Süddeutsche Zeitung

Hauptbahnhof:Münchens modernste Hinweistafel

In der Nacht wirkt sie besonders beeindruckend: Am Hauptbahnhof weist eine neuartige Stele den Weg zu U- und S-Bahn. Trotzdem soll der Prototyp ein Prototyp bleiben - und nur in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Von Marco Völklein

In der Nacht wirkt die neue Info- und Hinweis-Stele am Hauptbahnhof besonders beeindruckend. Denn dann leuchten nicht nur das blaue U und das grüne S an der Spitze. Vielmehr ist direkt darunter auch der Stadtplan für die nähere Umgebung leuchtend hinterlegt. Die Säule steht am Hauptbahnhof, neben dem Abgang zur U- und S-Bahn in der Schützenstraße. Im Zuge der 20 Millionen Euro teuren Modernisierung des Zugangsgeschosses unter dem Bahnhofsvorplatz hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) diese neuartige Hinweissäule angeschafft. Sie ist ein Prototyp, wie MVG-Chef Herbert König immer wieder betont: "Wir wollten ein Muster ausprobieren und sehen, wie es wirkt."

Das Besondere an der Stele allerdings ist der Schriftzug unter den beiden Symbolen. Denn dort steht der Name der Station, in diesem Fall also "Hauptbahnhof". An den Bahnhöfen am Stiglmaierplatz, an der Richard-Strauss-Straße oder auch an vielen anderen Stationen in der Stadt steht zwar an den Ausgängen jeweils ein Mast mit einem blauen U-Symbol - ein Hinweis auf den Namen des jeweiligen Bahnhofs findet sich dort aber in den allermeisten Fällen bislang nicht.

Das hatten Vertreter von Fahrgastverbänden und der Rathaus-Opposition immer wieder kritisiert. In Berlin zum Beispiel steht groß und breit in der Friedrichstraße der Name der U-Bahnstation "Stadtmitte" über den Zugängen; einige hundert Meter weiter südlich prangt über den Zugängen der nächsten Station ebenfalls der Name des Bahnhofs: "Kochstraße". Vor allem für Touristen, aber auch für Einheimische sei das "extrem hilfreich", sagt Andreas Nagel von der "Aktion Münchner Fahrgäste". Ähnlich sieht es der Verkehrspolitiker Georg Kronawitter: Er hatte immer wieder per Stadtratsantrag gefordert, auch in München an den U-Bahn-Aufgängen den Namen der jeweiligen Station deutlich anzubringen. Bislang allerdings ohne Erfolg.

Bahnhofsnamen zu lang für ein Schild

Und wie es aussieht, wird es auch in Zukunft dabei bleiben. Die MVG jedenfalls versteht die neue Stele am Hauptbahnhof ausdrücklich als "Muster" - und bremst bereits Erwartungen, dass solche Stelen bald flächendeckend in München aufgestellt werden könnten. Vielmehr gehe es zunächst einmal darum, "eine gestalterisch neue, modernere Version" der Hinweise auf die Bahnhofszugänge auszuprobieren.

Zudem wolle man den "Anwendungsfall für einen solchen komplexen Bahnhof" testen, also für einen Bahnhof, an dem mehrere U- und S-Bahnlinien halten. Der Schriftzug "Hauptbahnhof" sei auch deshalb aufgenommen worden, weil die Fußgängerunterführung unter dem Bahnhofsvorplatz zur Eingangshalle des Hauptbahnhofs führt. "Ortsunkundige sollen also erkennen, dass sie über diesen Treppenabgang auch den Bahnhof erreichen können", sagen die MVG-Planer.

Außerdem habe sich bereits gezeigt, dass "im Rahmen einer solchen Stele nur Schriftgrößen möglich sind, die keine Lesbarkeit aus der Ferne ermöglichen". Die Säulen könnten daher also eben gerade nicht die Funktion großer Bahnhofshinweise wie etwa die in Berlin erfüllen. Den Hinweis darauf, dass sich an einem Platz oder einer Kreuzung ein Zugang zu einer U- oder S-Bahnstation befindet - diese Funktion "übernehmen nach wie vor die großen und damit weithin sichtbaren U- und S-Bahn-Symbole an der Spitze der Stele", heißt es bei der MVG.

Hinzu kommt, dass aus Sicht des Verkehrsbetriebs Bahnhofsnamen wie "Moosacher St.-Martins-Platz" oder "Therese-Giehse-Allee" so viel Platz einnehmen, dass am Ende "große Schriften und damit sehr breite Schilder" angebracht werden müssten - "dies ist an vielen Bahnhofszugängen schon räumlich wie auch stadtgestalterisch gar nicht möglich".

Keine Notwendigkeit für Austausch

Entscheidend sei ohnehin, auch für ortsunkundige Nahverkehrsnutzer, dass "sie die U-Bahn-Station als solche leicht auffinden". Dort angekommen, könnten sich die Fahrgäste an den Hinweisschildern direkt an den Treppenabgängen sowie über die Aushänge in den Glasvitrinen informieren. "Eine von weitem lesbare Bahnhofsbezeichnung bedeutet keinerlei Informationsgewinn", argumentiert ein MVG-Sprecher.

Fahrgastvertreter Andreas Nagel wie auch CSU-Stadtrat Kronawitter sehen das anders. Nagel beispielsweise findet, auch der Hinweis in der - zugegebenermaßen - relativ kleinen Schriftgröße wie der an der neuen Stele am Hauptbahnhof sei insbesondere für Ortsunkundige und Touristen hilfreich, um sich besser in der Stadt orientieren zu können. Er hofft, dass die MVG die Stelen bald auch an anderen Bahnhöfen montieren lässt.

Da aber winken die Verantwortlichen bei dem städtischen Verkehrsbetrieb bereits ab: Zwar könne es sein, dass die Stelen "bei anderen komplexen Bahnhofssanierungen wie zum Beispiel am Marienplatz oder am Sendlinger Tor" zum Einsatz kommen - sofern sie denn allgemein Gefallen finden sollten. Für ein stadtweites Austauschprogramm an den insgesamt etwa 100 Bahnhöfen mit jeweils mehreren Ausgängen gibt es aber aus MVG-Sicht "weder eine Notwendigkeit noch eine Finanzierung".

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SZ vom 18.03.2014/ahem
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