Event:Im Namen der Freundschaft

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Jara Reker hat einen der beiden "Hendrik teNeues Photography Award NextGen 2022" in der Kategorie "Freundschaft" gewonnen. (Foto: Jara Reker)

Die Freunde von Hendrik teNeues versteigern im Kaisersaal der Münchner Residenz herausragende fotografische Werke für 400 000 Euro und vergeben erstmals Preise für junge Fototalente.

Von Evelyn Vogel

Das war ein hübscher Aufmarsch der Münchner Gesellschaft, den der Freundeskreis des 2019 im Alter von 67 Jahren gestorbenen Kunstbuchverlegers Hendrik teNeues in Kooperation mit der Kunstmesse Highlights in der Münchner Residenz versammelt hatte. So groß war der Andrang bei dieser Premiere, dass man die Veranstaltung kurzerhand sogar in den riesigen Kaisersaal hatte verlegen müssen. Geld- und alter Adel waren reichlich vertreten, aber auch Kunstförderer und international renommierte Fotografen hatten die Einladung zur Preisverleihung und Benefizauktion angenommen. Die Kunst und die Künste, die beide "nicht brotlos sein" dürften - wie die Juryvorsitzende und Moderatorin des Abends Mon Muellerschoen betonte -, sollten nicht nur gefeiert, sondern auch gefördert werden.

Diana Markosian teilte sich den "Hendrik teNeues Photography Award NextGen 2022" in der Kategorie "Freundschaft" mit Jana Reker. (Foto: Diana Markosian)

Angeführt von dem Unternehmer Martin A. Schoeller, vergab der Freundeskreis erstmals den neu ins Leben gerufenen Hendrik teNeues Photography Award. Am Ende eines langen Abends ging der mit 20 000 Euro dotierte Hauptpreis "Hendrik teNeues Photography Award - NextGen 2022" für die künstlerisch herausragendste Interpretation des Themas "Freundschaft" je zur Hälfte an die deutsche Fotografin Jara Reker und die armenischstämmige, amerikanische Fotografin Diana Markosian. Den Sonderpreis für "die emotional bewegendste Interpretation des Themas Ukraine" erhielt der spanische Fotograf Alvaro Ybarra und damit ebenfalls 10 000 Euro.

Zuvor jedoch entlockte Auktionator Kilian Jay von Seldeneck von KvS Auctions aus Berlin den Bietern bei der Saalauktion das hübsche Sümmchen von 320 000 Euro. Eine zusätzliche Online-Auktion erbrachte noch einmal 80 000 Euro, so dass sich die 53 Lose des Abends auf 400 000 Euro summierten. Mit dem Erlös soll der internationale fotografische Nachwuchs gefördert werden. Schoeller und der Hendrik teNeues Freundeskreis wollen zudem eine Fotobiennale ins Leben rufen. Mit der erfolgreichen Benefizauktion sei der Grundstein gelegt, sagte Schoeller nach der Veranstaltung. Und all das im Namen des verstorbenen Verlegers, an den zum Auftakt des Abends Künstler, Freunde und Wegbegleiter in einem Film erinnerten. Dann stürzten sich 300 Gäste - anfangs voller Begeisterung und in großen Schritten, im Verlauf des Abends und mit steigendem Verlangen nach Speis und Trank verhaltener - in die Bieterschlacht.

Es trifft immer die Zivilbevölkerung, hier eine Frontlinie im Osten der Ukraine: Mit einem Sonderpreis wurde Alvaro Ybarra beim "Hendrik teNeues Photography Award" ausgezeichnet. (Foto: Alvaro Ybarra)

So sorgte das Auftakt-Los, ein Fotoshooting mit Rolf Sachs in Rom (inklusive Flug und Hotel), für Furor: Von 500 Euro ging das Gebot in Null-Komma-Nichts nach oben, und das Event kam für 18 000 Euro unter den Hammer. Sachs war ebenso anwesend wie Greg Gorman, Russel Melcher, Sebastian Copeland, Andreas von Maltzan, Jasmine Rossi, Michael von Hassel, Michou von Beschwitz, Joachim Schmeisser, Olaf Heine oder der seine Rede für sehr viel Selbstdarstellung nutzende Jimmy Nelson. Greg Gormans freche Aufnahme von Mick Jagger und Bette Midler 1983 in New York brachte 20 000 Euro und war damit das teuerste Los des Abends.

Eine von Sebastian Copelands berühmten Aufnahmen aus dem ewigen Eis schaffte es auf 18 000 Euro, gefolgt von dem Gorman-Porträt "Grace Jones in Hat", entstanden 1991 in Los Angeles, das bei 16 000 Euro den Zuschlag erhielt. Aber auch Fotografien von Bruce Weber, Gunter Sachs, Rolf Sachs, Russel James oder Mathew Rolston gingen für jeweils um die 15 000 Euro weg. Werke wie das des mit Hausmacht angerückten Michael von Hassel sowie die der Fotografen Edward Quinn oder Michael Poliza schafften es ebenfalls in den fünfstelligen Bereich. Und etliche Arbeiten erhielten bei gehobenen vierstelligen Summen den Zuschlag.

Auch wenn die Dramaturgie des Abends in seiner Fülle noch nicht ganz stimmte, alles in allem war es ein schöner Erfolg für den neu gegründeten Hendrik teNeues Freundeskreis und den damit verbundenen Award. Und eine glanzvolle Auszeichnung für die junge Dokumentarfotografie.

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