Süddeutsche Zeitung

Heiße Nächte:Chips bis nachts um halb zwei

Die Münchner verbringen derzeit ihre Nächte draußen - wer nach Ladenschluss noch Grill und Wein für ein Fest an der Isar braucht, dem hilft Harald Guzahn: Beim Betreiber des 24-Stunden-Kiosks an der Reichenbachbrücke herrscht Großandrang.

Interview: Anne Goebel

Milde Sommernächte sind zu schade, um sie in der Wohnung zu verbringen. Die Biergärten und Straßencafés sind voll, Picknick im Englischen Garten ist die Alternative für eher verwunschene Rendezvous, und wer nach Ladenschluss noch Grill und Wein für ein Fest an der Isar braucht, dem hilft Harald Guzahn: In Schönwetterphasen herrscht beim Betreiber des 24-Stunden-Kiosks an der Reichenbachbrücke Großandrang.

SZ: Am späten Dienstagabend gab es noch lange Schlangen vor Ihrem Kiosk, die Leute haben...

Harald Guzahn: Dienstag war extrem, total extrem. Ich sage ganz klar, so was habe ich noch nicht erlebt. Wir haben die Nachtschicht zu zweit machen müssen, weil noch um Mitternacht so viel los war. Das ging bis halb zwei durch, aber toujours. Da kannst du nicht mal einen Schluck Wasser nehmen zwischendurch.

SZ: Was kaufen die Leute denn so, nachts um eins an der Reichenbachbrücke?

Guzahn: Die kaufen, was sie gerade brauchen. Ihr Bier für die Isarparty, ein paar Tüten Chips, Brot und Butter fürs Picknick. Naja, großes Gezeter gibt es immer, wenn die Jugendlichen kommen. Wir müssen da ganz genau sein mit den Ausweisen. Seit es die Strandbar an der Corneliusbrücke gibt, decken sich auch viele mit Getränken bei uns ein. Dort ist um 22 Uhr Schluss mit dem Ausschank, aber die Leute wollen weiterfeiern. Ich merke das am sandigen Leergut, das am nächsten Tag zurückgebracht wird. Kommt direkt vom Strand. Ein Renner sind unsere Boxen mit Eis. Würfel oder crushed ice im 5,5-Kilo-Behälter, ideal, wenn der Weißwein warm geworden ist.

SZ: Wenn nachts die halbe Stadt auf den Straßen ist, scheint das ansteckend zu wirken - keiner will zu Hause bleiben.

Guzahn: Das stimmt. Ich habe immer wieder Leute, die sagen, ich wollte längst daheim sein, aber jetzt machen wir Party an der Isar. Dafür sind wir gerüstet. Einweggrill, Fackeln, Fleisch, alles da. Zwei Sorten Champagner, wenn's edel sein soll.

SZ: Gibt es etwas, das Sie nicht haben?

Guzahn: Nein. Wobei, frisches Obst, da fragen die Leute öfters. Das überlegen wir jetzt.

SZ: Und die Kiosk-Klassiker, weiße Mäuse, Lakritzschnecken?

Guzahn: Klar. Ist nur schwierig, wenn es eine lange Schlange gibt und einer sagt: Drei weiße Mäuse, zwei saure Schnuller, vier Colaflaschen. Da bieten wir jetzt fertige Mischungen an.

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Quelle:
SZ vom 13.7.2006
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