Heizkraftwerk Süd:Stadtwerke lehnen Museum und Café im Turm kategorisch ab

Heizkraftwerk Süd in München, 2019

Die Sendlinger finden die Idee eines Museums und Cafés gut, die Stadtwerke nicht.

(Foto: Florian Peljak)
  • Der Betreiber der "Alten Utting", Daniel Hahn, sieht den stillgelegten Schlot als Münchner Sehenswürdigkeit.
  • In Sendling gibt es viele Befürworter des Plans.
  • "Kritische Infrastruktur wie die des Heizkraftwerks und eine öffentliche Nutzung sind nicht kompatibel", heißt es hingegen von den Stadtwerken.

Von Johannes Korsche, Sendling

Am Montagabend klangen die Pläne für den Schlot des Heizkraftwerks Süd noch spannend, wenige Stunden später waren sie am Ende. Denn die Stadtwerke München (SWM) sperren sich gegen ein Museum samt Aussichtsplattform und Café im Schornstein des Heizkraftwerks. "Kritische Infrastruktur wie die des Heizkraftwerks und eine öffentliche Nutzung sind nicht kompatibel", teilte das Unternehmen am Dienstagnachmittag mit. Am Montagabend hatte der Bezirksausschuss (BA) Sendling noch eine Machbarkeitsstudie befürwortet, die klären soll, ob in den Schornstein des Heizkraftwerks Süd ein Museum samt Café und Aussichtsplattform einziehen könnte.

In der BA-Sitzung am Montagabend stellte Daniel Hahn, der den Münchnern zuletzt als Betreiber der Gastro-Location "Alte Utting" bekannt wurde, seine Ideen für den Hochkamin vor. Wird das Heizkraftwerk in eine Geothermieanlage umgewandelt, braucht es den Hochkamin nicht mehr. Geht es nach Hahn, stünde der Schlot dann aber nicht leer, sondern würde zu einer neuen Münchner Sehenswürdigkeit werden. Er könnte sich eine Ausstellung über die Münchner Energieversorgung vorstellen, die entlang einer Wendeltreppe im Inneren die Geschichte der Stadtwerke erzählt. Oben angekommen, würden Aussicht und Café den Aufstieg belohnen. Eine im BA kritisch gesehene Eventisierung des Isarraums erwartet Hahn nicht. Museum und Ausblick sollten im Vordergrund stehen, nicht die Gastronomie.

Hahns Ideen stießen unter den Stadtteilpolitikern nicht nur auf Zustimmung. Auch weil mancher das mit 176 Metern zweithöchste Bauwerk Münchens gar nicht erhalten will. Vor allem bei den Sendlinger Christsozialen gibt es Stimmen, die den Schlot lieber ganz abreißen wollen. Auch Stadträtin Manuela Olhausen (CSU) äußerte Skepsis. Mit Blick auf den kommenden Interims-Gasteig an der Hans-Preißinger-Straße sowie die nahe Großmarkthalle wisse sie nicht, wie ein weiterer Verkehrsmagnet im Stadtviertel ankommen würde.

Offener zeigten sich die anderen Fraktionen im Gremium. Der BA-Vorsitzende Markus Lutz (SPD) hatte bereits in der Stadtgestaltungskommission als "Freund des Schornsteins" gesprochen, wie er selbst sagte. Auch Anja Berger (Grüne) erkannte ein "sehr, sehr spannendes" Projekt, das in ihren Augen unterstützenswert sei. Anmerkungen gab es aber auch von den Befürwortern. So solle darauf geachtet werden, dass auch Münchner die Aussichtsplattform besuchen könnten, die "nicht mehr so gut zu Fuß sind", mahnte Jens Erdmann (Mut) an. Hahn stellte daraufhin einen Fahrstuhl sowie ein Rettungskonzept in Aussicht.

Doch diese Bedenken könnten nun ohnehin egal sein. Denn eigentlich wollte Hahn für die weitere Vorplanung den Schornstein begehen. Schon da spielen die Stadtwerke aber nicht mit. Man werde diesen Ortstermin nicht ermöglichen, teilen sie mit. Am Sendlinger Standort soll sowohl die Kraft-Wärme-Kopplung erneuert, als auch aus dem Heizkraftwerk eine Geothermieanlage werden. "Das ist baulich nicht möglich, wenn der Turm stehen bleibt." Zudem sei der Kamin in einem baulich zu schlechtem Zustand. Eine Sanierung sei deswegen extrem teuer und nicht vertretbar, argumentieren die Stadtwerke. "Wir unterstützen gerne kreative Ideen", so die SWM. Doch der Sendlinger Standort sei ein hochsensibles Betriebsgelände. Da liege der Fall eben völlig anders.

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