Retrospektive:Wo das Abenteuer steckt

Retrospektive: Kindliche Begeisterung für das filmische Abenteuer: Herbert Fell.

Kindliche Begeisterung für das filmische Abenteuer: Herbert Fell.

(Foto: Brigitte Baier)

Das Werkstattkino würdigt den Münchner Filmemacher Herbert Fell mit einer kleinen Reihe.

Von Fritz Göttler, München

Ein kleiner Junge erzählt vom beschaulichen Leben im Biedermeier, voll konzentriert, manchmal gerät er kurz ins Stocken, vor lauter Begeisterung: Die Leute "lebten vor sich hin und gingen hinter jede Wegbiegung ... und meinten, da ist das Abenteuer versteckt ...". Schauen, wo das Abenteuer steckt, das ist auch eine schöne Definition für das Kino, für die Filme des Münchner Filmemachers Herbert Fell, den das Werkstattkino an diesem Wochenende vorstellt.

Er kam 1973 nach München, um an der Hochschule für Fernsehen und Film zu studieren, und man hat ihn oft in den Vorführungen im Filmmuseum gesehen. Nach dem Studium machte er Filme für das dritte Programm des WDR, Porträts von Jacques Doillon oder Piero Tosi, Luchino Viscontis Kostümbildner, danach Dokumentarfilme über eigene Themen. Nach einer langen Filmpause, in der er als Übersetzer arbeitete, begann er erst 2018 wieder mit dem Filmen - Home Movies, Lockdown-bedingt, als eine sehr individuelle Art, dem Abenteuer im eignen Heim auf die Spur zu kommen.

Retrospektive: Szene aus "Die Geworfenheit der Steine" (2018) von Herbert Fell.

Szene aus "Die Geworfenheit der Steine" (2018) von Herbert Fell.

(Foto: Marius Pfannenstiel/Werkstattkino)

Der Junge mit dem Biedermeier stammt aus "3 zu 4 - 7 zu 8 - Es wird ein kleiner Schritt gemacht", dazu gibt es andere Kinder in München, die Erfahrungen machen mit der Musik. Wunderbar an den Filmen von Herbert Fell ist, wie sie die Grenze zwischen dem Dokumentarischen und dem Fiktiven ignorieren. Auf der anderen Seite des Spektrums findet sich "Sun City Arizona USA", über das Leben in einem Seniorenstädtchen in der Wüste, mit Golfspielen und Square Dance, aber auch mit Schießübungen und Polizeipatrouillen. Wie Herbert Fell das filmt, mit liebevoller Distanz, sieht man in den Alten immer wieder kindliche Begeisterung hervorblitzen.

Retrospektive Herbert Fell, Do. bis So., 28. bis 31. Juli, Werkstattkino, Fraunhoferstraße 9, Telefon 2607250

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