

Patrick Janoud, Koch im veganen Restaurant Gratitude:

"Bei dem Wetter ist eine tolle Stimmung hier in der Türkenstraße, die Leute sind ganz anders gelaunt, gehen abends noch raus und setzen sich einfach dazu an einen der Tische. Für unser Restaurant ist das ideal, und die Arbeit macht bei dem Wetter auch mehr Spaß.

Eigentlich sind wir schon ziemlich auf Herbstküche eingestellt, Suppen, Kürbiskuchen, solche Sachen. Aber jetzt wird wieder jede Menge Salat bestellt, die Gäste haben Lust auf Smoothies wie im Sommer und auf erfrischende Zitronentarte.

Ich lebe seit sechs Monaten in München, und den Föhn vertrage ich super. München hat eine besondere Atmosphäre, das kenne ich aus keiner anderen deutschen Stadt. Abends radel ich gegen ein Uhr nach Hause, und die Leute sitzen um die Uhrzeit noch draußen und trinken Wein."

Herbstwetter: Sein Geschäft hängt vom Wetter ab: Fahrradverleiher und Touristenführer Mike Lasher.

Sein Geschäft hängt vom Wetter ab: Fahrradverleiher und Touristenführer Mike Lasher.

(Foto: Stephan Rumpf)

Mike Lasher, Fahrradverleih und Touristenführer:

"Ich lebe seit 20 Jahren in München und studiere die Witterung immer ziemlich genau, weil mein Geschäft wetterabhängig ist. Ich muss sagen, so ungewöhnlich finde ich das im Moment gar nicht - manchmal gibt es eben einen goldenen Oktober und manchmal nicht. Und jetzt haben wir gerade Glück. Mit meinem Fahrradverleih und den Guided Tours läuft es bestens.

Keine Ahnung, wie das Wetter gerade in New York ist, wo ich herkomme, in Chicago jedenfalls hat es geschneit, sagt mein Mitarbeiter. Und, wow, wie wunderschön München ist an einem solchen Tag! Einer meiner Guides ist gerade mit einer amerikanischen Familie nach Neuschwanstein unterwegs, das ist Bayern wie im Bilderbuch. Mein Lieblingsplatz an einem solchen Tag: Der Biergarten am Feringasee. Am Wasser in der Sonne sitzen, herrlich."

Herbstwetter: "Von der Sonne kommt die Lebenskraft": Richard Lindermeier freut sich über das warme Herbstwetter.

"Von der Sonne kommt die Lebenskraft": Richard Lindermeier freut sich über das warme Herbstwetter.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Richard Lindermeier, Küchendirektor bei Haberl-Gastronomie:

"Ich habe heute zufällig einen Termin in unserem Restaurant am Chinesischen Turm, und besser hätte ich es nicht treffen können. Es ist einfach superschön im Englischen Garten, die Sonne scheint, das Farbenspiel der Herbstbäume - unglaublich. Temperaturen um die 16 Grad im Oktober, das haben wir ja öfter, aber dass es 20, 23 Grad werden, ist schon ungewöhnlich.

Für die Gastronomie ist das ideal, die Terrasse am Chinaturm ist gut besucht, der Biergarten genauso. Und man hat wirklich den Eindruck, dass jeder froh ist, um diese Jahreszeit die letzten Sonnenstrahlen mitzunehmen. Das geht mir persönlich genauso. Wenn der Herbst nur trüb und nass ist, macht es keinen Spaß. Von der Sonne kommt die Lebenskraft. "

Herbstwetter: Verkäuferin Katharina Basner in der Eisdiele Amorino am Wiener Platz.

Verkäuferin Katharina Basner in der Eisdiele Amorino am Wiener Platz.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Jutta Neumeister, Geschäftsführerin der Eisdielenkette Amorino:

"Wenn man über Eis spricht, muss man natürlich auch übers Wetter sprechen. Bei Sonnenschein kaufen sich die Leute ein Eis und setzen sich auf die Bänke hier am Wiener Platz, besonders die Kinder. Im Frühjahr war uns der Wettergott ja nicht so gnädig, da hatte es im Mai noch Schnee. Aber wenn es so hochsommerlich warm ist wie heute, stehen die Leute auch gerne mal 45 Minuten Schlange, und wir verkaufen bis zu 1000 Portionen Eis - da kommen wir in unserem kleinen Pavillon an unsere Grenzen. Wir machen so viel Umsatz wie an einem Sommertag.

Richtig los geht es, wenn ab 13 Uhr die Schüler und Angestellten kommen und sich in der Mittagspause eine Waffel holen. Die Münchner reagieren auf überraschend gutes Wetter besonders schnell, das ist, als ob ein Schalter umgelegt würde. Auch wenn Schnee liegt, mit der Sonne kommt der Appetit auf Eis. Da hilft natürlich auch die Affinität der Münchner zur italienischen Lebensart. Der Eishunger ist auf jeden Fall noch nicht gestillt."

Herbstwetter: Blümchenkleid und Sonenbrille statt Wintermütze: Nicole Mohrmann.

Blümchenkleid und Sonenbrille statt Wintermütze: Nicole Mohrmann.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Nicole Mohrmann, Inhaberin des Modeladens Mohrmann Basics:

"Wenn der Tag schön ist, merke ich das sofort an der Atmosphäre. Der Wiener Platz ist voll, viele Mütter sind mit ihren Kindern unterwegs, man trifft sich mit der Freundin auf einen Kaffee und flaniert durch die Stadt - das spüren wir auch im Laden. Die Kunden neigen zu Spontaneinkäufen und greifen zu leichten und farbenfrohen Stoffen. Ich bin ja ein Sonnenkind und meine Stimmung ist sehr wetterabhängig.

Das Leben wird gleich ganz anders, wenn die Sonne scheint: Der Tag beginnt positiv, die Leute lachen mehr. Wenn ich dieser Tage durch den Park spaziere, gefällt mir besonders das Licht, dass auf die Blätter fällt. Manche reisen extra nach New England, um so etwas zu sehen. Und es ist noch so warm, ich kann sogar noch ohne Strümpfe rausgehen! Wenn das nicht mehr geht, weiß ich: Jetzt wird es ernst."

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