Umbauarbeiten am Hauptbahnhof:Schalterhalle am Hauptbahnhof bis 2029 gesperrt

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Menschenleer ist das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs - seit Montagmittag darf man hier nicht mehr durch. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die historische Halle wird abgerissen. Die Gegner der zweiten S-Bahn-Stammstrecke sprechen gar von "Bahnhofsmord".

Von Andreas Schubert, München

Man kann nicht behaupten, dass die Passagiere am Montag begeistert gewesen wären. Punkt zwölf Uhr hat die Bahn das alte Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes abgeriegelt, von der Gleishalle zum Bahnhofplatz gab es kein Durchkommen mehr. Manche Fahrgäste maulten, andere nahmen es gelassen hin, als ihnen die Bahnmitarbeiter erklärten, dass sie außenrum zu gehen hätten. Das wird sich auch die nächsten Jahre nicht ändern.

Wenn alles glatt geht, wird ein neues Empfangsgebäude erst im Jahr 2029 komplett fertiggestellt sein. Wenn! Die Gegner des Abrisses und der zweiten Stammstrecke wollen nicht so recht an den Zeitplan glauben. Sie sprechen von "15 Jahren Bahnhofschaos", ja gar von "Bahnhofsmord", und würden das Projekt am liebsten beerdigen. Die Gegner, das sind unter anderem das Münchner Forum, der Bund Naturschutz, die Linke und weitere Antagonisten, die sich teils schon seit vielen Jahren gegen den zweiten Stammstreckentunnel stemmen. Für den Zugangsbau zur Station Hauptbahnhof entsteht anstelle der alten Schalterhalle in den nächsten Jahren eine rund 40 Meter tiefe Baugrube, im Herbst soll die Halle bereits komplett verschwunden sein. Das, so die Abrissgegner, widerspreche dem Denkmalschutz. Zwar sei die Halle selbst nicht geschützt, sie sei aber Teil eines erhaltenswerten Ensembles.

Am Montag ging denn auch beim bayerischen Verfassungsgerichtshof ein Antrag auf eine einstweilige Anordnung ein, mit welcher der Abriss in letzter Minute verhindert werden soll. Wie lange das Gericht für eine Entscheidung brauchen wird, war am Montag dort nicht zu erfahren. Die Bahn indes hat den bevorstehenden Abriss zelebriert, am Vormittag spielte die Volksmusikgruppe Gamsgetier Musi, was zum Abschluss noch einmal heitere Stimmung verbreiten sollte. Als allerletztes Stück erklang die "Nandl-Polka". Vor einem Selfie-Automat, den die Bahn aufgestellt hatte, bildete sich eine Schlange. Viele wollten ein letztes Bild von sich in der alten Halle.

Ob sich tatsächlich Menschen vom Abriss davon abhalten lassen, den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen, wie der Bund Naturschutz glaubt, wird sich erst zeigen. Fest stehen dürfte aber, was Bahnhof-Chefin Mareike Schoppe anmerkte, kurz bevor sie die Tore zum Bahnhofplatz verriegelte und den Schlüssel an Bauleiter Martin Wieser übergab. Die Schließung sei ein großer Einschnitt. "Da müssen wir jetzt gemeinsam durch."

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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