Polizei:Alkoholverbot am Hauptbahnhof: Kein Bier in Sicht

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Kein Bier in Sicht: Mitarbeiter der Bundespolizei am Samstagabend im Hauptbahnhof. Die Beamten greifen wegen des Alkoholverbots nur selten durch. (Foto: Lukas Barth)

Die Polizei kontrolliert erstmals das Alkoholverbot am Hauptbahnhof - und hat am ersten Wochenende nicht allzu viel zu tun. Nur ein Liebespaar löst einen Einsatz aus.

Man könnte jetzt sagen, dass die Bilanz ernüchternd ist: null Aufgriffe im Hauptbahnhof, null Aufgriffe rund um den Hauptbahnhof. Aber das wäre nur ein billiger Wortwitz, denn eigentlich soll es ja genau so sein, keine Betrunkenen, keine Probleme - weshalb sie bei Landes- und Bundespolizei ganz glücklich sind mit der Bilanz der ersten Alkoholverbotsnacht.

Mit zehntägiger Verspätung wegen einer fehlenden Unterschrift von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist das Verbot nun auch für das Gebiet rund um den Bahnhof in Kraft getreten. Die Bahn hatte im Gebäude bereits vor mehr als einer Woche von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und die Regelung eingeführt, wonach das Mitführen und Trinken von Alkohol zwischen 22 Uhr und 6 Uhr verboten ist. Der Münchner Stadtrat will dadurch die Kriminalität rund um den Bahnhof eindämmen.

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Allerdings gab es am Wochenende gar nicht so viel einzudämmen, wozu auch die Minus-Temperaturen beitrugen. Polizei, Bundespolizei und der Sicherheitsdienst der Bahn patrouillieren jetzt auch nicht durch den Bahnhof und verfolgen jeden, der eine Flasche Bier in der Hand hält.

Es gehe eher um die sogenannte Stammklientel, sagt der Sprecher der Bundespolizei, Wolfgang Hauner - also die Personen, die sich täglich am und im Bahnhof treffen und sich dann über Stunden heillos betrinken und infolgedessen auch Straftaten begehen. Man habe auch weiterhin nichts dagegen, wenn einer mal mit einem Bier die Bahnhofshalle durchquere, und auch die vielen internationalen Gäste bekämen wegen einer Flasche Wein in der Hand nicht gleich eine Geldbuße aufgebrummt.

Eine betrunkene Frau hat die Bundespolizei am Samstagabend dennoch beschäftigt, allerdings in einem Imbiss im Hauptbahnhof am Eingang Bayerstraße: Ein Gastromitarbeiter beobachtete die Neuhauserin laut Polizeibericht dabei, wie sie an einem unbekannten Gast "sexuelle Handlungen" vorzunehmen versuchte, offenbar im gegenseitigen Einvernehmen.

Als er die beiden aufforderte, das Lokal zu verlassen, flüchtete der Mann, die 35-Jährige schlug dem Angestellten ins Gesicht. Der rief die Polizei zur Hilfe, die bei der Frau einen Atemalkohol von 2,21 Promille feststellte. Sie erhielt eine Strafanzeige wegen Körperverletzung und einen Platzverweis.

© SZ vom 23.01.2017/ffu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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