Hazienda, Seefeld:Tex-Mex-Schuppen auf dem Lande

Üppige Portionen, nette Bedienung, Biergarten, Grillplatz und Westernlokal - die Hazienda in Seefeld hat alles, was ein Tex-Mex-Schuppen braucht.

Luis Löschnigg

Es heißt, Stürme hätten etwas Reinigendes. Als im Juli vor zwei Jahren eine Windhose durch das Aubachtal bei Seefeld fegte, nahm sie das Dach der Hazienda mit und richtete auch sonst einigen Schaden an. Renoviert wurde dann aber nicht nur das Dach, das ganze Gebäude der ehemaligen Griesbergalm wurde neu hergerichtet.

Hazienda

Nach einem Sturm neu hergerichtet: Die Hazienda in Seefeld.

(Foto: Foto: Fuchs)

Viel mehr hätte sich nicht verändern dürfen, sonst hätte der Charme dieses Tex-Mex-Schuppens arg gelitten. Es blieb bei der stimmigen Aufteilung des großzügigen Anwesens in Biergarten, Grillplatz, überdachte Terrasse, Bar und Lounge, Westernlokal und "San Angel Inn". Die Bedienungen sind immer noch so superfreundlich und hilfsbereit, dass man kleine Patzer gerne verzeiht. Es blieben auch die umfangreiche Karte und die gute Qualität der Produkte.

Freilich musste sich das kleine Kostprobenteam schon bald von der andernorts praktizierten Menüfolge verabschieden. Die Portionen waren so enorm, dass selbst geübte Esser nach dem zweiten Gang aufgaben. Als sinnvoll erwies sich, sich nur Vorspeisen zum Bier oder Wein auszusuchen, oder nur die Hauptgerichte zu bestellen. Für die Nachspeise wurde dann meist nur ein Teller mit mehreren Gabeln und Löffeln bestellt.

Fisch ist nicht die Stärke der Hazienda

Einfaches Knabberzeug mit drei Soßen (Sauerrahm, Guacamole und würziger Chilidip) geht an der Bar zum Bier ebenso, wie die Pflaumen im Speckmantel. Während die Nachos extrem auf die Luftfeuchtigkeit reagierten und von extra knackig bis ledrig-lappig tendierten, blieben die Qualität der Pflaumen immer gleich gut. Knusprig gebratener Speck umhüllte die heiße Frucht.

Mehr Platz am Tisch und im Magen brauchte man für die Salate. Die Zutaten waren gut portioniert, die frischen Blattsalate wurden nicht von Tomaten, Mais und roten Bohnen erdrückt, die Soßen waren gut abgestimmt. Zu einem Salat wurden zwei Seezungenfilets gelegt, die aussahen wie zwei überdimensionierte Fischstäbchen. Leider zerbröselte die hellgelbe, harte Maismehlkruste auf der Gabel. Sie war ebenso wenig gewürzt wie der Fisch selbst.

Dass Fisch ohnehin nicht die Stärke der Hazienda-Küche zu sein scheint, zeigte sich bei der Fischgrillplatte. Es war zu viel Öl verwendet worden, am besten schmeckte noch der Kaisergranat, ungenießbar war eine Scheibe, deren Herkunft niemand so recht definieren konnte. Gummiartig und bitter schmeckte sie, vielleicht stammte sie von einem Schwert- oder einem Thunfisch.

Flammenwerfer und Löschmethoden

Nie etwas auszusetzen gab es dagegen bei den Fleischgerichten. Die Küche arbeitet viel mit Hühnchen, auch Steaks sind sehr zu empfehlen. Löschniggs Freund Pauli Pumpernickel bekam sein Steak ohne Nachfrage medium gebraten serviert und erzählte anschließend, wie zart es war und wie der gut gewürzte Maiskolben mundete.

Das große Fleischstück gehört ebenso zu den Sattmachern, wie die prallvollen Enchiladas und Burritos. In den gerollten Maismehl- oder Weizenfladen fanden sich Hühnchen oder Rindfleischstücke mit Gemüse, dazu ein mächtiger Klecks Sauerrahm. Als authentisch, aber tückisch erwiesen sich die feingeschnittenen Jalapenos, jene grünen Chilis mit der durchschlagenden Wirkung eines Flammenwerfers. Da half nur ein großer Löffel Sauerrahm und das ausgesprochen gute Brot.

Tex-Mex-Anfänger löschten mit Bier oder Cola, was aber keinen unmittelbaren Abkühlungseffekt brachte. Die sofort einsetzende Transpiration seiner Tischgenossen nutzte der Schlaueste am Tisch, um über die in den Subtropen und Tropen so wichtige Verdunstungskühlung zu dozieren.

"Ging in Ordnung"

Als gar nicht scharf empfand eine Freundin das Chili con carne. Es wurde aus Hackfleisch und nicht aus Filetstreifen zubereitet und machte in einem tiefen Teller viel her. "Ging in Ordnung", lautete das Urteil, nur an den aufgelegten Mandelblättchen hatte Löschniggs Begleiter Pauli etwas auszusetzen. Die hatten wohl schon zu lange in der geöffneten Tüte zugebracht, mutmaßte er, entsprechend alt hätten sie geschmeckt.

Die Preise für Hauptgerichte bewegen sich zwischen 12 und 20 Euro, für Vor- und Nachspeisen unter 10 Euro. Die offenen Weine, ob rot oder weiß, waren nette Begleiter der Speisen, allerdings nichts Besonderes. Dem spanischen Roten etwa fehlte jegliche Fülle (0,2 Liter 5 Euro). Wer das Corona-Bier mag, muss für die kleine Flasche 4,60 Euro bezahlen, für die Weißbierhalbe nimmt man in der Hazienda 3,50 und für 0,5 Liter Apfelschorle 3,20 Euro.

Hazienda, 82229 Seefeld, Moosdorfstraße 3, Telefon 08152/70156. www.hazienda.com. Geöffnet Dienstag und Mittwoch 18 bis 1 Uhr, Donnerstag bis Samstag 18 bis 3 Uhr (warme Küche bis 3 Uhr), Sonntag 17 bis 1 Uhr. Montag ist Ruhetag.

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