Hauptbahnhof:Die Vorarbeiten für die zweite Stammstrecke beginnen

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Auf dem Bahnhofsvorplatz sollen von Dienstag an eine Fernwärme- und eine Fernkälteleitung sowie ein Abwasserkanal verlegt werden. (Foto: Johannes Simon)

Vor dem Hauptbahnhof werden von Dienstag an Leitungen und Kanäle für den geplanten S-Bahn-Tunnel verlegt. Das hat weitreichende Folgen - nicht nur für Autofahrer.

Von Christoph Koopmann

Faktisch ist es der Spatenstich für den seit Jahren diskutierten und immer wieder aufgeschobenen Bau der zweiten Stammstrecke der S-Bahn: Am Dienstag beginnen am Hauptbahnhof die ersten Vorarbeiten für den Tunnel. Autofahrer und Nutzer der Buslinie 58 müssen sich dann auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Im kommenden Februar wollen Deutsche Bahn und Stadtwerke München mit den Vorarbeiten fertig sein, so eine Sprecherin der Bahn.

Auf dem Bahnhofsvorplatz werden bis dahin eine Fernwärme- und eine Fernkälteleitung sowie ein Abwasserkanal umgelegt. Der Grund: Für die neue Stammstrecke soll unter dem Bahnhofsvorplatz in 40 Metern Tiefe eine S-Bahn-Station entstehen. Noch liegt die Fernwärmeleitung, die umgelegt werden muss, unter der Empfangshalle des Hauptbahnhofs - und damit dem Schacht im Weg, durch den ein Zugang zu der Station gebaut werden soll. Deswegen muss die Leitung unter den Vorplatz gelegt werden. "Weil die Fernwärmeleitung dann aber mit den beiden anderen Leitungen kollidieren würde, müssen auch sie verlegt werden", sagt die Sprecherin.

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Das Baurecht für den neuen S-Bahn-Tunnel ist da. Doch was bedeutet das? Wie soll die Röhre finanziert werden? Und wann könnte es soweit sein? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Für die unterirdischen Umbauarbeiten am Leitungssystem wird von Dienstag an der Bahnhofsvorplatz bis zur Tramhaltestelle aufgerissen. Somit fallen neben den beiden Auto-Spuren auf der westlichen Seite des Platzes auch der Taxistand und die Bushaltestelle der Linie 58 weg. Für den Verkehr am Bahnhof hat das große Konsequenzen: Bis zum 18. Oktober wird zunächst die Bayerstraße stadteinwärts ab der Senefelderstraße gesperrt, die ihrerseits zur Einbahnstraße in Richtung Süden wird.

Vom 19. Oktober an ist dann der Bahnhofsvorplatz von der Arnulfstraße kommend südwärts für Autofahrer gesperrt. Wegen der wegfallenden Haltestelle wenden die Busse der Linie 58 vom 18. Oktober an an der Haltestelle Hauptbahnhof Nord. Der Autoverkehr in Richtung Norden ist von der Baustelle nicht betroffen, ebenso wenig der Tramverkehr. Auch der Hauptbahnhof selbst bleibt vorerst unberührt: "Die Eingangshalle bleibt weiterhin zugänglich", sagt die Bahn-Sprecherin. Auch drinnen bleibe alles beim Alten, denn das Fernwärmerohr könne durch Grabungen vom Vorplatz aus verlegt werden.

Dass es in absehbarer Zeit überhaupt etwas wird mit der zweiten Stammstrecke, wird nach langem Hin und Her langsam klarer: Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte am Mittwoch im Landtag, dass die endgültige Entscheidung über die neue Röhre noch im Oktober falle. An dem dafür notwendigen Finanzierungsplan werde aktuell noch gearbeitet. Seit um die Jahrtausendwende erstmals ernsthaft über die Ergänzung-Strecke der Münchner S-Bahn diskutiert wurde, kam es immer wieder zu Verzögerungen. Zuletzt musste die Vorstellung des Finanzierungsplans verschoben werden, eigentlich sollten die Zahlen schon im letzten Quartal 2015 vorliegen.

Immer wieder musste umgeplant werden

Doch weil sich das Genehmigungsverfahren hinzog, dauert es nun offenbar bis Oktober, ehe die definitiven Kosten feststehen. Auch Klagen von Anliegern der geplanten Baustellen zwangen die Bauherren immer wieder dazu umzuplanen. "Dabei ging es vor allem um Beeinträchtigungen während der Bauzeit: Lärm, verengte Durchfahrten und so weiter", sagt Klaus Löffelbein, Sprecher des Verwaltungsgerichtshofs, der für die Klagen gegen die Baugenehmigung des Tunnels zuständig ist.

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Sollte die von Seehofer für Oktober angekündigte Entscheidung positiv ausfallen, könnten die eigentlichen Bauarbeiten am zweiten S-Bahn-Tunnel im kommenden Jahr beginnen. Mit einer Fertigstellung ist laut Bahn allerdings nicht vor 2025 zu rechnen. Ob dieser Zeitrahmen zu halten ist, wird sich zeigen, denn schon bei den Vorarbeiten gab es Verzögerungen. Sie sollten eigentlich noch vor der Sommerpause beginnen, doch wegen anderer Baustellen in der Innenstadt bremste die Stadt die Planer von Bahn und SWM aus. Nun kann erst nach der Wiesn mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Unabhängig davon wird vor dem Bahnhof auch kommendes Jahr gebaut. Von Februar an will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Tram-Schienen dort und am Knotenpunkt in der Bayerstraße erneuern. "Durchsickerndes Salzwasser greift die Fugen der unterirdischen Tragwände an", nennt MVG-Sprecher Matthias Korte als Grund. "Um sie ausbessern zu können, müssen die Gleise weg." Erst im November 2017 seien die Arbeiten abgeschlossen.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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