Haushalt der Stadt:München spart an der EM 2020

Für die vier Partien in München soll die Stadt gut elf Millionen Euro ausgeben. Doch angesichts des Lochs im Haushalt und der vielen Fußball-Skandale sucht die Politik nun nach Streichpotenzial.

Von Heiner Effern

Während national und international Fußballfunktionäre ein Eigentor nach dem anderen schießen, bereitet sich München auf seinen nächsten großen Auftritt in der Glitzerwelt des Sports vor. Ein Finale dahoam wird es bei der Europameisterschaft 2020 zwar nicht geben, doch vier Partien des erstmals über den ganzen Kontinent verteilten Turniers werden in der Allianz-Arena ausgetragen.

Wofür die 11,3 Millionen Euro nötig sind

Etwa 11,3 Millionen Euro soll die Sportsause die Landeshauptstadt kosten. Allerdings zeichnet sich ab, dass angesichts des Lochs im Haushalt und des Schmierentheaters im Fußball die Party auch eine Nummer kleiner ausfallen könnte. SPD und CSU überlegen vor der Sitzung des Sportausschusses am Mittwoch, wo im städtischen Euro-Konzept noch Streichpotenzial zu finden ist.

In 13 Ländern wird die Euro 2020 gespielt, drei Vorrundenspiele und ein Viertelfinale wird München ausrichten. Die Landeshauptstadt setzte sich in der nationalen Bewerbung gegen Berlin durch. Weil der Deutsche Fußball Bund 2024 die Europameisterschaft nach Deutschland holen will, überließ München dem Rivalen aus London kampflos das attraktivere Paket mit den beiden Halbfinals und dem Endspiel.

Woran die Stadt sparen will

Dennoch sind für die vier Partien nach Berechnung des Sportamtes knapp 9,4 Millionen Euro allein an Sachkosten nötig. Darunter fällt zum Beispiel die von der Europäischen Fußball Union (Uefa) vorgeschriebene Fanzone im Olympiapark mit Public-Viewing, die 2,4 Millionen Euro kosten soll. Des Weiteren muss die Stadt allen Kartenbesitzern am Spieltag ein Ticket für den MVV spendieren, Funktionäre und freiwillige Helfer fahren während der gesamten Eurozeit in München gratis (1,64 Millionen). Fast eine Million kosten Werbeflächen, die die Uefa zum Nulltarif einfordert.

Aus diesen Verpflichtungen wird die Stadt nicht mehr herauskommen. Sie sind Teil des Gastgebervertrags, der im Stadtrat mit großer Mehrheit verabschiedet und am 25. April 2014 in die Uefa-Zentrale nach Genf geschickt wurde. Daran werde nichts mehr zu ändern sein, sagt Beatrix Zurek, die für die SPD im Sportausschuss sitzt. Auch wenn die Diskussionen über die Sonderprivilegien, die Sportfunktionäre für ihre Großereignisse von den Kommunen einforderten, durch die Schmiergeldvorwürfe bei der Vergabe der WM 2006 neu befeuert würden.

Wer kommt für die Sicherheit auf?

Doch bei den freiwilligen Leistungen der Stadt und bei den Personalkosten werde die SPD noch einmal genau hinschauen, sagt Zurek. Das Sportamt will für eine Art Organisationskomitee befristet 6,5 Stellen schaffen, für die zwischen 2016 und 2020 etwa 1,9 Millionen Euro bereitgestellt werden müssten. "Das scheint uns schon sehr gut auskömmlich zu sein", findet Zurek. Die Fraktion sehe aber auch bei den freiwilligen Leistungen, die das Sportamt für die Euro 2020 geplant hat, noch Sparpotenzial. 2,8 Millionen soll der Stadtrat bewilligen, um "diese einmalige Werbeplattform" ausgiebig zu nutzen.

Eine Million soll zum Beispiel das Begleitprogramm inklusive einem städtischen Empfang kosten, eine halbe Million soll für Tourismuswerbung ausgegeben werden. Auch die CSU wolle alle Kosten genau prüfen, sagt Kristina Frank, Sprecherin der Fraktion im Sportausschuss. Gerade bei den zusätzlichen Stellen sei fraglich, "ob die alle zwingend erforderlich sind". Entscheide man sich für solch ein Sportereignis als Stadt-Marketing, müsse man zwar Geld ausgeben, sagt Frank.

Doch angesichts der 700 Millionen Euro, die im städtischen Haushalt für 2016 fehlen sollen, will die CSU das Budget abspecken. Am Montag werde sich die Fraktion den Etat nochmals vornehmen, sagt Frank. Am Mittwoch könnte schon abzusehen sein, mit welchen Mitteln die Stadt tatsächlich am 1. September 2016 in die konkrete Planung einsteigt.

Nicht enthalten in der Beschlussvorlage ist das Sicherheitskonzept. Den Einsatz von Polizeibeamten und die medizinische Versorgung übernehmen laut Sportamt der Bund und das Land Bayern. Dafür könnten auf München noch nicht bezifferte Kosten für den Brandschutz, den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz zukommen.

Diese Pflichten bezahlte bei der Fußball-WM 2006 auch der Freistaat. Schon 2013 in ersten Vorgesprächen habe sich aber abgezeichnet, so heißt es in der Vorlage des Sportamts an den Stadtrat, "dass eine Kostenübernahme wie bei der WM 2006 bei der Europameisterschaft nicht mehr erfolgt".

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