Haus der Kunst:Das große Fiasko mit der Sekte

Lesezeit: 1 min

Laxe Kontrolle und viel zu wenig Transparenz

"Haus der Probleme" vom 28. April sowie "Licht ins Innenleben" und "Scientology im Focus" vom 25. April:

Der Umgang mit seiner Geschichte in der NS-Zeit ist sicher nicht einfach und eine ständige politische Mahnung und künstlerische Herausforderung fürs Haus der Kunst. Den Kopf habe ich in der kürzlich entfachten Debatte über die Umbaupläne geschüttelt, insbesondere die Fällung der Baumreihe vorm Gebäude. Es geht nicht nur um Grünfläche und Optik, aber die Bäume vor dem Haus der Kunst zu einer politischen Frage von Transparenz beziehungsweise Intransparenz zu verdichten, erscheint mir dann doch etwas verkürzt.

Inzwischen stellen sich Fragen fehlender Transparenz und Sensibilität leider an einer ganz anderen Flanke: Mangels entsprechender institutioneller Vorkehrungen konnten offenbar Mitglieder eine totalitären Sekte potenziell Einfluss auf die Personalpolitik - und womöglich sogar die Linie? - des Hauses nehmen, wenn man den Zeitungsberichten glauben darf. Anscheinend hatten die Verantwortlichen davon viele Jahre lang nichts bemerkt.

Den Finger in die Wunde gelegt hat jetzt die SPD-Landtagsabgeordnete Isabell Zacharias und unangenehme, aber berechtigte Fragen gestellt. Deshalb versucht Scientology, sie mit schwerem Geschütz mundtot zu machen, und verklagt sie persönlich. Hier geht es nicht um "Peanuts". Das hat eine neue Qualität.

Man kann der mutigen Politikerin nur jede erdenkliche Unterstützung und Solidarität gegen diesen dubiosen Konzern wünschen. So richtig laut waren die Stimmen bislang nicht zu vernehmen. Womöglich wird unterschätzt, welchen enormen Flurschaden alleine der Versuch der subtilen Unterwanderung und Infiltrierung unserer Gesellschaft durch totalitäre Gruppierungen anrichtet. Das erinnert ein wenig an den Wald, den man vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

Das Münchner Haus der Kunst hat einen guten Ruf zu verlieren und zugleich die Chance, sein angekratztes Renommee wiederherzustellen. Jedenfalls kann jetzt keiner mehr behaupten, die Alarmglocken nicht gehört beziehungsweise nichts darüber gelesen zu haben. Wer bei Google "Haus der Kunst" sucht, bekommt an zweiter Stelle den Vorschlag "Scientology" geliefert (Stand: 1. Mai 2017). Claus Schlosser, München

© SZ vom 08.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: