Hauptbahnhof München:Rottweiler greift Passanten und Polizisten an - und wird erschossen

  • In einem Hinterhof am Münchner Hauptbahnhof hat ein Rottweiler einen Mann angegriffen.
  • Als die Hundehalterin mit dem Tier wegfahren will, wird sie von einer Passantin aufgehalten.
  • Daraufhin lässt sie den Hund erneut unangeleint aus dem Auto - und verliert die Kontrolle über die Situation.

Von Wolfgang Görl

Ein junger Rottweiler hat am Samstagabend vor dem Hauptbahnhof drei Passanten und zwei Polizisten angefallen und verletzt, ehe er von der Polizei erschossen wurde. Die Opfer des außer Kontrolle geratenen Hundes trugen Bissverletzungen und Kratzwunden davon und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Gegen die Hundehalterin, eine 26-jährige Frau aus Berlin, wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Gegen 18.30 Uhr waren bei der Polizei mehrere Notrufe eingegangen, in denen von einem aggressiven Hund die Rede war, der mehrere Menschen in einem Hinterhof an der Bayerstraße angegriffen habe. Als die Beamten am Ort des Geschehens eintrafen, war der eineinhalbjährige Rottweiler gerade dabei, einen Passanten zu attackieren. Daraufhin stellte sich ein 37-jähriger Beamter der Polizeiinspektion 16 schützend vor den Verfolgten, doch der Hund umkurvte den Polizisten und setzte dem Passanten weiter nach. Auch die Hundehalterin versuchte verzweifelt, das wütende Tier zu stoppen, was aber misslang.

Wenig später schien der Vorfall doch noch ein halbwegs glimpfliches Ende zu nehmen: Mit vereinten Kräften gelang es, den Rottweiler an einer Gebäudemauer entlang der Bayerstraße zu stellen. Der Versuch der Berlinerin, den Hund anzuleinen, scheiterte jedoch. Das äußerst kräftige Tier riss sich los und attackierte einen 28-jährigen Polizeibeamten der Inspektion 11 sowie eine 20-jährige Bundespolizistin. Beiden Beamten biss der Hund in die Hand.

Nach Angaben der Polizei war ein Stadium erreicht, in dem sich der Hund nicht mehr beruhigen ließ. Da eine Gefährdung aller weiteren umstehenden Personen nicht auszuschließen gewesen sei, habe man sich entschlossen, von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Ein 28-jähriger Polizeibeamter und eine Bundespolizistin erschossen das Tier. Passanten seien dabei nicht gefährdet gewesen.

Nach den ersten Vernehmungen ergibt sich folgendes Bild: Die 26-jährige Angestellte, die ihr Auto in dem Innenhof abgestellt hatte, wollte ihrem Hund "Pascha" zu trinken geben und ließ ihn dabei frei herumlaufen. Ein zufällig vorbeikommender Mann entfachte offenbar den Jagdtrieb des Tieres: Er wurde verfolgt und gebissen. Danach gelang es der 26-Jährigen sowie ihrem Lebensgefährten, "Pascha" wieder ins Auto zu bringen. Das Paar wollte wegfahren, was eine 63-jährige Zeugin aber verhinderte. Sie forderte die Hundehalterin auf, ihre Personalien zu hinterlassen. Daraufhin, so die bisherigen Ermittlungen der Polizei, habe die Berlinerin den Hund nochmals unangeleint aus ihrem Auto herausgelassen.

Gemäß der städtischen Hundeverordnung müssen große Hunde innerhalb des Altstadtrings angeleint sein. Der Innenhof an der Bayerstraße liegt außerhalb dieses Bereichs. Allerdings gilt die Leinenpflicht auch für Bahnhöfe, weshalb bei den Ermittlungen zu klären wäre, ob das fragliche Areal Teil des Hauptbahnhofs ist. Rottweiler zählen in Bayern zur Kategorie 2 der Kampfhundeverordnung. Das bedeutet, mit einem Wesenstest kann der Hundehalter die Kampfhundeeigenschaften widerlegen. Ob dies bei "Pascha" geschah, muss noch geklärt werden.

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