Performance-Reihe im Haus der Kunst in MünchenWas ist noch live in der digitalisierten Welt?

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Die Tanzperformance „In The Shadow of Forward Motion“ von Layton Lachman hat zum Auftakt von „Echoes – Plot Twist“ im Haus der Kunst Premiere.
Die Tanzperformance „In The Shadow of Forward Motion“ von Layton Lachman hat zum Auftakt von „Echoes – Plot Twist“ im Haus der Kunst Premiere. (Foto: Stathis Roukas)

Menschliche und nicht menschliche Kommunikation, Sprache und Spiel stehen im Mittelpunkt von „Echoes“ im Haus der Kunst. Bei dem viertägigen Festival unter dem Titel„Plot Twist“ gibt es Sound-Installationen, Tanz, Performances, Gespräche und eine Ausstellung.

Von Evelyn Vogel

Wer heute lebt, ist immer und jederzeit „live“. Schließlich schläft das Internet nie, die digitale Verbindung steht immer und unser Smartphone gibt 24/7 unsere Daten weiter. Abschalten? Wollen wir kaum noch und wenn doch, stellt sich die Frage: Können wir es überhaupt noch?

Doch bedeutet live zugleich alive, also lebendig? Welchen Anteil haben menschliche Sprache und körperlicher Ausdruck an der Kommunikation? Welche Rolle spielen live erzeugte Bilder und Sounds im künstlerischen Ausdruck? Wie sehr hat die digitale Cloud die analoge Welt vereinnahmt oder gar ersetzt? Muss man sich davor fürchten oder ist es nicht besser, sich kluge Strategien zu überlegen, um all das kreativ zu vereinen und die (menschliche) Kontrolle zu behalten?  Bedarf es eines radikalen Einschnitts, eines „Plot Twists“, um diesem Strudel zu entkommen?

Schon seit Jahren untersucht das Haus der Kunst mit Ausstellungen und Performances im Rahmen ihres „Echoes“-Programms, wie digitale und analoge Welt in der Kunst interagieren und welche Rolle das Live-Erlebnis dabei spielt. Die dritte Ausgabe von „Echoes“ in Kombination mit der Serie „Tune“ wird nun vom 30. Januar bis 2. Februar stattfinden, steht unter dem Titel „Plot Twist“ und ist der Sprache und dem Spiel gewidmet. Wie überhaupt beide Themen eine zentrale Rolle im diesjährigen Programm der Münchner Ausstellungshalle bilden.

Invernomuto kommt mit „Triton, Chapter #1“ zu einer Listening Session ins Haus der Kunst.
Invernomuto kommt mit „Triton, Chapter #1“ zu einer Listening Session ins Haus der Kunst. (Foto: Haus der Kunst)

Die Eröffnung von „Echoes“ findet am Donnerstag um 19 Uhr mit einer Performance von Hanne Lippard statt: „Ein poetisches Werk über Alltag, Zuhören und Zusammenkommen“, so heißt es in der Ankündigung. Gleichzeitig wird Lippards Installation „Sour Loop“ im Terrassensaal eröffnet, die in Zusammenarbeit mit der Musikerin Laurel Halo entstanden ist und für „Tune“ in Auftrag gegeben wurde. Die Klanglandschaft ist übrigens bis zum 31. Juli im Terrassensaal vom Haus der Kunst zu erleben. Die Premiere von „In the Shadow of Forward Motion“ um 19.30 Uhr, eine Performance der Choreografin und Tänzerin Layton Lachman, ist eine fortwährende mysteriöse Verwandlungen und der Höhepunkt des ersten Abends. Sie ist ein Auftragswerk in Kollaboration mit dem Goethe-Institut London. Zum Abschluss des Abends gibt es ein Sprechkonzert von Lucy Liyou (ab 20.30 Uhr), das aufgezeichnete natürliche Klänge, sogenannte Field Recordings, und Text-to-Speech, also computererzeugte Sprache, mit Elementen der koreanischen Volksoper vereint.

Am Freitag geht es weiter mit einer Kollaboration zwischen Hanne Lippard und der Musikerin Laurel Halo und ihrer gemeinsamen Installation „Sour Loop“ (18.30 Uhr). Um 19 Uhr stimmt Rully Shabara einen musikalischen Dialog mit der KI-Stimme von Xhabarabot an und gibt nach dem Konzert bei einem Gespräch Auskunft über ihren Versuch, menschlichen Ausdruck und synthetische Gefühle zu vereinen. Um 20.45 Uhr folgt ein Konzert von Pavel Milyakov & Martyna Basta, das als „hynotisches Klangtagebuch“ angekündigt wird. Der Abend endet mit einem DJ-Set von Laurel Halo.

Aus der Neuproduktion „Dimanche“ von Anansi’s Web.
Aus der Neuproduktion „Dimanche“ von Anansi’s Web. (Foto: Nelta Kasparian)

Am Samstag heißt es: „Choose Your Own Adventure“. Im Mittelpunkt steht die Neuproduktion „Dimanche“ von Anansi’s Web, einem Multimedia-Archiv, das von Curtly Thomas und Nelta Kasparian kuratiert wird. Zum Auftakt des Abends (18.30 Uhr) gibt es ein Gespräch dazu. Um 19 Uhr kommt Invernomuto mit „Triton, Chapter #1“ zu einer Listening Session, um 20.15 Uhr präsentiert Sarah Friend einen Avatar-Performance-Vortrag, bei dem das Publikum die Erzählung beeinflussen kann. Nach einem DJ-Set von Suutoo findet um 22 Uhr dann die Performance „Dimanche“ von Anansi’s Web statt, die von Hip-Hop inspiriert ist und auf afro-karibischen Musiktraditionen und Karnevalsfiguren basiert.

Zum Abschluss von „Echoes – Plot Twist“ kommen Pussy Riot noch einmal nach München ins Haus der Kunst.
Zum Abschluss von „Echoes – Plot Twist“ kommen Pussy Riot noch einmal nach München ins Haus der Kunst. (Foto: Pussy Riot)

Am Sonntag kehren Pussy Riot zum Abschluss des viertägigen „Echoes“-Events ins Haus der Kunst zurück. Ihre Performance verbindet Musik und politischen Kommentar. Mit einem Live-Konzert erweitern sie ihre Ausstellung „Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia“, die noch bis 9. April in der LSK-Galerie im ehemaligen Luftschutzkeller des Hauses zu sehen ist.

Echoes. Plot Twist, Donnerstag, 30. Januar, bis Sonntag, 2. Februar, Haus der Kunst München

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