Süddeutsche Zeitung

Hauptbahnhof:Weichen für die Zukunft

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Ein Dach, barrierefreie Bahnsteige und neue Beleuchtungsanlagen: Arbeiter bereiten den Bahnhof derzeit vor fürs 21. Jahrhundert. Allein der Umbau des Holzkirchner Bahnhofs kostet 15 Millionen Euro - und das ist lange nicht die einzige geplante Modernisierung

Von Andreas Schubert

Schon gewusst? Mit 32 Gleisen oberirdisch, zwei unterirdischen S-Bahn- und weiteren sechs U-Bahn-Gleisen ist der Münchner Hauptbahnhof der zweitgrößte Personenbahnhof der Welt, nach der Grand Central Station in New York. Als Drehkreuz mit täglich rund 450 000 Passagieren und Besuchern ist der Bahnhof für den Nah- und Fernverkehr bedeutend, das heißt aber auch, dass hier ständig irgendwo etwas gebaut oder repariert wird.

Gerade bringt die Bahn den Holzkirchner Flügelbahnhof auf Vordermann. Der war seit der Nachkriegszeit unverändert und entsprach längst nicht mehr den aktuellen Standards. Dazu gehören zum Beispiel überdachte, barrierefreie und ausreichend lange Bahnsteige sowie moderne Beleuchtungs- und Beschallungsanlagen. Seit Mai dieses Jahres wird am Flügelbahnhof gearbeitet. An den Gleisen 5 bis 7 sind die Arbeiten bereits abgeschlossen. Bis Mai 2018 sollen auch die Gleise 8 bis 10 zeitgemäße Bahnsteige bekommen. Zeitgemäß: Das bedeutet, die Steige bekommen 140 Meter lange Dächer und werden von 38 auf 76 Zentimeter erhöht, damit ein ebenerdiges Einsteigen in die meisten Züge möglich ist. Und es bedeutet, dass auch der Weg zur Gleishalle überdacht wird und die Bahnsteige ein Leitsystem für Sehbehinderte bekommen. Auch Bahnsteig 11 in der Gleishalle wird barrierefrei gemacht. Sauber aussehen soll das Ganze auch noch. "Es wird ein schicker Bahnhof", sagt Heiko Hamann, der Leiter des Münchner Bahnhofsmanagements.

15 Millionen Euro kostet der Umbau des Flügelbahnhofs, eine Million mehr als zunächst geplant. Die Mehrkosten kommen nach Angaben der Bahn daher, dass sie auch neue Oberleitungen bauen und Gleise sowie Weichen verlegen musste. Das wurde nötig, weil die Bahnsteige 5 und 6 um 50 Meter auf 305 Meter verlängert wurden, damit dort nun auch Fernverkehrszüge halten können.

Das große Bauen geht dann an anderer Stelle weiter. Von Mai an wird die denkmalgeschützte Gleishalle saniert, was circa zwei Jahre dauert. Dann wird auch der Starnberger Flügelbahnhof (Gleise 27 bis 36) modernisiert, wo auch ein Büroturm entsteht. Das geschieht etwa von 2022 an, einen genauen Zeitplan gibt es allerdings noch nicht, da die Bauarbeiten auch mit dem Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke koordiniert werden müssen. In dem Zusammenhang wird im heutigen Empfangsgebäude eine 40 Meter tiefe Grube für den neuen Tiefbahnhof ausgehoben, das Empfangsgebäude wird dazu abgerissen und später, wenn der unterirdische S-Bahnhalt im Rohbau fertig ist, neu gebaut. Sowohl der Starnberger Flügelbahnhof als auch das Empfangsgebäude entstehen nach Entwürfen des Architekturbüros Auer Weber.

Das alles soll während des laufenden Betriebs geschehen, was angesichts der zahlreichen Passagiere am Tag kein leichtes Unterfangen sein wird. Vor allem die Menschenströme zu leiten, wird für die Bahn eine Herausforderung.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2017
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