Glaube und Religion:Ort für interreligiösen Dialog gesucht

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Aus der evangelischen Nazarethkirche wird nicht das Haus der Kulturen und Religionen München. Den entsprechenden Umbau kann sich der Verein nach eigenen Angaben nicht leisten. (Foto: Robert Haas)

Das Haus der Kulturen und Religionen München hat sich übergangsweise in der evangelischen Nazarethkirche in Bogenhausen eingerichtet. Doch weil für einen Umbau das Geld fehlt, muss der Verein ausziehen – mit unbekanntem Ziel.

Die evangelische Nazarethkirche in Bogenhausen wird doch nicht zum Haus der Kulturen und Religionen in München (HdKRM). Nach eigenen Angaben hat der interreligiöse Verein jetzt entschieden, „die Phase der Erprobung in der Nazarethkirche abzuschließen“. Eine weitere Nutzung des denkmalgeschützten Gotteshauses scheitert demnach an den Kosten für einen entsprechenden Umbau.

Nachdem die evangelische Gemeinde selbst keinen Bedarf und ihre Landeskirche auch nicht das nötige Geld für eine Weiternutzung der Nazarethkirche hatte, war zum Jahreswechsel 2020/21 das HdKRM eingezogen und eröffnete hier eine Pilotphase. Die Idee: ein gemeinsames Dach für viele Glaubens- und Weltanschauungsgemeinschaften zu schaffen, um in direkter und täglicher Nachbarschaft den interreligiösen Dialog mit Leben zu erfüllen.

Dass diese Vision in Bogenhausen nun nicht umgesetzt wird, begründete der Vorsitzende des Vereins, Martin Rötting, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Wir müssten in den nächsten drei Jahren 150 000 Euro für die Miete ausgeben und dazu weitere 150 000 Euro aufwenden, um den Architektenwettbewerb vorzubereiten“, sagte der Salzburger Professor für Religious Studies.

Er sei dennoch zuversichtlich, dass die Vision eines Orts für interreligiösen Dialog „nicht sterben“ werde, so Rötting weiter. Sowohl Katholiken als auch Protestanten müssten ihren Immobilienbestand reduzieren, er sei deshalb „optimistisch, dass uns andere Kirchen angeboten werden“. In der Vergangenheit hatte man auch immer mit einem zentraleren Ort in der Stadt für das HdKRM geliebäugelt.

Rötting wünscht sich einen visionären Blick der beiden Großkirchen: „Mit einem Haus für interreligiösen Dialog könnte die Volkskirche auch bei nicht-religiösen Menschen punkten.“ Wenn beide gemeinsam einen Ort definierten, wäre das Konzept mithilfe von Privatspendern und staatlichen Drittmitteln für Integrationsmaßnahmen „gut zu schaffen“.

Für politische Entscheider wichtig sei auch der geschlossene und öffentliche Rückhalt des Projekts durch die Spitzen der Religionsgemeinschaften. Der fällt für Röttings Geschmack noch zu verhalten aus - gerade auch nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober, seitdem auch in München der interreligiöse Dialog schwer gestört sei. Der Verein mache sich nun auf die Suche nach Übergangslösungen.

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