Süddeutsche Zeitung

Hauptbahnhof:Abrissgegner machen sich für den Erhalt der Schalterhalle stark

  • Gegen den geplanten Abriss der Schalterhalle des Hauptbahnhofs regt sich Widerstand. In einem offenen Brief fordern Gegner ein Moratorium.
  • Die Unterzeichner des Schreibens sprechen von angeblichen Mängeln bei der Planung des Umbaus.
  • Stand jetzt soll die Halle am 6. Mai für den Abriss gesperrt werden.

Von Andreas Schubert

Kommenden Montag, 6. Mai, 12 Uhr, wird die Schalterhalle des Hauptbahnhofs gesperrt. Von Juli an wird das 1960 eröffnete Gebäude abgerissen. Dann soll parallel zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke ein neues Empfangsgebäude entstehen, das auch Zugangsgebäude zum neuen Tiefbahnhof sein soll. Doch mehrere als ausgewiesene Gegner des Stammstreckentunnels bekannte Verkehrs- und Stadtplaner sowie Organisationen, unter ihnen der Bund Naturschutz, das Münchner Forum und der Verkehrsclub Deutschland (VCD), wollen die Notbremse ziehen.

Sie fordern seit Montag in einem offenen Brief an Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Bahnchef Richard Lutz ein Moratorium, also einen Aufschub des Projekts. Als Grund führen sie angebliche Mängel in der Planung an, die alle drei Tiefbahnhöfe in der Stadt betreffen. Es seien gravierende Umplanungen nötig, die erneute Baugenehmigungsverfahren nach sich zögen, was wiederum den Bau um Jahre verzögern würde.

So wird die Bahn etwa den Tiefbahnsteig am Hauptbahnhof um 80 Meter nach Westen verrücken. Die Bahn betont erneut, dass es sich nicht um Umplanungen handle, sondern um "Optimierungen im Zuge der Baurealisierung". Wichtig sei dabei, dass nicht die Station nach Westen verschoben werde, sondern nur der Bahnsteig. Das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde halte eine öffentliche Auslegung der Planfeststellungsunterlagen für nicht notwendig. Derzeit rechnet die Bahn nicht mit Verzögerungen. Man arbeite aber an einer Machbarkeitsstudie, wie sich ein möglicher Bau einer neuen U 9-Station auf Zeitplan und Kosten auswirken werde. Die Studie ist nicht fertig, weshalb die Bahn an der Fertigstellung der Stammstrecke 2026 und des Empfangsgebäudes 2028 festhält.

Auch die Bürgerinitiative München, die sich unter anderem mit städtebaulichen Aspekten befasst, will den Abriss des Empfangsgebäudes stoppen und beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eine einstweilige Anordnung erwirken. Obwohl nur Teile des Hauptbahnhofes unter Denkmalschutz stehen - die Empfangshalle nicht - sei der Bahnhof als Ensemble ein Denkmal und somit zu erhalten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4426114
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 30.04.2019/baso
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.