Kultur in München:Haus der Kunst sucht neuen Direktor

Haus der Kunst in München, 2017

Krisengebiet Haus der Kunst: Das Personal zerstritten, die Finanzen im Argen, die Bausubstanz marode.

(Foto: Johannes Simon)
  • Das bayerische Kunstministerium hat fünf international bekannte Akteure der Museumswelt damit beauftragt, eine neue Leitung für das Haus der Kunst zu suchen.
  • Das Austellungshaus steckte zuletzt in einer Krise - samt drohender Zahlungsunfähigkeit, Scientology-Verstrickungen und Vorwürfe sexueller Belästigung.
  • Noch ist unklar, wann die Kommission einen neuen Direktor vorschlagen wird. "Die Findungskommission kann sich die Zeit nehmen, die sie braucht", sagt Kunstminister Bernd Sibler.

Von Susanne Hermanski

Fünf Personen suchen einen Direktor - das bayerische Kunstministerium hat die Mitglieder der Findungskommission für die neue künstlerische Leitung des Hauses der Kunst in München benannt. Mit dabei sind: Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern, Doryun Chong, Chefkurator des M+ in Hongkong, Sir Nicholas Serota, ehemals Direktor der Tate Gallery in London, und Daniel Birnbaum, früherer Direktor des Stockholm Moderna Museet. Allesamt international arbeitende und bekannte Akteure der Museumswelt. Bayerns Minister für Kunst und Wissenschaft Bernd Sibler folgt damit der Empfehlung eines Expertenrates, der eingesetzt worden ist, um zu helfen, das Haus der Kunst aus der Krise zu holen.

Das Ausstellungshaus ist seit einem Dreivierteljahr ohne künstlerischen Direktor. Okwui Enwezor, der das Haus der Kunst seit 2011 unter großer internationaler Beachtung geführt hatte, legte sein Amt im Juni 2018 aus gesundheitlichen Gründen und nach einer Reihe von Problemen nieder.

Das Haus stand vor der Zahlungsunfähigkeit, der Verfassungsschutz trat wegen Scientology-Verstrickungen auf den Plan, Mitarbeiterinnen beklagten ungeahndete Fälle von sexueller Belästigung, das Verhältnis zwischen Leitung und Teilen der Mitarbeiterschaft war tief zerrüttet, die neue Position eines gleichberechtigten kaufmännischen Direktors war eingeführt worden. Besetzt ist diese mit Bernhard Spies, dem Ex-Chef der Bundeskunsthalle in Bonn. Dieser löste mit dem Verweis auf die anhaltende Finanzmisere des Hauses Übernahmevereinbarungen für Ausstellungen mit anderen renommierten Museen auf und geriet seinerseits in die Kritik. Er nehme zu sehr auf die künstlerische Arbeit des Hauses Einfluss.

Der Expertenrat des Hauses der Kunst, bestehend aus der Schweizerin Bice Curiger, die die Fondation Vincent van Gogh in Arles leitet, der Sammlerin Ingvild Goetz und dem Leiter des Museums Brandhorst in München, Achim Hochdörfer, hat der Findungskommission deshalb einige Aufträge mitgegeben. Die zukünftige künstlerische Geschäftsführung solle über "einschlägige inhaltliche Expertise im Bereich moderner und zeitgenössischer Kunst" verfügen, bestens in der internationalen Museumswelt und im Ausstellungswesen vernetzt sein und Erfahrung im Management von Kunstinstitutionen sowie Verständnis für die Geschichte des Hauses und das spezifische Umfeld vor Ort mitbringen. Zudem betont Kunstminister Sibler, er hoffe, man finde eine Persönlichkeit, die bereit ist, "sich dem Spannungsfeld von internationaler Strahlkraft und lokaler Verankerung zu stellen".

Einen klaren Zeitpunkt, bis zu dem die Kommission ihre Vorschläge abgegeben haben soll, hat Sibler nicht genannt. Man solle mit der nötigen Ruhe vorgehen. "Die Findungskommission kann sich die Zeit nehmen, die sie braucht", sagte er. Bis die neue Frau oder der neue Mann gefunden ist, wird der dreiköpfige Expertenrat das junge kuratorische Team des Hauses unterstützen und eine beratende Funktion einnehmen, was die Inhalte und die Machbarkeit der geplanten Projekte betrifft. Und sogar Okwui Enwzor wird in diesem Frühjahr wieder bei einer Ausstellung des Hauses der Kunst involviert sein. Er ist Co-Kurator der lang schon konzipierten Werkschau des ghanaischen Künstlers El Anatsui, der unter anderem die gesamte Fassade des Hauses der Kunst mit einer monumentalen Arbeit bespielen soll. Die Fraktionen der Grünen und der CSU forderten unterdessen erst an diesem Mittwoch im Kulturausschuss des Landtags vom Kunstministerium weitere Aufklärung aller Unregelmäßigkeiten, die das Haus der Kunst in den vergangenen beiden Jahren erschüttert haben.

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