Henckel von Donnersmarck:"Tom Cruise ist kein Dämon"

Oscar-Preisträger Florian Henckel von Donnersmarck nimmt bei der Verleihung des Verdienstordens seinen Filmkollegen Tom Cruise in Schutz.

Florian Zick

Beistand für einen Angefeindeten leistete heute Erfolgsregisseur Florian Henckel von Donnersmarck bei der Verleihung des Bayerischen Verdienstordens: Er sprang seinem Filmkollegen Tom Cruise zur Seite. Dieser werde immer als Dämon dargestellt, dabei sei er ein sehr warmherziger Mensch.

Cruise hatte zuletzt mit seinem Stauffenberg-Filmprojekt und der Diskussion für Aufregung gesorgt, ob ein bekennender Scientologe einen Widerstandskämpfer spielen dürfe. Donnersmarck erklärte, er könne sich gut vorstellen, selbst mit Cruise zu drehen. "Cruise ist ein Mensch, der anderen Kraft gibt. Das kann er sehr gut. Es ist ihm ein Anliegen, Menschen zu motivieren."

Ehrung mit Erna Baumbauer

Nachdem Henckel von Donnersmarck an der eigentlichen Verleihung des Verdienstordens im Juli nicht hatte teilnehmen können, wurde er jetzt nachträglich in die Staatskanzlei geladen. Edmund Stoiber überreichte ihm die Anerkennung für sein filmisches Meisterwerk "Das Leben der Anderen".

Donnersmarck hatte in den vergangenen Jahren einen schnellen Aufstieg hingelegt. Über die Münchner Hochschule für Film und Fernsehen kam er nach Hollywood und erfuhr dort höchste Ehren. Sein erster Spielfilm "Das Leben der Anderen" wurde mit dem Oscar für den besten ausländischen Film dekoriert, einer Auszeichung, die zuvor mit der "Blechtrommel" und "Nirgendwo in Afrika" nur zwei weitere deutsche Filme erhalten hatten.

In seinem Film setzte sich Donnersmarck mit den Stasi-Machenschaften in der DDR auseinander. Die Wandlung seines Protagonisten Hauptmann Wiesler vom linientreuen Stasimitarbeiter zum Systemkrikiter sorgten dabei für eine Kontroverse. Die Filmthese, ein bisschen Brecht-Lektüre reiche, um zum geläuterten Menschen zu werden, bewegte Historiker wie Cineasten gleichermaßen. Zumindest stieß Donnersmarck eine Diskussion an und trug somit zur Aufarbeitung deutscher Teilgeschichte bei.

Nicht zuletzt erhöhte er mit seinem Wirken das internationale Renommee des deutschen Kinofilms und sorgte dafür, dass deutschen Produktionen wieder Aufmerksamkeit gewidmet wird. Neben Henckel von Donnersmarck erhielt auch die Münchner Künstleragentin Erna Baumbauer den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Sie hatte Henckel von Donnersmarcks Film mit auf den Weg gebracht.

"Ein Land lebt nicht nur von den materiellen Dingen, sondern braucht auch Vorbilder", sagte Stoiber in seiner Rede. Donnersmarck, der eigens aus Los Angeles angereist war, zeigte sich gerührt: "Als ich gehört habe, dass ich den Bayerischen Verdienstorden bekomme, habe ich mich mehr gefreut als beim Oscar".

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